Informationstechnik im Studium Frauenmangel in der Informatik: Vier von fünf Studierenden sind männlich

Redakteur: Ulrike Ostler

Aktuell liegt die Frauenquote in Informatik-Studiengängen bei unter 20 Prozent. Eine Analyse des CHE Centrum für Hochschulentwicklung zeigt nun regionale Unterschiede und Maßnahmen auf, um die Attraktivität der Studiengänge bei Abiturientinnen zu erhöhen.

Frauenanteile je Bundesland und Informatik-Studienfach für das Wintersemester 2016/17
Frauenanteile je Bundesland und Informatik-Studienfach für das Wintersemester 2016/17
(Quelle Statistisches Bundesamt/CHE)

Vor 175 Jahren veröffentlichte die Mathematikerin Ada Lovelace den allerersten Vorläufer eines Computerprogramms. Programmierende Nachfolgerinnen sind an deutschen Hochschulen jedoch stark in der Unterzahl. Bundesweit gab es laut Statistischem Bundesamt im Wintersemester 2016/17 rund 36.000 Informatik-Studentinnen in Deutschland. Das entspricht einer Frauenquote von 19,4 Prozent in den IT-Studiengängen.

Ada Lovelace Ada Augusta Byron, einzige Tochter von Lord Byron. Heiratet William King im Jahre 1835. Sie wurden Graf und Gräfin von Lovelace im Jahre 1838. Ada Lovelace war eine begeisterte Mathematikerin und wird oft als erste Computer-Programmiererin angesehen, nachdem sie einen Algorithmus für die Analytical Engine von Charles Babbage schrieb.
Ada Lovelace Ada Augusta Byron, einzige Tochter von Lord Byron. Heiratet William King im Jahre 1835. Sie wurden Graf und Gräfin von Lovelace im Jahre 1838. Ada Lovelace war eine begeisterte Mathematikerin und wird oft als erste Computer-Programmiererin angesehen, nachdem sie einen Algorithmus für die Analytical Engine von Charles Babbage schrieb.
(Bild: gemeinfrei - Gemälde von Margaret Sarah Carpenter (1793–1872) / CC0 )

Den höchsten Frauenanteil bei den Studierenden der Informatik weisen aktuell noch Berlin und Brandenburg mit jeweils 21,3 Prozent auf. Die geringste Quote (14,6 Prozent) hat Mecklenburg-Vorpommern.

Deutliche Unterschiede zeigen sich auf Ebene der Teilgebiete der Informatik. Stärker nachgefragt sind bundesweit etwa Studiengänge der Medizinischen oder Bioinformatik mit Frauenquoten von 44,3 beziehungsweise 37,2 Prozent.

CHE Projektleiterin Isabel Roessler hält fest: „Seit der Einführung der Informatik als Studienfach seit dem Wintersemester 1970/71 hat sich die Zahl der Studierenden in Deutschland deutlich erhöht, jedoch ist der Frauenanteil insgesamt nur sehr gering gestiegen.“ Dabei stellten Frauen ein großes Potential bei der Rekrutierung von Nachwuchs im IT-Bereich dar.

Gründe des geringen Anteils sieht die CHE Expertin unter anderem in weiterhin vermittelten Geschlechterstereotypen: „Frauen gehören in der gesellschaftlichen Sicht noch immer in die sozialen, kommunikativen und kreativen Bereiche.“

Ebenfalls würden Hochschulen noch zu selten weibliche Vorbilder und Mitstreiterinnen präsentieren und Studieninteressierten vermitteln, dass in ihren IT-Studiengängen bereits Frauen studieren. Dabei gibt es positive Beispiele. Nicht nur weibliche Professorinnen, sondern auch Absolventinnen und große IT-Pionierinnen wie Ada Lovelace können ins Feld geführt werden.

Frauenanteile je Bundesland und Informatik-Studienfach für das Wintersemester 2016/17
Frauenanteile je Bundesland und Informatik-Studienfach für das Wintersemester 2016/17
(Quelle Statistisches Bundesamt/CHE)

Entsprechende Beispiele und Analysen zur Situation in Deutschland sind Teil einer Überblicksstudie „Frauen in Informatik“. Die Publikation untersucht, wie der Frauenanteil in IT-Studiengängen erhöht werden kann. Die Strukturanalyse für Deutschland zeigt dabei, dass eine Flexibilisierung der Studienangebote, etwa in Teilzeit, nicht automatisch einen höheren Anteil weiblicher Studierender verspricht. Gleiches gilt für duale, berufsbegleitende oder praxisorientierte Informatikstudiengänge.

„Die IT-Pionierinnen von morgen gewinnt man für ein Informatik-Studium nur über ein Bündel von Veränderungen“, bilanziert CHE Projektleiterin Isabel Roessler. „Nicht nur, damit mehr Mädchen nach dem Abi ein Informatikstudium starten, sondern auch, um diejenigen nicht zu verlieren, die sich bereits für ein Studium entschieden haben.“

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