Sustainable IT - eine Studie von Capgemini Kaum ein Unternehmen bilanziert das CO2-Äquivalent seiner IT
Insgesamt verfügt heute jedes zweite Unternehmen über eine eigene Nachhaltigkeitsstrategie, doch nur jedes fünfte Unternehmen berücksichtigt die IT in ihrer Nachhaltigkeitsagenda. Zudem ist nur einer Minderheit die CO2-Bilanz ihrer IT bekannt. Das gehört zu den Ergebnissen einer Untersuchung die die Unternehmensberatung Capgemini initiiert hat.
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Zu beobachten ist, dass Investoren und Kunden Unternehmen zunehmend anhand von nachhaltigen Geschäftspraktiken bewerten, etwa durch ESG-Rankings; ESG-Ratings bewerten nachhaltige Geschäftspraktiken von Unternehmen in den Bereichen Umwelt (Environment), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance).
Auch führende Big-Tech-Unternehmen wie Microsoft und Amazon haben das Ziel ausgerufen CO2-neutral zu werden und üben dadurch Veränderungsdruck aus. Die aktuelle von Capgemini-Studie „Sustainable IT: Why it's time for a Green revolution for your organization's IT”, für die weltweit mehr als 1.000 Unternehmen mit einem Jahresumsatz von mehr als einer Milliarde Dollar befragt wurden, bestätigt beides.
Dennoch setzen nur sechs Prozent der Unternehmen eine nachhaltige IT umfassend um. Dabei ist der Effekt beachtlich. Unternehmen, die umfassende Maßnahmen für eine nachhaltige IT umsetzen, verzeichnen bessere ESG-Ratings (61 Prozent), eine höhere Kundenzufriedenheit (56 Prozent) und realisieren Steuervorteile (44 Prozent). Trotzdem weisen nur 6 Prozent der Unternehmen einen hohen Reifegrad in dieser Hinsicht auf. Die Mehrheit ist hingegen noch unsicher, wie sie eine nachhaltige IT gestalten soll.
Technologien können zur Lösung der Klimakrise beitragen, doch die IT verursacht zugleich selbst einen eigenen CO2-Fußabdruck, was sich derzeit verschärft. Ralph Schneider-Maul, Leiter des Center of Excellence Digital Manufacturing von Capgemini in Deutschland, hält fest: „Durch die beschleunigte Digitalisierung im Zuge der Pandemie nehmen die Emissionen unserer digitalen Welt rasant zu.“
Trotzdem hat eine nachhaltige IT hat für die meisten Unternehmen bisher keine Priorität und nur wenige beziehen sie in ihre Nachhaltigkeitsagenda zur Reduzierung von CO2-Emissionen ein. So planen laut der Studie lediglich 22 Prozent der Unternehmen, in den nächsten drei Jahren ihren CO2-Fußabdruck durch eine nachhaltige IT um mehr als ein Viertel zu reduzieren.
Das könnte auch daran liegen, dass Unternehmen sind sich der Klimabilanz ihrer IT kaum bewusst sind. 57 Prozent der Befragten wissen nicht, wie groß der CO2-Fußabdruck ihrer Unternehmens-IT ist.
Im Branchenvergleich (siehe: Abbildung 2) kennen Banken (52 Prozent) und Konsumgüterhersteller (51 Prozent) diesen Wert am häufigsten, am seltensten sind Unternehmen der fertigenden Industrie (28 Prozent) mit den CO2-Emissionen ihrer IT vertraut. Weiterhin sind sich branchenübergreifend lediglich 34 Prozent der Befragten bewusst, dass bei der Produktion eines Handys oder Laptops mehr CO2-Emissionen entstehen, als über deren gesamten Nutzungszeitraum hinweg.
Kein Plan, kein Knowhow, keine Ergebnisse
Kein Wunder also, dass im Vergleich zu anderen Nachhaltigkeitsinitiativen Maßnahmen für eine nachhaltige IT aktuell weniger Aufmerksamkeit und weniger Ressourcen erhalten. So verfügt zwar die Hälfte der Unternehmen über ein unternehmensweites Nachhaltigkeitskonzept, doch weniger als jedes fünfte Unternehmen (18 Prozent) besitzt eine umfassende Strategie für eine nachhaltige IT, einschließlich eines Zeitplans und klar definierten Zielen. Auf der Agenda der Vorstandsebene steht das Thema nachhaltige IT bei jedem dritten Unternehmen (34 Prozent).
Nur eine Minderheit der Unternehmen greift heute auf entsprechende Mittel und einheitliche Standards zurück, um die Umweltauswirkungen ihrer IT zu erfassen. So ermitteln 29 Prozent der befragten Organisationen ihren CO2-Fußabdruck mithilfe entsprechender Werkzeuge; 23 Prozent nutzen Leistungskennzahlen (KPIs), um ihre Treibhausgasemissionen und ihre Fortschritte zu einer nachhaltigen IT nachzuvollziehen.
Insgesamt erreicht erst 1 Prozent der Unternehmen ihre dabei gesetzten Ziele. Weiterhin haben ein Viertel der Unternehmen (27 Prozent) Emissionskosten für ihren IT-Betrieb festgelegt, damit der ökologische Fußabdruck der IT abteilungsübergreifend erkennbar wird. Die Forderung von Schneider-Maul: „Unternehmen müssen den CO2-Fußabdruck ihrer IT messen und durch nachhaltige Praktiken minimieren."
Erwartungshaltung gegenüber Technologie-Unternehmen bei der Dekarbonisierung der IT
Die führenden Technologieunternehmen („Big-Tech“) allerdings treiben die Dekarbonisierung von IT-Betrieb, Dienstleistungen und -Produkten mit Nachdruck voran und könnten damit die globale Wahrnehmung von nachhaltiger IT beeinflussen. Laut Schneider-Maul wird für den Erfolg neben einer nachhaltigen Software-Architektur sein, dass alle Stakeholder im Unternehmen mitziehen. Er sagt: „Abgesehen von der ökologischen Notwendigkeit überzeugen auch die wirtschaftlichen Vorteile nachhaltiger IT – sowohl was das Geschäftsergebnis angeht, als auch mit Blick auf die gesellschaftliche Reputation und Kundenzufriedenheit.“
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Die in der Studie befragten Unternehmen erwarten branchenübergreifend, dass die Technologiebranche ihnen bei der Einführung nachhaltiger IT-Praktiken hilft. Entsprechend sind 52 Prozent der Befragten der Meinung, dass Nachhaltigkeit eine Dimension der Produkte und Dienstleistungen von Technologieunternehmen sein sollte. Etwa die Hälfte (45 Prozent) von ihnen ist zudem bereit, für nachhaltige IT-Produkte und Dienstleistungen einen Aufschlag von bis zu fünf Prozent zu zahlen. 61 Prozent möchten von Tech-Unternehmen dabei unterstützt werden, die Umweltauswirkungen der eigenen IT zu erfassen.
Handlungsempfehlungen zur Implementierung einer nachhaltigen IT
Zur zügigen Implementierung einer nachhaltigen IT empfehlen die Studienautoren einen dreistufigen Ansatz mit folgenden Schritten (siehe Abbildung 5):
- Die Entwicklung einer Strategie für eine nachhaltige IT, die im Einklang mit der übergeordneten Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens steht
- Die Etablierung eines Governance-Prozesses, der dezidierte Teams für nachhaltige IT umfasst und durch die Geschäftsführung unterstützt wird
- Die Umsetzung von Initiativen für eine nachhaltige IT, in der Nachhaltigkeit einen Grundpfeiler der Software-Architektur bildet
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