Wie viel Potenzial für den Klimawandel steckt im Produkt? Was ist Product Carbon Footprint, PCF?
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Bei der ökologischen Bewertung von Produkten und Services steigt die Bedeutung des mit ihnen verbundenen Kohlendioxidausstoßes. Ein Maß dafür ist Product Carbon Footprint.

Grundsätzlich beschreibt die Kennzahl Product Carbon Footprint (PCF) alle klimawirksamen Emissionen eines Produkts oder Services. Basis dafür ist eine Ökobilanz, die sich auf die Klimawandelwirkungen bezieht.
Eingeschlossen ist dabei die gesamte Prozess- und Transportkette von der Entwicklung und Entstehung einschließlich Rohstoffgewinnung und Vorprodukterstellung über Montage, Vertrieb, Nutzung, Refurbishment (etwa bei Servern oder Storage) bis zur Entsorgung. Abgezogen werden der Atmosphäre entzogene Emissionen. Das kann etwa durch Wärmerückgewinnung geschehen.
Die Anforderungen
Bei der PCF-Berechnung müssen die Prinzipien Relevanz, Vollständigkeit, Konsistenz, Kohärenz, Genauigkeit und Transparenz hinsichtlich der Gewinnung der Daten eingehalten werden. Also sind zum Beispiel relevante Daten und in der gesamten Studie gleiche Messmethoden zu verwenden.
Bei einem Rechenzentrum beispielsweise, bei dem umfassend die gesamten klimawirksamen Emissionen erfasst werden sollen, gehören schon die Gewinnung und der Transport des Sandes für den verwendeten Beton zur relevanten Prozesskette. Dasselbe gilt für die irgendwann anstehende Demontage.
Handhabung von Services
Dazu gehören auch alle Dienstleistungen, beispielsweise die Arbeit des Architekten oder Bauträgers. Beispiele sind hier die anteilige, für das Projekt nötigen Büronutzung oder die Fahrten zum Bauplatz oder Auftraggeber.
Möglich und für Vergleiche sinnvoll sind aber auch Carbon Footprints für einzelne Services, die ein Rechenzentrum erbringt. Also beispielsweise die Bereitstellung einer bestimmten Menge Storage oder einer bestimmten Zahl virtueller Maschinen. Im Business-to-Business-Geschäft interessiert man sich häufig auch dafür, was bis zum eigenen Firmentor passiert (Cradle to Gate) und erfasst es gesondert, bildet also einen anteiligen Carbon Footprint.
Zwei Vereinheitlichungsebenen
Dabei wird der Carbon Footprint auf zwei Ebenen vereinheitlicht:
- Erstens auf der Produktebene: Hier wird der Carbon Footprint immer für eine Einheit des Produkts angegeben, also beispielsweise eine Virtuelle Maschine oder 1 Gigabyte Storage.
- Zweitens in Bezug auf die emittierten Klimagase: Denn es entsteht entlang des Lebenswegs eines Produkts oder Services meistens nicht nur Kohlendioxid, sondern vielleicht auch Methan, Lachgas, FCKW oder Schwefelhexafluorid.
Kohlendioxid-Äquivalente
DIese Gase haben erheblich höhere Klima-Auswirkungen als Kohlendioxid. Sie werden deshalb in Kohlendioxid-Äquivalente umgerechnet. Hier gilt für jeweils ein Kilo des jeweiligen Stoffs bei Methan ein Gegenwert von 25 Kilo Kohlendioxid, bei Lachgas sind es 298 Kilo, bei den als Kühlmittel lange beliebten FCKW je nach Variante zwischen 124 und 14800 Kilo und bei Schwefelhexafluorid 22.800 Kilo.
Diese Stoffe können also die Kohlenstoffbilanz eines ansonsten recht umweltfreundlichen Produkts nachhaltig trüben. Das ist der wichtigste Grund dafür, dass insbesondere die letztgenannten schon bald aus den Rechenzentren verschwinden sollen.
Berechnungshilfen
Wer einen Product Carbon Footprint berechnen will, muss das Rad nicht neu erfinden. Es gibt gleich mehrere Vorlagen.
Das wohl älteste Tool ist PAS 2050 der British Standards Institution aus dem Jahr 2008 (überarbeitet 2011), die ISO-Normen der Serie 14044, die DIN CEN ISO/TS 14067:2014-09 und der Unternehmensbilanzierungs und -berichtsstandard des Klimagasprotokolls.
(Die verlinkten Werkzeuge können kostenlos heruntergeladen werden.) Höchste Relevanz hat wohl für Deutschland die Norm 14067, die ständig weiterentwickelt wird.
Die Funktionen
Product Carbon Footprints können mehrere wichtige Funktionen erfüllen: Sie dienen als Input für die umfassendere Umweltberichterstattung von Unternehmen. Zudem zeigen sie dem Unternehmen Optimierungspotentiale auf.
Eher externe Wirkungen sind, dass sie Kunden bei der Auswahl helfen, die Wert auf nachhaltige Lösungen legen, bei der Produktbewertung. Schließlich können PCFs in Zukunft für eine kohlenstoffgerechte Bepreisung von Produkten unentbehrlich werden; denn steigende Kohlenstoff-Gebühren werden wohl an Kunden weitergereicht werden müssen, sollen sie nicht die Bilanz trüben.
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