Keine Fokussierung auf Storage mehr „Hitachi wird zu einem digitalen Powerhouse“
Jedes Jahr lädt Hitachi Vantara Partner, Kunden und Medienvertreter zu seinem „Social Innovation Forum“ (HSIF), um neue Produkte und Lösungen zu präsentieren, spannende Projekte vorzustellen, bestehende Kontakte zu pflegen und neue zu knüpfen. In diesem Jahr fand das HSIF pandemiebedingt nur im virtuellen Raum statt. Hier ergab sich dennoch die Gelegenheit zu einem Gespräch mit dem Geschäftsführer Frank Weber.
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Hitachi ist einer der größten Mischkonzerne der Welt mit einer mehr als hundertjährigen Historie. Auf dem HSIF kündigten Sie in Ihrer Keynote jetzt die Transformation von Hitachi zu einem „digitalen Powerhouse“ an. Was verstehen Sie darunter konkret?
Frank Weber: Der Hitachi-Konzern entwickelt sich unter der Führung von Hitachi Vantara gerade zu einem der führenden Player der digitalisierten Industrie. Wir modernisieren ein Konglomerat mit einem Börsenwert von mehr als 80 Milliarden Dollar quasi von innen heraus.
Der Schlüssel dazu sind Daten! Es reicht heute nicht mehr aus, Informationen aus allen möglichen Quellen zusammenzutragen; entscheidend ist, sie bestmöglich zu analysieren, daraus zu lernen und dann entsprechend zu handeln.
Die Hochgeschwindigkeitszüge von Hitachi beispielsweise erfassen mehr als 10.000 Parameter pro Sekunde. Wir haben das komplette digitale Portfolio dazu und die entsprechende Industrie-Expertise im Konzern. Dieser Mix überzeugt auch viele große Unternehmen – aktuell unterstützen wir neun der zehn weltweit größten Banken, neun der zehn Top-Telekommunikationsanbieter und -Medienunternehmen und sechs aus den Top Ten der Life-Sciences-Unternehmen.
Im IT-Bereich hat sich Hitachi ja vor allem mit High-End-Storage einen Namen gemacht. Wie setzt sich das angesprochene komplette Portfolio bei Ihnen zusammen?
Frank Weber : Wir decken den kompletten Lebenszyklus von Daten ab. Das beginnt bei der Erzeugung von Daten durch Sensoren an Maschinen oder vernetzten Geräte im Internet der Dinge und reicht bis zu Video- oder Edge-Systemen.
Mit unserer „Lumada“-Plattform bieten wir hier Lösungen für nahezu jeden Einsatzzweck an. Für die Speicherung der Daten haben wir zahlreiche Storage-Systeme im Angebot, vom NAS für kleine und mittelständische Unternehmen bis hin zu High-End-Systemen wie der „VSP 5000“, eine der aktuell leistungsfähigsten Storage-Einheiten auf dem Markt.
Für die Verarbeitung der Daten bieten wir sowohl Converged- als auch Hyper-Converged-Systeme, mit denen sich eine komplette Cloud im eigenen Rechenzentrum realisieren lässt. Und last, but not least sind wir mit „Pentaho“ in der Lage, auch massive Datenvolumina nahezu in Echtzeit analysieren zu können.
Entspricht dieser „Alles aus einer Hand“-Ansatz der Realität in Unternehmen, oder werden nicht doch eher punktuelle Lösungen nachgefragt?
Frank Weber: Wir beobachten gerade eine Entwicklung von einer Hardware-zentrierten IT zu einer, in der Software im Mittelpunkt steht. Oder um es mit dem Netscape-Gründer und Investor Marc Andreessen auszudrücken: „Software is eating the World.“
Im modernen „Software-Defined Datacenter“ sorgen Standardschnittstellen dafür, dass Technologien unterschiedlicher Anbieter sich relativ problemlos kombinieren lassen. Betrachtet man aber nicht einzelne Module separat, sondern das große Ganze, ergibt eine homogene IT-Landschaft technisch und auch mit Blick auf die Gesamtkosten (TCO) durchaus Sinn, da alle Lösungen und Plattformen nahtlos ineinandergreifen und sich zentral managen lassen. Hinzu kommt, dass bei einem Problem mit der Infrastruktur die verschiedenen Anbieter sich nicht gegenseitig die Schuld zuweisen können.
Ein weiterer Ansatz ist unser verbrauchsorientiertes „Everflex“-Modell, mit dem Unternehmen keine brachliegenden Kapazitäten bezahlen müssen, sondern nur den tatsächlichen Verbrauch. Wir beteiligen uns dabei sogar am unternehmerischen Risiko der Kunden. Gerade vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie hat dieser Ansatz stark an Akzeptanz gewonnen.
Laufen Unternehmen dabei nicht Gefahr, sich in eine zu starke Abhängigkeit von einem Anbieter zu begeben – Stichwort „Vendor-Lock-in“?
Frank Weber: Gerade der Software-definierte Ansatz sorgt mit seinen Standards dafür, dass die Abhängigkeit von einem Anbieter in Bezug auf die Hardware nicht mehr das beherrschende Thema wie noch vor wenigen Jahren ist. Das bedeutet natürlich auch, dass wir in den meisten Fällen bestehende Infrastrukturen mit unseren Plattformen ablösen können.
Das „Kerngeschäft Storage“ hat Hitachi Vantara strategisch offenbar hinter sich gelassen. Welche Entwicklungen sehen Sie in diesem Bereich?
Frank Weber: Die Fokussierung auf Storage haben wir schon seit einiger Zeit hinter uns gelassen, aber in der breiten Öffentlichkeit ist das noch nicht angekommen; da müssen wir ganz offensichtlich auch an unserer Kommunikation arbeiten.
Heute stehen viele Organisationen vor der Herausforderung, dass die Datenmengen etwa doppelt so schnell wachsen wie die Budgets für die Speicherung der Daten. Aber wir müssen das Thema in einem breiteren Kontext betrachten. Es geht nicht darum, Daten zu horten, sondern die richtigen Daten zum richtigen Zeitpunkt den richtigen Leuten zur Verfügung zu stellen, um damit die richtigen Entscheidungen zu treffen. Vor diesem Hintergrund ist das Thema Storage immer noch ein wichtiges Standbein für uns und hat auch an Relevanz für die Kunden nicht verloren.
Der Einsatzzweck definiert dabei die technischen Parameter, und in punkto Performance, Sicherheit und Skalierbarkeit setzt Hitachi Vantara seit Jahren die Benchmarks. Wir können sowohl kostengünstigen, DSGVO-konformen Langzeitspeicher als auch High-End-Storage für extrem leistungshungrige Applikationen anbieten und bei Bedarf alle Plattformen unter einer einheitlichen Benutzeroberfläche zusammenfassen. Und wir garantieren eine hundertprozentige Datenverfügbarkeit – das bietet kein Wettbewerber.
In der letzten Zeit hat Hitachi einige Übernahmen verkündet, zuletzt die von Globallogic. Was versprechen Sie sich davon, und wann wird man erste Ergebnisse sehen?
Frank Weber: Wer in der Lage ist, das Sammeln und Analysieren von Informationen und die dazugehörigen Prozesse zu automatisieren, verschafft sich einen großen Vorteil gegenüber dem Wettbewerb. Aus Daten in den verschiedensten Branchen Werte zu entwickeln, ist auch der Leitgedanke hinter unserer Lumada-Plattform.
Globallogic hat sich auf Software-Entwicklung und vertikales Branchen-Know-how spezialisiert und versteht sich quasi als externe Software-Abteilung seiner Kunden. In Kombination mit Lumada hat dieser Ansatz enormes Potenzial. Die Übernahme war mit einem Volumen von rund zehn Milliarden Dollar die größte Akquisition, die Hitachi jemals getätigt hat. Das Unternehmen bringt mehr als 20.000 hochqualifizierte Mitarbeiter und über 400 Kunden in den Konzern ein; diese Investition wird sich daher schnell bezahlt machen.
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