Virtual Reality komplett Neue Möglichkeiten am Point-of-Sale mit virtuellen Produkten
„Software first“ und „Digitalisierung“ spricht sich so leicht, doch bald schon wird ein jeder, der einkaufen geht, einen Teil davon erleben, per Virtual-Reality (VR). Der Münchner VR-Spezialist Innoactive Digital Realities GmbH hat eine Komplettlösung aus Hardware, Software und diversen Services speziell für solche Point-of-Sale-Anwendungen entwickelt.
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Wachsenden Warensortimente in Kombination mit steigenden Flächenmieten setzen den Einzelhandel unter Druck. Um dennoch nicht auf eine ansprechende Produktpräsentation – die wichtigste Waffe im Kampf gegen den immer stärkeren Online-Handel – verzichten zu müssen, bietet sich aktuell eine ganz neue Lösung an: Brillen für das Erleben Virtueller Realität und entsprechende Programme erschaffen eine realistische, dreidimensionale Umgebung, in der Kunden alle Arten von Produkten, auch sehr große oder sperrige, in ihrem Kontext erleben können. Schon eine kleine Aktionsfläche reicht dafür aus.
Das System von Innoactive Digital Realities soll einfach zu bedienen sein, ist Rollout-fähig und nutzt das als technische Basis die VR-Brille „HTC Vive“. Seit Herbst des vergangenen Jahres setzen deutsche Saturn-Filialen das Komplettangebot ein. Dabei zeigte sich ein weiterer positiver Nebeneffekt: Die Präsentationstechnik selbst lockt zahlreiche Kunden an, die die Lösung ausprobieren oder auf den dazugehörigen Displays zusehen wollen. Weitere Auftraggeber sind etwa Carl Zeiss, Kawasaki und BSH Haushaltsgeräte.
Ladengeschäfte werden in Stadtzentren immer seltener. Schuld daran sind die Mietpreise, die sich viele Händler in der nötigen Flächengröße nicht mehr leisten können. Damit verzichten sie jedoch auf einen ihrer größten Vorteile gegenüber Internet-Shops, das persönliche Einkaufserlebnis.
Neben der Beratung ist für die meisten Kunden des lokalen Einzelhandels vor allem der direkte Eindruck von der Ware entscheidend: Größe und Form lassen sich beispielsweise anhand von Bildern nur schwer einschätzen, ganz zu schweigen davon, wie ein Objekt in einer echten Umgebung wirkt.
Daniel Seidl, einer der Geschäftsführer von Innoactive Digital Realities, sagt: „Virtual Reality bietet hier ungeahnte Chancen für die Retail-Branche. Die dreidimensionale Simulation ermöglicht es, auf kleinsten Raum Produkte in einem realitätsnahen Szenario vorzustellen, die in ihrer Größe oder Typenvielfalt nie in einen Laden passen würden.“
Individualisierbares VR-Konzept für POS-Anwendungen
Insbesondere die praktische Umsetzung, sprich die möglichst einfache und bedienfreundliche Integration der Technik in den Laden, lässt allerdings viele Unternehmen noch vor dem Schritt in die virtuelle Produktwelt zögern. Um hier Berührungsängste zu mindern und den Einstieg zu erleichtern, hat Innoactive Digital Realities mit seinem modularen „Virtual Reality Showroom“ ein Konzept geschaffen, das alle notwendigen Bestandteile und Leistungen umfasst, um flächendeckend an jedem beliebigen Point-of-Sale (POS) ein virtuelles Shopping-Erlebnis einzurichten.
Grundlage dafür ist in jedem Fall eine umfassende Planung, in der die verschiedenen Anforderungen des Retail-Bereichs, allen voran eine hochqualitative Darstellung der Waren, berücksichtigt werden. Um hier eine fotorealistische Wiedergabe der Produkte und ihrer Umgebung sicherzustellen, greift das Unternehmen zu der Brille HTC Vive, die eine Auflösung von 2160 x 1200 dpi bietet.
Die notwendigen Inhalte und 3D-Modelle für das virtuelle Shopping-Erlebnis erstellt Innoactive Digital Realities anhand von CAD-Modellen beziehungsweise 3D-Scans. Dadurch lassen sich auch große Produktmengen sehr schnell virtualisieren.
Mit zwei Tasten Produktwelten erkunden
Ebenso werden kundenspezifische Funktionslogiken erstellt, die bestimmen, was der Benutzer innerhalb des virtuellen Raumes tun und wie er die Umgebung erkunden kann. Um beliebig große Räume begehbar zu machen, setzen die Experten dabei auf eine einfach zu bedienende Lösung mit Teleportationspunkten: Generell kann das Tracking-System der Vive je nach Platzangebot eine Fläche von bis zu 16 Quadratmeter abdecken, in der man sich frei bewegen kann. Sind die Grenzen erreicht, wird ein Gitter eingeblendet. Mittels der Sprungpunkte lassen sich jedoch verschiedene solcher Zellen verbinden, so dass der Nutzer jede gewünschte Stelle erreichen kann.
Gesteuert wird mit zwei Controllern. „Die große Herausforderung war hier für uns, eine Bedienungsform zu entwickeln, die auch für Menschen ohne große Computer-Erfahrung leicht zu verstehen ist und intuitiv wirkt“, berichtet Dirk Christoph, der das Unternehmen zusammen mit Seidl leitet.
Die POS-Lösung nutzt deshalb nur jeweils eine Funktionstaste der Steuereinheiten. Links wird damit das Einstellungsmenü aufgerufen, rechts wird eine Art Laserpointer eingeschaltet, mit dem einzelne Objekte oder Punkte im Menü angewählt werden können. Zudem gehören auch Einführungsschulungen für Mitarbeiter, die den Kunden im Laden die Bedienung erklären und beim Anlegen der Brille helfen, zum Service-Paket des VR Showroom.
VR-Technik als Kundenmagnet
Für die Intergration der Technik in das Ladengeschäft hat das Münchner Unternehmen verschiedene Aufbauoptionen entwickelt, unter anderem eine platzsparende Lösung mit zwei beleuchtbaren Designer-Säulen aus Holz. Eine davon trägt eine Vitrine zum Verstauen der Brille, die andere einen hochauflösenden Bildschirm, über den auch umstehende Zuschauer verfolgen können, was der Nutzer gerade im virtuellen Raum sieht.
„Die Displays haben sich als echte Zuschauermagneten herausgestellt und wecken ein breites Interesse sowohl an der VR-Technologie als auch an den präsentierten Produkten“, so Christoph. Die nötige Rechenkapazität zum synchronen Spiegeln des 3D-Erlebnisses auf den 2D-Schirm liefern zwei vernetzte Hochleistungs-PCs, die unsichtbar in den Säulen verbaut sind. Das gesamte System ist dabei so angelegt, dass kein besonderes Know-how zum Einschalten und Betreiben erforderlich ist, was den Rollout sehr schnell und unkompliziert macht.
Dass sich das POS-Konzept auch in der Praxis bewährt, zeigt das Beispiel Media-Saturn. Der Technikhändler hat in zwei Saturn-Märkten seit Herbst vergangenen Jahres eine stationäre Variante des Virtual Reality Showroom im Einsatz, in dem verschiedene Musterküchen von Kiveda erkundet und teilweise sogar nach eigenen Wünschen verändert werden können.
So lassen sich etwa die Fronten umfärben oder die Elektrogeräte austauschen. Dazu ist an die Wohnraum-Simulation ein virtueller Elektromarkt gekoppelt, in dem verschiedene Modelle unter anderem von Bosch und AEG ausgesucht werden können. In einem weiteren Schritt soll daran auch ein System angebunden werden, mit dem die virtuell ausgewählten Produkte bezahlt werden können.
Zukunftspläne: Virtuelle Beratung am virtuellen Produkt
Ein anderes Ziel des VR-Pioniers, das sich aber erst in der Entwicklung befindet, ist der virtuelle Kontakt zu einem Kundenberater oder Techniker an einem anderen Standort. Fachmann und Kunde könnten sich so trotzdem von Person zu Person unterhalten und beispielsweise zusammen ein Produktproblem begutachten, wie Seidl ausführt: „Momentan arbeiten wir hierfür an Konzepten, wie die Personen in der virtuellen Umgebung dargestellt werden sollen. Immerhin wollen wir dem Nutzer ein möglichst natürliches Erlebnis bieten.“
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