IEA-Energie-Effizienz-Report 2022 Deutschland ist kein Musterschüler

Quelle: Pressemitteilung |

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Die Internationale Energieagentur (IEA) veröffentlichte heute ihren neuen Marktbericht zum Stand der Energieeffizienz. Derzeit erlebten Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz demnach einen deutlichen Aufwärtstrend in diesem Jahr global.

Nachsitzen! Der jüngste IEA- Energie-Effizienz-Report  stellt fest, dass es in Deutschland einen erheblichen Nachholbedarf beim Energiesparen gibt. Die Deutsche Unternehmensinitiative Energie-Effizienz e.V. (DENEFF) kommentiert.
Nachsitzen! Der jüngste IEA- Energie-Effizienz-Report stellt fest, dass es in Deutschland einen erheblichen Nachholbedarf beim Energiesparen gibt. Die Deutsche Unternehmensinitiative Energie-Effizienz e.V. (DENEFF) kommentiert.
(Bild: Leka - stock.adobe.com)

Ein Fazit des Berichts: „Energie-Effizienz ist die allerbeste Politik, um Energierechnungen zu senken.” Somit zahlten sich die Effizienzfortschritte der vergangenen Jahre nun aus: Die Energiekosten konnten in den Mitgliedsstaaten der IEA um 15 Prozent gedämpft werden. Laut Studie konnte eine potenzielle, wachstumsbedingte Steigerung des globalen Energieverbrauchs über die vergangenen sechs Jahre halbiert werden.

Laut Deutscher Unternehmensinitiative Energie-Effizienz e.V. (DENEFF) zeichnet der Bericht ein vielversprechendes Bild für die Entwicklung der weltweiten Energie-Effizienz. Allerdings mache der Bericht ebenso klar, dass die Effizienzfortschritte in Deutschland in den vergangenen Jahren nachgelassen hatten. Laut DENEFF ist dies eine Folge jahrelanger politischer Vernachlässigung von Energie-Effizienz.

Und: Es wird teuer: Doch nicht allein die Energiepreise, sondern vor allem der Verbrauch unsanierter Gebäude sowie ineffiziente Energieumwandlung und Verfahren in Unternehmen ist Ursache für unnötige Energiekosten.

Das angekündigte Energie-Effizienzgesetz

So ist der Endverbrauch in Deutschland seit 2008 nur um 2 Prozent gesunken - viel zu wenig, um von fossiler Energie unabhängig zu werden und den Energiebedarf mit Erneuerbaren bezahlbar decken zu können, so der Verband. Dies sei Konsens aller großen Szenarien zur Erreichung der Klimaziele.

Damit liegt Deutschland etwas in Bezug Heizeffizienz von Wohngebäuden unter dem Durchschnitt, hinter Ländern in ähnlichen Klimazonen wie Irland, den Niederlanden oder der Schweiz. Auch in der Industrie lag die Bundesrepublik im Bericht hinsichtlich der Verbesserung der Energie-Effizienz hinter Japan, Großbritannien und den USA.

Jetzt soll ein ambitioniertes Energie-Effizienzgesetz kommen, so viel steht fest seit der Ankündigung des Bundeskanzlers. Doch seitdem hängt der Gesetzentwurf in der Ressortabstimmung.

Das Für und Wider

Dabei gibt es große Unterstützung aus der Wirtschaft. Auf zeitnahe Umsetzung drängen nun die DENEFF, EDL_HUB, B.KWK und VEDEC mit in einer gemeinsamen Stellungnahme. Darin kommentieren sie einen bekannt gewordenen Entwurf mit konkreten Empfehlungen zur Ausgestaltung des Gesetzes (Stellungnahmen aus der Datacenter-Branche siehe: Artikel-Links).

So begrüßen die Verbände, dass erstmals ein gesetzlicher Rahmen für die Energie-Effizienzpolitik mit verbindlichen Zielen zur Einsparung von Primär- und Endenergie geschaffen werden solle. Da diese Ziele bislang unverbindlich und nicht mit ausreichenden Maßnahmen verfolgt werden, fehlt es in Folge an Planungssicherheit für Investitionen und Kapazitätsaufbau.

In der Vergangenheit wurden die Effizienzziele schlichtweg verfehlt. Tatsächlich ist dem IEA-Bericht zufolge die jährliche Steigerung der Energie-Effizienz in Deutschland zwischen 2015 und 2020 sogar gesunken.

Ohne ambitioniertes Effizienzgesetz droht die Dauerkrise

Laut DENEFF sind die Klima- und Erneuerbare-Energien-Ziele ohne das Gesetz nicht erreichbar, auch wird sich Deutschland sonst nicht aus der Energiekostenfalle befreien können. Doch stamme die Zielambition des vorliegenden Entwurfs für die kommenden Jahre jedoch noch aus der Zeit der vor Energiekrise. Die Verbände rufen die Bundesregierung deshalb auf, sich den Vorschlägen des Europäischen Parlaments für die derzeit verhandelten EU-Ziele anzuschließen.

Christian Noll ist geschäftsführender Vorstand bei der Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz e.V. (DENEFF). Er sagt: „In den letzten Jahrzehnten haben alle Bundesregierungen den gravierenden Fehler gemacht, Energie-Effizienz politisch hinten anzustellen. Den Preis dafür zahlen wir und insbesondere die jungen Generationen jetzt mit schuldenfinanzierten Entlastungspaketen. Um uns wirklich und nachhaltig aus der Energiekostenfalle zu befreien und in den kommenden Wintern nicht immer wieder vor hohen, teilweise existenzgefährdenden Energiekostenlasten zu stehen, braucht es nun politischen Mut für eine Investitionsoffensive und ein ambitioniertes Energie-Effizienzgesetz mit verbindlichen Zielen und Maßnahmen zur deutlichen Reduktion des Energieverbrauches bis 2030.“
Christian Noll ist geschäftsführender Vorstand bei der Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz e.V. (DENEFF). Er sagt: „In den letzten Jahrzehnten haben alle Bundesregierungen den gravierenden Fehler gemacht, Energie-Effizienz politisch hinten anzustellen. Den Preis dafür zahlen wir und insbesondere die jungen Generationen jetzt mit schuldenfinanzierten Entlastungspaketen. Um uns wirklich und nachhaltig aus der Energiekostenfalle zu befreien und in den kommenden Wintern nicht immer wieder vor hohen, teilweise existenzgefährdenden Energiekostenlasten zu stehen, braucht es nun politischen Mut für eine Investitionsoffensive und ein ambitioniertes Energie-Effizienzgesetz mit verbindlichen Zielen und Maßnahmen zur deutlichen Reduktion des Energieverbrauches bis 2030.“
(Bild: DENEFF)

Christian Noll, geschäftsführender Vorstand der DENEFF, sagt: „Um uns aus der Krise heraus zu investieren, braucht es jetzt endlich einen verbindlichen politischen Rahmen für Energieeffizienz, damit die Klima- und Erneuerbare-Energien-Ziele wieder in greif- und bezahlbare Nähe rücken. Das vom Bundeskanzler angekündigte ambitionierte Energie-Effizienzgesetz muss jetzt kommen.“

Das Gesetz sollte einen Weg vorgeben, Energie-Audits und -Management-Systeme zu Klima-Management-Systemen auszubauen. Beides sei bereits ab geringen Jahresenergieverbräuchen sinnvoll, als die im Entwurf vorgesehen ist.

Die Abwäme von Rechenzentren

Der Entwurf sieht zudem Regelungen zur Vermeidung und die Nutzung von Abwärme vor. Abwärme aus Rechenzentren soll dabei eine herausgehobene Rolle spielen. Auch dies wird außerordentlich von der DENEFF begrüßt. Dabei müsse sichergestellt werden, dass auch die Abnahme dieser klimaneutralen, ansonsten verschwendeten Wärme-Energie durch Wärmenetzbetreiber, Gebäude und andere Senken sichergestellt wird. Dafür seien transparente öffentliche Wärmeregister und eine stringente Wärmeleitplanung maßgeblich.

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Damit Unternehmen professionelle Unterstützung bei der Umsetzung und Finanzierung von Maßnahmen erhalten, fordern die Verbände dringend, marktliche Lösungen durch Energiedienstleister durch ein Gleichstellungsgebot zu entfesseln. Bisher würden Energiedienstleistungen durch Benachteiligungen bei staatlicher Regulierung und Förderprogrammen oft behindert. Dabei ständen hier 30.000 Fachkräfte und ein privates Investitionspotenzial von 80 Milliarden Euro im Jahr bereit, um die Zielsetzungen des Energie-Effizienzgesetzes professionell und sicher zu unterstützen.

Erfolge in anderen Ländern

Wie entscheidend der politische Rahmen sein kann, zeigt der IEA-Report ebenfalls, der die Verabschiedung diverser Gesetzgebungen, wie den US-amerikanischen Inflation Reduction Act, den europäischen REPowerEU-Plan und Japans Green-Transformation-Programm aufgreift. Auch Chile und die Ukraine verabschiedeten bereits im Jahr 2021 Energie-Effizienzgesetze. In den Niederlanden sind Unternehmen verpflichtet, alle Maßnahmen zur Steigerung der Energie-Effizienz mit weniger als fünf Jahren Amortisationszeit, umsetzen. In China gibt es Programme für die Gebäudesanierung und Effizienz in der Industrie, in Indien sind 5.100 E-Busse mit Ladeinfrastruktur eingeführt worden.

Anders als in Deutschland sind laut Bericht in 48 Ländern Energieunternehmen verpflichtet, bei ihren Endkunden Effizienzmaßnahmen umzusetzen, darunter 16 EU-Staaten und 24 US-Staaten. Die DENEFF fordert, die in Deutschland bestehenden politischen Barrieren systematisch zu beseitigen.

Zudem seien große, auch leicht erschließbare Einsparpotenziale vorhanden. Beispielhaft nennt der Bericht etwa, dass nur etwas mehr als die Hälfte der verwendeten Leuchtmittel in Deutschland LED seien. Hier könnten in Deutschland leicht 40 Milliarden Kilowattstunden Strom im Jahr eingespart werden. Das entspricht laut DENEFF der Jahresproduktion mehrerer Großkraftwerke und wäre somit auch ein großer Beitrag für die Energiesicherheit.

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