Die Lizenz zum Schröpfen? VMware zu neuen Konditionen

Von Anna Kobylinska und Filipe Martins* Lesedauer: 10 min |

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Viele VMware-Nutzer erleben gerade ein böses Erwachen – nicht zuletzt beim Versuch, ihre bestehenden Lizenzen zu verlängern oder an geänderte Geschäftsanforderungen anzupassen. Es ist ja ein offenes Geheimnis, dass VMware unter dem neuen Eigentümer, Broadcom, ein neues Lizenzmodell anstrebt. Manchem VMware-Partner rüttelt es schon der Boden unter den Füßen. Der Exodus hat begonnen.

VMware-Kunden fühlen sich von den Lizenzvorgaben ihres Software-Liferenten bedoht und manche flüchten .... zur Konkurrenz.
VMware-Kunden fühlen sich von den Lizenzvorgaben ihres Software-Liferenten bedoht und manche flüchten .... zur Konkurrenz.
(Bild: GraffiTimi - stock.adobe.com)

Noch haben sich die Unternehmen von der letzten Umstellung der Lizenzstruktur nicht erholt, schon drängt Broadcom auf einen Übergang zum Wall-Street-freundlichen Abonnement-Modell. Das soll zudem „im Schnellverfahren“ geschehen.

Geschröpft: Im Hauptquartier von Broadcom Inc. tüftelt die Führungsspitze an dem neuen Abonnement-basiertem Lizenzmodell. Bei den KMUs in der VMware-Anwendergemeinde stößt die neue Preispolitik aber auf Unverständnis und artet sogar in heller Panik aus.
Geschröpft: Im Hauptquartier von Broadcom Inc. tüftelt die Führungsspitze an dem neuen Abonnement-basiertem Lizenzmodell. Bei den KMUs in der VMware-Anwendergemeinde stößt die neue Preispolitik aber auf Unverständnis und artet sogar in heller Panik aus.
(Bild: VMware Inc.)

Informationen darüber, wie es jetzt genau weitergehen soll, fließen aus Palo Alto nur spärlich, wenn überhaupt. Selbst die wichtigsten Partner von VMware haben keine Einblicke in die Pläne bekommen. Das eine oder andere ist aus den höchst offiziellen Quellen dann doch durchgesickert.

Broadcom beabsichtigt offenbar, eine wiederkehrende Einnahmequelle zu schaffen und möglicherweise auch, die Kundenbasis zu straffen, um die Margen aufzubessern. Das Abonnement-Modell könnte den größten Kunden den Zugang zu regelmäßigen Updates erleichtern. In der VMware-Community herrscht dennoch eine gewisse Unzufriedenheit.

Großunternehmen, die tendenziell leistungsstarke Server-CPUs und viel RAM verwenden, dürften künftig mit weniger vSphere-Lizenzen auskommen als jene VMware-Nutzer, die ihre virtualisierten Workloads auf Servern mit einer geringeren Anzahl von Kernen pro CPU einsetzen. Zudem dürften die „vSphere“-Editionen „Standard“ und „Enterprise Plus“ als Einzellizenz die zentralisierte Management-Plattform „vCenter Server“ nicht umfassen.

Broadcom hat die angestrebte Strategie zwischendurch ganz trocken als „schnellen Übergang von dauerhaften Lizenzen zu Abonnements“ beschrieben und damit eine Menge Panik ausgelöst. Die Absicht, Software auf ein Abonnement-Modell umzustellen, läuft nämlich auf den Wegfall mehrjähriger Dauer-Lizenzen hinaus. Einzig diese Änderung könnte den Einsatz von VMware für viele Organisationen von jetzt auf gleich unwirtschaftlich machen.

Das Fazit der Autoren

Die fehlende Klarheit über die zukünftige Lizenzpolitik und Preisstruktur wirft bei jenen, die in VMware-Produkte auf lange Sicht investiert haben, berechtigte Fragen auf. Zahlreiche VMware-Lizenzen stehen bereits in absehbarer Zukunft zur Verlängerung an. An ihnen hängen wichtige Arbeitslasten.

Die neue Lizenz- und Produktpolitik von VMware ignoriert Hunderttausende Organisationen in der stark diversifizierten Nutzergemeinde des VMware-Ökosystems. Ihr Wegfall dürfte zum Kompetenz-Wegfall führen und die wertvollste aller Support-Option verschwinden lassen: die Quickfix-Tipps von hilfsbereiten Mitbenutzern aus der gelebten VMware-Praxis.

Für Broadcom könnte das bedeuten: Pech gehabt.

*Das Autorenduo Anna Kobylinska und Filipe Pereia Martins arbeitet für McKinley Denali, Inc., USA.

VMware-Lizenzkosten gehen durch die Decke

Fast „durch die Bank“ gehen die Lizenzkosten für VMware durch die Decke. Einige Nutzer ärgern sich jetzt noch über das 'Core-Based'-Lizenzmodell, eine Option, die VMware in 2020 eingeführt hatte.

„Wir bereiten uns darauf vor, unsere Lizenzen Anfang 2024 zu erneuern“, berichtet ein Anwender. „Wir hatten [VMware] pro Socket lizenziert, und die haben uns gesagt, dass es jetzt im Wesentlichen auf die Anzahl der Kerne ankommt.“ Konkret würde eine Lizenz für eine Dual-CPU-Konfiguration 32 Kerne abdecken. „Habe gerade mein Angebot dafür bekommen – was für ein Schrecken!“

Auf „Reddit“ fragt ein selbsterklärter Vordenker völlig außer sich über die steigenden Lizenzkosten:„Was mag VMware sich wohl dabei denken?!“ und berichtet: „Wir sind von 2 CPU-Lizenzen pro Dual-CPU-Host [im alten Pro-Socket-Modell] auf jetzt 4 CPU-Lizenzen pro Dual-CPU-Host zwangsumgestellt worden…“

Das mit den Core-based-Licenses sei schon eine Ewigkeit her, erwidert ein anderer Nutzer, etwas selbstgerecht. Es habe ja eine Phase gegeben, in der zumindest die Stammkunden die zusätzlichen Lizenzen für die benötigten Sockets gemäß der neuen Richtlinie anfordern konnten und kostenlos erhalten hätten.

Aufgeregtheit allenthalben

„Wenn ich doch nur einen VMware-Vertreter hätte, der mich proaktiv über solche Dinge informiert hätte“, entgegnet ein anderer verbittert. Er sei sich „ziemlich sicher“, er habe in den letzten acht Jahren so um die zehn bis zwölf durchprobiert. Mittlerweile stecke sein Arbeitgeber mit der VMware-Bereitstellung voll in der Tinte. Man verwende ja eigentlich nur „ESXi“ als einen Hypervisor, doch dies sei für das Geschäft absolut kritisch. Die IT-Organisation würde die kommenden Lizenzänderungen schlicht „fürchten“.

Man sei gerade inmitten der Budgetplanung ohne auch nur die geringste Vorstellung von den Kosten der bevorstehenden Umstellung nach Ablauf des aktuellen dreijährigen Support-Vertrages für die unbefristeten Lizenzen. Niemand bei VMware könne dazu etwas sagen, weil „sie es selbst nicht wissen“.

„Ich liebe VMware!“, schreibt ein anderer Nutzer in einem wütenden Ausbruch, der von Schimpfwörtern nur so durchzogen ist.

(Un-)erschwinglich? – „VMware DRS“ in „VMware vSphere“ erleichtert die Verwaltung von Ressourcen in einer virtualisierten Umgebung.  Sie bietet unter anderem Features wie automatische Lastverteilung, Ressourcenoptimierung, Bereitstellung und Skalierbarkeit und integriert sich dabei mit anderen VMware-Funktionen. Die Akquisition durch Broadcom soll den Funktionsumfang noch weiter ausbauen, aber der Spaß wird ganz sicher nicht billig. Manche Nutzer fragen sich: „Wann ist es zu viel des Guten?“
(Un-)erschwinglich? – „VMware DRS“ in „VMware vSphere“ erleichtert die Verwaltung von Ressourcen in einer virtualisierten Umgebung. Sie bietet unter anderem Features wie automatische Lastverteilung, Ressourcenoptimierung, Bereitstellung und Skalierbarkeit und integriert sich dabei mit anderen VMware-Funktionen. Die Akquisition durch Broadcom soll den Funktionsumfang noch weiter ausbauen, aber der Spaß wird ganz sicher nicht billig. Manche Nutzer fragen sich: „Wann ist es zu viel des Guten?“
(Bild: VMware Inc.)

Die Unzufriedenheit in der VMware-Gemeinde sitzt offenbar tief. Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt? Fast „durch die Bank“ gehen die Lizenzkosten für VMware durch die Decke lässt sich lesen.

„Wir bereiten uns darauf vor, unsere Lizenzen Anfang 2024 zu erneuern“, berichtet ein Anwender. „Wir hatten [VMware]“ pro Socket lizenziert, und die haben uns gesagt, dass es jetzt im Wesentlichen auf die Anzahl der Kerne ankommt.“ Konkret würde eine Lizenz für eine Dual-CPU-Konfiguration 32 Kerne abdecken. „Habe gerade mein Angebot dafür bekommen – was für ein Schrecken!“

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Von On-Prem zu „On-Abo“

Allerdings hat VMware hat ein breit gefächertes Sammelsurium unterschiedlicher Modalitäten in seinen Lizenzmodellen angehäuft. Jedes dieser Lizenzmodelle richtete sich an unterschiedliche organisatorische Anforderungen und Finanzmodelle der jeweiligen Zielgruppe. Zu den bekanntesten Lizenztypen zählen:

  • Perpetual-Lizenzen a.k.a. Dauerlizenzen (eine gängige Metaphor: „ein Auto besitzen"),
  • zeitlich begrenzte Lizenzen ("ein Auto mieten"),
  • SaaS-Abonnements ("ein Taxi nehmen") und
  • vSphere for Desktop-Lizenzen (diesen Lizenztyp konnten „VMware Horizon“- und „Citrix“-Kunden zur Verwendung von vSphere erwerben).

So waren beispielsweise Dauerlizenzen in vielen Fällen langfristig kosteneffizienter für stabile und langlaufende Infrastrukturen, während Abonnement- oder zeitlich begrenzte Lizenzen flexibler und finanziell machbarer für wandlungsreiche oder kurzfristige Projekte. Dauerlizenzen, wie sie beispielsweise für VMware vSphere erhältlich sind, gestatten Kunden die zeitlich unbegrenzte Nutzung der Software, solange sie sich an die Bedingungen des Lizenzvertrags halten.

Diese Lizenzen erfordern eine einmalige Vorauszahlung im Gegensatz zu Abonnementmodellen, bei denen Nutzer wiederkehrende Zahlungen leisten können, jedoch niemals in den Besitz einer Lizenz kommen können.

Die Perpetual-Lizenz gestattet die zeitlich unbegrenzte Nutzung der erworbenen VMware-Softwareversion, während Support- und Wartungsdienste – wie Software-Updates, Patches und technischer Support – in der Regel separat angeboten werden. Oft sind sie durch einen Support- und Abonnementvertrag (SnS, kurz für Support und Subscription) abgedeckt, der jährlich oder alle zwei Jahre erneuert werden muss. Sobald der SnS-Vertrag abläuft, kann der Lizenzinhaber die Software immer noch nutzen, erhält jedoch keine weiteren Updates oder Unterstützung, bis der betreffende Vertrag erneuert wird.

Eine Dauerlizenz schuf eine gewissen Seelenfrieden: Sobald die einmalige Vorauszahlung für eine solche Lizenz erfolgt ist, waren keine weiteren Zahlungen mehr erforderlich, um die Software weiterhin nutzen zu können. Diese Sicherheit minimierte den Anreiz zum Wechseln des Anbieters und hat nebenbei zur Stärkung der Nutzergemeinde beigetragen, da alle auf lange Sicht in einem Boot steckten.

Die „angedrohte“ Umstellung des Lizenzmodells wirft nun aber alles durcheinander.

Für einige seiner Produkte hat VMware die Perpetual-Lizenzen bereits abgeschafft. Die Verfügbarkeit von Horizon Apps mit einer Perpetual-Lizenz endete bereits am 28. Januar 2022.

Im Kern erschüttert

Der Knackpunkt an der Sache mit den Core-based-Lizenzen: 16 Kerne sind das Minimum, selbst wenn der Host nur 8 oder 12 Kerne pro CPU hätte. Bei einem Host mit zwei CPUs ist eine Lizenz für mindestens 32 Kerne fällig, auch wenn der betreffende Host möglicherweise nur über die Hälfte dieser Kerne verfügen sollte. Die überschüssige Anzahl der lizenzierten Kerne lässt sich nicht mal eben von einem Socket auf den anderen Socket desselben Dual-CPU-Hosts übertragen (geschweige denn auf einen anderen Server!).

Das kann schnell ziemlich teuer werden. Und doch ist es noch kein Grund, um die Hosts mit überdimensionierten CPUs auszustatten, nur damit man den überschüssigen Anteil der jeweiligen Lizenz irgendwelchen CPU-Kernen zuordnen kann. Denn sie würden dann im Leerlauf nicht zuletzt auch mehr Strom verbrauchen.

Nutzer mit vielen physischen CPU-Kernen haben eine höhere „Ausbeute“. Ein Dual-CPU-Host mit der „Intel Xeon Gold 6348“ CPU hat 28 tatsächliche Kerne pro CPU. Auf Grund des Hyperthreading werden sie als insgesamt 56 angezeigt, es sind aber de facto „nur 28“ physische Kerne.

Bei manchen VMware-Kunden liegen die Nerven blank.
Bei manchen VMware-Kunden liegen die Nerven blank.
(Bild: frei lizenziert: Gerd Altmann / Pixabay)

In diesem Fall benötigt der Host also 'nur' zwei CPU-Lizenzen, nicht vier, weil pro CPU bis zu 32 Kerne abgedeckt sind und die Anzahl der Threads keine Rolle spielt. vCenter zeigt dann im Übrigen die 112 logische Prozessoren beider CPUs an. Die konkreten Modalitäten einer Hardware-Konfiguration können die betroffenen Nutzer in Eigenregie anpeilen, (siehe:

Counting CPU licenses needed under new VMware licensing policy (77098)“)

Die Umstellung sei „ein Nervenspiel, besonders wenn sie in Verbindung mit einer Unternehmenslizenzvereinbarung (ELA)“ zu erfolgen hat, kommentiert ein Nutzer zustimmend. (Bei dieser Prozedur werden bestehende Lizenzen unter einer ELA aufgrund der Kernanzahl umgewandelt oder neu bewertet und dabei auch etwa Hardware-Upgrades oder eine Anpassung an neue organisatorische Anforderungen mitberücksichtigt – da gibt es Überraschungen im Überfluss.)

Während sich einige Nutzer um die Anzahl der Kerne ihrer Dauerlizenzen für eine bevorstehende Lizenzverlängerung den Kopf zerbrechen, sorgen sich andere um die Ablösung der kernbasierten Lizensierung durch das gefürchtete (weil deutlich teurere) Abonnement.

Im Treibsand und auch noch mitten in einem Irrgarten

Dann gibt es Nutzer, die in dem chaotischen Durcheinander der vielen Strategiewechsel bei VMware in eine Sackgasse gelaufen sind. Dazu ein Beispiel:

„Ich hatte diese Woche gerade ein Treffen mit unserem VMware-Vertreter“, enthüllt ein Verantwortlicher, der nicht genannt werden möchte. „Nachdem er uns vor weniger als zwei Jahren gedrängt hatte, einige unserer Workloads auf 'vCloud Suite' zu verschieben, hat er uns jetzt mitgeteilt, dass dieses Produkt nicht mehr verfügbar ist. Daher müssen wir zu 'vSphere Advantage' wechseln und eine separate Abonnementgebühr für 'Aria Operations Suite' zahlen, wenn wir dabeibleiben möchten“, enthüllt er weiter. Dadurch würden sich die Lizenzkosten anscheinend fast verdoppeln, von etwa 125.000 Dollar auf ungefähr 250.000 Dollar - nur um alles beim Alten zu belassen.

Das sei „einfach nicht machbar“. Der befragte Verantwortliche geht davon aus, dass seine Organisation „nicht in der Lage“ sein werde, die Wartung der dauerhaften Standard- und Enterprise Plus-Lizenzen zu verlängern. „Wir müssen wohl kreativ werden“, bemerkt er enttäuscht.

Die Flucht nach vorne

Einige Nutzer haben sich bereits mit Alternativen auseinandergesetzt. „Es gibt einen guten Grund, warum wir als kleineres Unternehmen bereits 'XCP-ng' und 'Xen Orchestra' testen“, sagt ein VMware-Nutzer nicht ohne eine gewisse Verbitterung. Die Zeichen an der Wand habe man schon seit einer geraumen Zeit nicht übersehen können.

VMware kümmere sich „um ihre 300 oder wie auch immer viele der größten Kunden“, den Rest würde man im Stich lassen. Die Kombination aus XCP-NG und Xen Orchestra sei „sehr ähnlich wie vSphere, außer dass das Kombo „nicht unendlich viel Geld“ koste. Es hinge davon ab, welche Funktionen absolut notwendig seien. XCP-NG hat inzwischen die stolze Marke von 1 Million Downloads überschritten.

Einige nehmen die Situation mit einer Prise Humor: „Ich habe gehört, man kann von VMware das alte Preismodell verlangen, oder man wechselt zu [XCP-ng] und bekommt, was man haben will“, sagt einer schmunzelnd.

Vertagt

Doch es gibt noch einen anderen Ansatz: „Wir haben gerade unsere Lizenzen erneuert, also müssen wir uns die nächsten fünf Jahre lang keine Sorgen machen“, freut sich ein VMware-Loyalist.

Dann kommt die Frage: „Was passiert, wenn Sie eine neue Lizenz benötigen?“ Die Antwort: „Keine Ahnung“. Als Begründung, warum dies nicht auf absehbare Zeit zu erwarten sei, sagt der Anwender, „wir haben gerade unsere drei Rechenzentren aktualisiert“. Man könne den Sturm im Wasserglas jetzt fünf Jahre lange seelenruhig aussitzen.

Feature-Freeze

Viele erinnern sich noch an bessere Zeiten. VMware hatte in der Vergangenheit zusätzliche Funktionen in niedrigere Lizenzstufen verschoben, um treue Kunden dazu zu ermutigen, Upgrades durchzuführen und ihre Verträge aktiv zu halten. Das sei schon lange nicht mehr der Fall. Viele begehrte Funktionen seien jetzt nur noch in wesentlich teureren Lizenzen verfügbar.

Dies ist besonders nachteilig für kleine und mittelgroße Unternehmen (die so genannten SMBs), die stellenweise Feature-Enhancements benötigen, aber für den stark erweiterten Funktionsumfang der wesentlich teureren Produkte keine Verwendung finden. Als Nebeneffekt sind einige schon auf Counting CPU licenses needed under new VMware licensing policy „Hyper-V“ abgewandert.

VMware, einst für seine bahnbrechenden Funktionsupgrades bekannt, hat in Augen vieler jetzt de facto ein Feature-Freeze im Programm.

Funkstille

Ungeachtet der wachsenden Unsicherheit herrscht in Palo Alto überwiegend Funkstille angesichts der Übernahme – die Zustimmung der EU-Kommission hin oder her. Broadcom wartet offenbar noch auf das grüne Licht chinesischer Aufsichtsbehörden.

Doch offenbar möchte sich Broadcom ausschließlich auf die 600 Kunden konzentrieren, die den höchsten jährlichen wiederkehrenden Umsatz (ARR) generieren. „Diese Organisationen weisen eine Vielzahl von Heterogenität und Komplexität auf“, sagte etwa Broadcom-Präsident Tom Krause auf der Investorenkonferenz.

Für die Investoren klingt das überzeugend. Doch nicht vergessen: Die IT-Branche ist ein „Multiplayer-Game“. Ein VMware-Vertriebsmitarbeiter, der anonym bleiben möchte, befragte dazu seine Kunden. Einer sagte, das Ganze gebe ihm das Gefühl, als ob er gerade erfahren hätte, dass sein „liebster Onkel Krebs hat."

Gartner rät zur Neuorientierung

Das Forschungsinstitut Gartner hat den betroffenen Organisationen ganz offenherzig zu einer Neuorientierung geraten. Doch noch sitzt die VMware-Gemeinde überwiegend auf heißen Kohlen; doch einige sind bereits „beim Packen“.

„Ich liebe den Laden, aber ihr Kundensupport und ihre Pre-Sales-Unterstützung finde ich schrecklich, selbst für grundlegende Dinge“, kommentiert u/Krousenick, und erläutert weiter: „Ich finde die VMware-Community unendlich hilfreicher!“ Bereits „die völlige Unfähigkeit von VMware, ihre Produkte zu unterstützen, rechtfertigt einen Anbieterwechsel“, fügt ein anderer Nutzer von VMware-Produkten hinzu.

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