Quantencomputing in Niedersachsen Start-Up-Förderung für angewandte Quantentechnologie

Von Ulrike Ostler

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Das Land Niedersachsen fördert einen Hightech-Inkubator zur Unterstützung von Firmengründungen im Umfeld der Quantentechnologien mit 4,7 Millionen Euro. Insgesamt fließen 25 Millionen Euro in die Initiative „Quantum Valley Lower Saxony“ (QVLS)aus Töpfen des Landes Niedersachsen und der Volkswagen Stiftung.

In Niedersachsen entsteht eines der führenden nationalen Ökosysteme für den Bau von Quantencomputern und für die Quantenmetrologie. Hier werden die Bundesgelder durch weitere Quellen aus der Forschung und insbesondere durch Engagement der Industrie ergänzt.
In Niedersachsen entsteht eines der führenden nationalen Ökosysteme für den Bau von Quantencomputern und für die Quantenmetrologie. Hier werden die Bundesgelder durch weitere Quellen aus der Forschung und insbesondere durch Engagement der Industrie ergänzt.
(Bild: QVLS-HTI)

Der entsprechende Förderbescheid wurde am 5. Juli 2022 von Stefan Muhle, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung, den Projektverantwortlichen in der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) übergeben.

Ob im Computing, für die Sensorik oder in der Kryptografie – die Möglichkeiten, Quantenprozesse für bahnbrechende technologische Innovationen einzusetzen, sind vielversprechend. Die Anstrengungen in der Grundlagenforschung sind intensiv. Und nicht minder die Ansätze, all diese technologischen Versprechungen auch ganz praktisch werden zu lassen.

Einordnung des Projekts

Seit dem am 9. November 2020 ist Quantum Valley Lower Saxony ein Verein. In diesem sind die quantentechnologischen Kompetenzen gebündelt und der Weg in die Praxis angelegt: Mit einem so genannten Hightech-Inkubator soll die Gründung von Startups, die auf Quantentechnologien setzen, substanziell unterstützt werden. Zu den Mitgliedern zählen neben den drei genannten auch der Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V., der Niedersachsen Metall – Verband der Metallindustriellen Niedersachsens e.V., die Qubedot GmbH und die Sartorius AG.

Das Land Niedersachsen fördert diesen speziellen Hightech-Inkubator mit 4,7 Millionen Euro. Der entsprechende Förderbescheid wurde am 5. Juli 2022 von Stefan Muhle, Staatssekretär im Niedersächsischen Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung, den Projektverantwortlichen in der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt übergeben.

Muhle kommentiert „Die Digitalisierung hat in den letzten Jahren gezeigt: Unternehmen, die bei der Umsetzung der digitalen Transformation der allgemeinen Entwicklung hinterherhinken, haben es heute schwerer, sich gegen Mitbewerbende im Markt zu behaupten. Der QVLS-HTI wird Quantentechnologien so niedrigschwellig wie möglich in eine wirtschaftliche Nutzung überführen und Unternehmen dabei unterstützen, sich möglichst frühzeitig auf diese erneute ´Industrielle Revolution` vorzubereiten.“

Die Ziele

Getragen wird der QVLS-HTI mit einer Förderzeit bis Ende 2024 durch das Quantentechnologie-Kompetenzzentrum der Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB), zusammen mit den universitären Partnern aus Hannover (Leibniz Universität) und Braunschweig (Technische Universität). Zugleich ist der Inkubator eingebunden in das QVLS.

Ein Ziel von QVLS-HTI ist der Aufbau einer langfristigen und schlagkräftigen Struktur zur Unterstützung von Deep-Tech-Firmengründungen im Umfeld der Quantentechnologien. Eine wichtige Voraussetzung hierfür ist ein niedrigschwelliger Zugang zu High-Tech-Infrastruktur und hoch-spezialisiertem Expertenwissen. Beides wird in der Region Hannover-Braunschweig durch das QVLS.

Ein weiteres Ziel: Die Entwicklung eines 50-Qubit-Quantencomputer-Demonstrators. Der QVLS-HTI soll komplementär hierzu Quantentechnologien und begleitende Enabling Technologies so effizient wie möglich in eine wirtschaftliche Nutzung überführen und damit das sogenannte „Valley of Death“ zwischen Forschung und Markt überwinden helfen. Laut Dr. Nicolas Spethmann, Koordinator des QVLS-HTI, stehen 14 Teams in den Startlöchern, um Ihre Ideen in Niedersachsen umzusetzen.

Ergänzendes zum Thema
Quantencomputer und Ionenfallen

Wie die Grundrecheneinheit Bit bei einem normalen Computer kann auch die Grundrecheneinheit des Quantencomputers ‒ ein Qubit ‒ die Zustände 0 oder 1 annehmen. Anders als bei einem normalen Computer kann ein Qubit jedoch auch alle Zustände dazwischen einnehmen. Deshalb steigt die Information, die ein Quantencomputer speichern und verarbeiten kann, exponentiell mit der Zahl der Qubits.

Bei der Ionenfallen-Technologie werden Ionen ‒ geladene Atome ‒ als Grundrecheneinheit des Computers verwendet, ein Ion ist ein Qubit. Mithilfe von elektrischen Feldern werden diese Ionen eingefangen und durch Radiowellen sowie Laserstrahlen kontrolliert. Diese Technik ist einer der vielversprechendsten Ansätze zur Realisierung eines Quantencomputers mit signifikanter Rechenleistung.

Sie - junge Unternehmen, Neugründungen, Ansiedlungen aus dem Ausland - sind durch einen Auswahlprozess ausgewählt worden. Jedes der Teams wird zusätzlich mit bis zu 200.000 Euro vom Land durch den QVLS-HTI gefördert und erhält damit einen starken Impuls. Darüber hinaus ist während der öffentlich geförderten Phase - insgesamt 2 Millionen Euro für die HTI-Infrastruktur - die Gründung einer sich selbsttragenden Einrichtung QVLS-HTI GmbH geplant, die eine schlagkräftige und langfristige Struktur für den Technologietransfer bietet.

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Aus den insgesamt 25 Millionen Euro aus dem Programm „Niedersächsisches Vorab“ standen dem QVLS seit 2021 bereits 9 Millionen Euro zur Verfügung. 2022 und 2023 folgen weitere 8 Millionen Euro. Zusätzlich wirbt die Initiative nationale und europäische Fördermittel ein.

Bei der ersten Bekanntgabe 2020 war bereits festgelegt, dass man sich auf die Technik der Ionenfallen konzentrieren wolle, um einen skalierbare Quantencomputer zu entwickeln. Die Zusammenführung aller erforderlichen Expertise unter einem Dach ‒ von der Nanotechnologie bis zu Quanten-Algorithmen oder der Herstellung von Ionenfallen-Chips ‒ sei ein überzeugendes Alleinstellungsmerkmal im weltweiten Vergleich, hieß es.

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