Welche Edition ist im Rechenzentrum sinnvoll? Windows Server 2019 Standard und Datacenter im Vergleich

Autor / Redakteur: Thomas Joos / Ulrike Ostler |

Nicht immer ist es notwendig auf die teure „Datacenter“-Lizenz von „Windows Server 2019“ zu setzen. Auch im Rechenzentrum kann es im Einzelfall ausreichen die „Standard-Edition“ zu wählen.

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Selbst im Rechenzentrum bedarf es nicht in jedem Fall einer „Datacenter“-Lizenz von „Window Server 2019“. Autor Thomas Joos zeigt die Alternativen auf.
Selbst im Rechenzentrum bedarf es nicht in jedem Fall einer „Datacenter“-Lizenz von „Window Server 2019“. Autor Thomas Joos zeigt die Alternativen auf.
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Die Editionen Standard und Datacenter verfügen über fast den gleichen Funktionsumfang; eine Enterprise-Edition oder Webserver-Edition gibt es nicht mehr, so wie noch bei „Windows Server 2008 R2“. Auf die wenigen Editionen-Unterschiede der verbliebenen Varianten geht dieser Artikel ein.

In vielen Fällen reicht „Windows Server 2019 Essentials“ aus. Allerdings dürfen hier nur maximal 25 Benutzer mit 50 Geräten arbeiten. Dafür sind keine Benutzerlizenzen notwendig, im Vergleich zu Windows Server 2019 Standard und Datacenter. Microsoft gibt als „Open NL-ERP“-Preise für die Datacenter-Edition 6.155 Dollar, für Standard 972 Dollar und für die Essentials-Edition 500 Dollar an. Es lohnt sich also zu vergleichen, ob immer Datacenter zum Einsatz kommen soll, auch in Rechenzentren.

Entscheidungsfaktor Storage Spaces Direct und Storage Replica

Microsoft hat in Windows Server 2019 Unterschiede in den Storage-Funktionen von Windows Server 2019 integriert. Diese verhalten sich ähnlich zu „Windows Server 2016“. So unterstützt nur die Datacenter Edition alle Funktionen, die Windows Server 2019 kann.

In der Standard-Edition gibt es kein „Storage Spaces Direct“, aber „Storage Replica“. Das ist ein Unterschied zu Windows Server 2016.

In Windows Server 2016 gab es keine Storage-Replikation für die Standard-Edition. In Windows Server 2019 Standard kann der Server ein einzelnes Volume mit einem einzelnen Ziel replizieren. Die Datacenter Edition kann beliebige Editionen mit beliebigen Zielen replizieren.

Entscheidungsfaktor Hyper-V

„Shielded Virtual Machines“ fehlen in der Standard-Edition. Das heißt: Es lassen sich keine hochsicheren Virtualisierungsinfrastrukturen erstellen. Das Feature zur Host-Überwachungsunterstützung für „Hyper-V“ ist kein Bestandteil von Windows Server 2019 Standard.

Wer im Netzwerk auf Software Defined Networking setzen will, kommt um den Einsatz der Datacenter-Edition nicht herum. Leider kennt die Standard-Edition diese Funktionen nicht.

Container-Unterstützung ist hingegen in der Standard-Edition enthalten. Beim Einsatz der Hyper-V-Container muss aber darauf geachtet werden, dass eine Lizenz der Standard-Edition nur zwei Container erlaubt, da nur 2 virtuelle Maschinen (VMs) zugelassen sind. Herkömmliche Container lassen sich aber auch in der Standard-Edition in unbegrenzter Anzahl betreiben.

Die Berechnung der Preise

Die Lizenzierung erfolgt nicht auf Basis der CPUs, sondern auf Basis der CPU-Kerne. In Hyper-V werden die logischen Prozessoren lizenziert, da diese das Pendant zu den physischen Prozessorkernen darstellen.

Beide Editionen decken immer nur zwei Prozessorkerne des Hosts oder zwei logische CPUs ab. Die erforderliche Mindestanzahl von Betriebssystemlizenzen für jeden Server wird durch die Anzahl der physischen Prozessor-Cores des Hosts sowie die Anzahl an virtuellen Servern bestimmt. Setzen Unternehmen also Server mit mehreren Prozessoren ein, ist pro Kern-Paar eine Lizenz notwendig, egal welche Edition im Einsatz ist.

In Windows Server 2019 Standard dürfen pro Lizenz 2 VMs installiert werden, Windows Server 2019 Datacenter kennt kein Limit. Hier müssen lediglich alle Prozessorkerne des Servers lizenziert sein.

Lizenzen von Windows Server 2019 sind direkt auf die physische Hardware gebunden. Jede Lizenz deckt zwei physische Prozessorkerne ab.

Schneller Wechsel zwischen Standard und Datacenter

Soll die aktuelle Windows Server 2019-Edition angezeigt werden, die auf dem Computer installiert ist, erfolgt das in der Befehlszeile mit „dism /online /Get-CurrentEdition“ ein. Im Fenster erscheint die Edition und weitere Information zur Installation. Soll angezeigt werden, zu welchen Editionen die installierte Version aktualisiert werden kann, wird der Befehl „dism /online /Get-TargetEditions“ verwendet.

Um die Aktualisierung von Standard zu Datacenter durchzuführen, wird der Befehl „Dism /Online /Set-Edition:ServerDatacenter /AcceptEula /ProductKey:xxxxx-xxxxx-xxxxx-xxxxx-xxxxx“ eingegeben. Als ProductKey wird die Seriennummer der Datacenter-Edition angegeben. Nach der Aktualisierung muss der Server neu gestartet werden.

So sieht ein Wechsel von der Standard-Edition zur Datacenter-Edition aus.
So sieht ein Wechsel von der Standard-Edition zur Datacenter-Edition aus.
(Bild: Thomas Joos)

Windows Server 2019 Essentials

Windows Server 2019 Essentials unterstützt dafür alle Neuerungen, die auch Windows Server 2019 Standard bietet. Allerdings kann Windows Server 2019 Essentials nicht als Core-Server installiert werden. Bei der Installation wird automatisch die grafische Oberfläche mit installiert. Vom Funktionsumfang entspricht Windows Server 2016/2019 Essentials ansonsten der Standard-Edition. Eine Aktualisierung von Windows Server 2016/2019 Essentials zur Standard- und Datacenter-Edition ist möglich.

Der Einsatz von Windows Server 2019 Essentials lohnt sich vor allem dann, wenn in einem Netzwerk maximal 25 Benutzer und 50 Geräten mit Standardaufgaben angebunden werden sollen. Zu den Geräten zählt aber auch der Zugriff mit Smartphones und Tablets.

Der Preis der Edition ist günstiger, und wenn die Installation ohne auf einem kleinen Server mit maximal zwei CPUs erfolgt, reicht die Edition oft aus. Sind auf Dauer doch mehr Benutzer auf den Server angewiesen, kann dieser jederzeit zur Standard- oder Datacenter-Edition aufgewertet werden. Dieser Vorgang kann in der Powershell und Befehlszeile erfolgen.

Zusammengefasst

Welche Edition im Rechenzentrum eingesetzt wird, hängt vom Einsatzgebiet ab. In vielen Fällen reicht der Einsatz der Standard-Edition, teilweise sogar der Einsatz von Windows Server 2019 Essentials. Natürlich ist vor allem beim Einsatz von Hyper-V die Datacenter-Edition notwendig, da hier die Standard-Edition stark eingeschränkt ist. Auch beim Einsatz von Storage Spaces Direct und der Speicherreplikation muss auf die Datacenter-Edition gesetzt werden.

Der Einsatz einer Edition ist auch keine Einbahnstraße. Es ist im laufenden Betrieb des Servers möglich von Essentials zu Standard und Datacenter zu wechseln.

*Thomas Joos ist freier Autor und gibt auf DataCenter-Insider Tipps und Tricks für Administratoren: Toms Admin-Blog

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