„Neue Ära der Mikroelektronik“ Bosch eröffnet 300-mm-Wafer-Chipfabrik in Dresden
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Über 1 Milliarde Euro: Die größte Einzelinvestition von Bosch ist in der vergangenen Woche in Betrieb gegangen. Die Dresdner Halbleiterfabrik ist nach Angaben des Techkonzerns die erste vollständig digitalisierte Fab Europas und soll primär Auto- und IoT-Chips produzieren.

Rekordverdächtig: Nur knapp drei Jahre nach der Grundsteinlegung nimmt Bosch seine neue Halbleiterfabrik in Dresden in Betrieb. An der digitalen Eröffnungsfeier am vergangenen Montag (7. Juni 2021, 14.30 Uhr) haben unter anderem Bundeskanzlerin Angela Merkel und Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer (beide CDU) teilgenommen.
Bosch will in der sächsischen Landeshauptstadt künftig auf 300-Millimeter-Wafern Chips für das Internet der Dinge und die Automobilindustrie fertigen. Langfristig sollen im Endausbau rund 700 neue Arbeitsplätze entstehen. Ab Mitte 2022 sollen die ersten Chips verkauft werden.
Starten wird der Beitrieb mit zunächst 250 Mitarbeitern. Der Stamm soll sukzessive um Experten aus der Halbleiterindustrie wie Prozess-, Produktions- oder Instandhaltungsingenieure, Mathematiker, Software-Entwickler sowie Berufserfahrene aus Studienrichtungen wie Physik, Chemie und Mikrosystemtechnik ausgebaut werden.
„Neue Ära der Mikroelektronik“ soll beginnen
„In Dresden beginnt eine neue Ära der Mikroelektronik“, hofft Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Die neue Halbleiterfabrik gehöre zu einer der modernsten der Welt. Der Bau der laut Bosch ersten vollständig digitalisierten und hochvernetzten Halbleiterfabrik Europas wurde mit rund 140 Millionen Euro vom Bund gefördert. Eine starke Mikroelektronik-Industrie in Deutschland sei notwendig, um bei Zukunftstechnologien wie 5G, Künstlicher Intelligenz und automatisiertem Fahren vorn mit dabei zu sein, so Altmaier.
Bosch hat rund eine Milliarde Euro in die neue Fabrik investiert – die größte Einzelinvestition in der Bosch-Firmengeschichte. Sie steht auf einem rund 100.000 m2 großen Areal – das entspricht der Fläche von etwa 14 Fußballfeldern – in der Nähe des Dresdner Flughafens. Die Fertigungs- und Büroflächen sind rund 72.000 m2 groß. In der Fabrik sollen Chips mit Prozessknoten von bis zu 65 Nanometer entstehen.
Mit dem Bosch-Engagement wächst auch die – in Anlehnung an das Silicon Valley in Kalifornien – 'Silicon Saxony' genannte Region: Mit den großen Chipfabriken von Infineon und Globalfoundries ist Dresden bereits einer der wichtigsten Halbleiterstandorte in Europa. Der Silicon Saxony e. V. ist mit mehr als 350 Mitgliedern das größte Hightechnetzwerk Sachsens und eines der größten Mikroelektronik- und IT-Cluster Deutschlands sowie Europas.
Bosch-Fabrik mit Signalwirkung
Angesichts der über 100 Milliarden Dollar, die allein der weltweit größte Auftragsfertiger TSMC aus Taiwan über die nächsten drei Jahre in seine Halbleiterwerke stecken will, erscheint die Bosch-Investition wie ein Tropfen auf einen heißen Stein.
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Plattformkompatibilität und geringere Betriebskosten gewünscht
TSMC greift bei der globalen Produktion von Mikrochips zu AMD Epyc-Prozessoren
Doch von diesem Tropfen geht eine wichtige Signalwirkung aus, ist der Geschäftsführer von Silicon Saxony, Frank Bösenberg, überzeugt: Technologiekonzerne wie Vodafone oder Jenoptik hätten jüngst Investitionen in Dresden angekündigt.
So will Jenoptik wird bis Ende 2022 seine Halbleiterproduktion in Dresden ausbauen und dazu in neue Kapazitäten investieren. Vodafone wird nach eigenen Angaben in Dresden ein neues 5G/6G-Mobilfunk-Entwicklungszentrum aufbauen und sucht dazu ebenfalls die Nähe zu den Halbleiterproduzenten im Silicon Saxony. „Die Eröffnung fällt auch mit einer weltweiten Knappheit und anhaltenden Nachfrage für Chips zusammen“, erklärt Bösenberg.
IPCEI-Förderinstrument liefert wichtige Unterstützung
Vor rund vier Jahren hatte die die Europäische Union ankündigt, die Mikroelektronik in Europa mit 1,75 Milliarden Euro zu unterstützen. Die vier Mitgliedstaaten Frankreich, Deutschland, Italien und das Vereinigte Königreich sagten zu, diese Summe bereitzustellen. Zudem sollten weitere 6 Milliarden Euro an privaten Investitionen zur Stärkung der Mikroelektronik-Industrie mobilisiert werden.
In Deutschland profitieren von dem so genannten IPCEI-Förderinstrument (Important Project of Common European Interest) neben Bosch unter anderem die Unternehmen Globalfoundries, Infineon, Osram und Zeiss sowie eine Reihe weiterer Unternehmen. Durch die Genehmigung durch die EU wurde der Weg für die Bundesregierung frei, um Halbleiterunternehmen finanziell unterstützen. Am 19. Juni 2017 hatte Bosch schließlich angekündigt, eine Fabrik für Halbleiter zu bauen, die überwiegend für Automobilelektronik benötigt werden.
Hinweis:Den Artikel hat DataCenter-Insider vom Partnerportal „Elektronik Praxis“ übernommen. Dort entstand er mit Material von dpa.
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