Nachhaltigkeitszertifikate für Rechenzentrums-Hardware TCO-Certified-Label für Datacenter-Komponenten
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TCO Certified wird in Zukunft auch Rechenzentrums-Equipment zertifizieren. Denn professionelle Anwender fragen nach entsprechenden Produkten. Wann es die ersten gibt, ist aber noch unklar.

TCO Certified gehört zumindest in Europa zu den bekannteren Nachhaltigkeitslabels fü IT. Bislang wurde aber vor allem Equipment für Endanweder zertifiziert. Nun will sich TCO Development, ein gemeinnütziges Unternehmen einiger schwedischer Gewerkschaften und Urheber des Labels, auch Datacenter-Equipment wie Server, Storage oder Netzwerke vorzunehmen.
Sören Enholm, CEO des Unternehmens, sagt: „Endanwender sehen vor allem auf den Preis,Hersteller lassen deshalb preisgünstige Consumer-Produkte nicht zertifizieren.“ Bei professionellen und höherwertigen Produkten gebe es dagegen mittlerweile ein eigenes Interesse beispielsweise von Behörden, nachhaltige IT-Produkte zu kaufen.
„Sie sind schließlich den staatlichen Nachhaltigkeitszielen verpflichtet“, sagt Enholm. Zudem fallen die Zertifizierungskosten in Relation zum Gesamtpreis nicht ins Gewicht. Neben staatlichen Behörden und Bildungseinrichtungen sei vor allem die Finanzbranche interessiert an nachhaltiger IT.
Monitore: Die Hälfte trägt in Europa TCO-Certified-Label
Die Marktdurchdringung mit TCO-Certified-Produkten liegt in Europa bei PC-Monitoren laut Enholm bei rund die Hälfte, bei PCs sei es sogar ein Drittel. Darüber, ob das auch bei Rechenzentrumskomponenten gelingen könnte, gibt es naturgemäß keine Prognosen. Schließlich wird es mindestens noch einige Monate dauern, bis die ersten Produkte am Markt erhältlich sein werden.
Geprüft wird bei den Datacenter-Produkten nach ganz ähnlichen Merkmalen wie bei den Enduser-Devices. Im Detail gibt es bei einigen Parametern hinsichtlich der Gebrauchsphase andere Werte, die mit dem Einsatzfeld Datenzentrum zusammenhängen. Denn dort sind kaum Mitarbeiter, die beispielsweise von Geräuschentwicklung oder Ausdünstungen belästigt werden könnten.
Im Mittelpunkt: Arbeitsrechte in der Lieferkette
Im Mittelpunkt stehen dabei Kriterien, die andere Label wie Energystar eher vernachlässigen: dass in der Lieferkette die Arbeitsrechte eingehalten und Mindestlöhne gezahlt werden, dass die Entsorgung und Produktion umweltfreundlich erfolgt. Derart komplexe Anforderungen sind von den potentiellen Antragstellern schwieriger umzusetzen als anderes, denn hier müssen sie auf Geschäftspartner einwirken.
Bei Kriterien, die einfache Messparameter brauchen, kooperiert TCO Certified, mittlerweile bei Version 8 der Prüfkriterien angekommen, gern auch mit anderen Zertifizierern. Hinsichtlich des Energieverbrauchs etwa wird das Energystar-Label als Referenz verwendet. Ist es vorhanden, gelten die Vorgaben in Sachen Stromverbrauch als erfüllt.
Besonders genau unter die Lupe genommen werden im Rahmen der Zertifizierung die Produktionsstätten, in denen die Geräte mit dem Label eines Herstellers endmontiert werden. Mit rund hundert von ihnen, viele davon in Ländern wie China, Russland oder Mexiko, arbeitet TCO schon zusammen, um Arbeits- und Produktionsbedingungen Schritt für Schritt anzuheben.
Je tiefer die Stufe der Produktionskette, desto weniger wird derzeit von den Herstellern verlangt. Was auf mittleren Fertigungsebenen oder in Chip-Fabs passiert, bleibt vorläufig arbeitsrechtlich also bei TCO Certified nach wie vor eher im Dunkeln. Schritt für Schritt soll es aber auch hier vorangehen.
Wer seiner Lieferkette sauber gestaltet hat, profitiert
„Wer bereits begonnen hat, die Lieferketten in Hinblick auf Einhaltung der Arbeitsrechte und Nachhaltigkeit zu gestalten, kann sicher schneller zertifizieren“, sagt Enholm. Er könne sich vorstellen, dass von solchen Herstellern durchaus schon in einigen Monaten die ersten TCO-Certified-Produkte fürs Rechenzentrum auf den Markt kommen – vorausgesetzt, die Anbieter spüren die Nachfrage. Um entsprechenden Druck zu entfalten, können interessierte Kunden beispielsweise in Ausschreibungen entsprechende Zertifizierungen fordern.
Auch wenn TCO Certified jetzt Datacenter-Komponenten zertifiziert: Von der Prüfung ganzer Rechenzentren, grüner Software oder IT-Services aus der Cloud will TCO Development auch in Zukunft die Finger lassen. Hierfür fehlte dem Unternehmen, so Enholm, weil es nun einmal im Hardwarebereich aktiv sei, Erfahrung und die richtigen Kontakte.
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