Netzwerk Energie-Effizienz gegründet Effizienzinnovationen für Rechenzentren made in Germany
Das jüngst gegründete Netzwerk „Energie-effizientes Rechenzentrum“ unter der Ägide des Borderstep Institut möchte das im Lande vorhandene Know-how vor allem von Mittelständlern über Energie-Effizienz, Kühlung und Klimatisierung in neue technische Lösungen umsetzen, insbesondere für Rechenzentren mittelständischer Anwender und Provider.
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Das Verhältnis von Kühl- zu IT-Energie verbessert sich seit Jahren ständig, was sich in sinkenden PUE-Werten niederschlägt. Doch der von Rechenzentren verbrauchte Strom nimmt trotzdem zu und wird dies wohl auch vorläufig weiter tun – vor allem durch Neubau neuer oder Erweiterung bestehender Datenzentralen. Zudem sei bei allen Fortschritten ein effizienter Rechenzentrumsbetrieb im Bestand auch heute keinesfalls selbstverständlich, weiß Dr. Ralph Hintemann, Senior Researcher beim Berliner Borderstep Institut.
Neben Beharrungsvermögen und verständlicher Risikoscheu, die den Einsatz komplett neuer Technologie bremsen, fehlt es auch an günstigen und an den lokalen Markt angepassten Lösungen gerade für Mittelständler.
Während aber kaum jemand bestreiten würde, dass Deutschland den Vorsprung der USA bei Web-Plattformen wie Google und Facebook wohl nicht mehr aufholen kann, gilt das für Effizienztechnologien im Rechenzentrumsumfeld ganz und gar nicht. Vielmehr gibt es viele spezialisierte Mittelständler, die sich hier auskennen.
Das bedeutet für RZ-Effizienztechnologien made in Germany nicht nur eine technische, sondern auch eine ökonomische Chance. Die will das kürzlich gegründete Netzwerk Energieeffiziente Rechenzentren nutzen.
Innovationsimpulse fortführen
„Derzeit gehören zu unserem Netzwerk sieben Firmen sowie das Borderstep-Institut, das die Akteure vernetzt“, erläutert Hintemann. Derzeit gehören dazu: der IT-Infrastrukturhersteller Thomas-Krenn, der Adsorptionsspezialist Invensor, die Rechenzentrumsberatung DC-CE RZ Beratung, die auch an Forschungsprojekten beteiligt ist, Howatherm, ein Spezialist für innovative Freiluftkühlung, Tobol, ein Integrator für Datacenter-Meß- und Regeltechnik, Windcloud, das ein Rechenzentrum hauptsächlich mit Windkraft betreiben will, der Rechenzentrumsbauer E-Cube sowie die Effizienzberatung Geff GmbH. Für neue Mitglieder ist man offen, allerdings gilt: „Wir behalten uns vor, wen wir aufnehmen – die Neulinge müssen gut zu uns passen.“
Entstanden ist das Netzwerk als Anschlussprojekt an die Hessische Innovationsallianz Rechenzentrum, ein Projekt des Landes Hessen, das 2016 auslief. Die dort entstandenen Impulse will das Netzwerk nun fortführen und dabei den deutschen Mittelstand ins Zentrum rücken. Mit der Stadt Frankfurt und dem Projekt Digitales Hessen gibt es zwei Akteure, aus dem Umfeld des Vorprojekts, die eventuell eine Kooperation mit dem Netzwerk interessiert sind.
„Der typische deutsche Mittelständler mit eigenem Rechenzentrum hat meist kaum die Ressourcen oder das Wissen, um von sich aus noch wenig erprobte Technologien bei sich zu implementieren“, argumentiert Hintemann. Zudem fehle es an Angeboten, die auf die finanziellen Möglichkeiten und technischen Bedürfnisse dieser Gruppe zugeschnitten seien.
Projektförderung aus Mittelstands-Innovationsprogrammen
Die Finanzierung des Projekts übernimmt in den ersten drei Jahren zum größten Teil der Bund über die Netzwerkförderung des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand. Die Mitglieder selbst müssen im ersten Jahr nur zehn Prozent der Netzwerkkosten bezahlen, im zweiten dreißig, im dritten fünfzig Prozent. Ab dem vierten Jahr soll sich das Netzwerk selbst tragen. Die Fördersumme für das Gesamtprojekt liegt im ersten Jahr im mittleren sechsstelligen Bereich.
Was nun hat sich die Gruppe vorgenommen? „Zunächst wollen wir die Ist-Situation bei Rechenzentren ausloten, über die Chancen und Möglichkeiten von Effizienztechnologien informieren und schließlich gemeinsam Projekte und Lösungen entwickeln. Sie sollen neue Potentiale für Effizienz im Rechenzentrum auftun und bezahlbar auch für typische mittelständische Unternehmen sein“, so Hintemann.
Doch so weit ist es noch nicht. Erste Ansätze dafür erwartet er gegen Ende kommenden Jahres. Ohne allzu viel Phantasie ist vorstellbar, dass sich die Kombination mehrerer Technologien, etwa zum Kühlen und anschließend zur Abwärmenutzung, als Feld für solche Ansätze eignet.
Mittelstand steigert Investitionsvolumen in RZ-Hardware prozentual am meisten
Erste Trends aus der gerade in der Durchführung befindlichen Befragung, deren komplette Ergebnisse wohl erst im Juni bekannt werden, zeigen, dass sich das Netzwerk wohl die richtige Zielgruppe gewählt hat. Demnach wird es in Deutschland bei einer dezentralen und heterogenen Rechenzentrumslandschaft bleiben.
Und das bedeutet unter anderem: Während Kleinunternehmen eher weniger Geld in das Rechenzentrum stecken und große 2016 in etwa genauso viel investierten, liegt der Mittelstand vorn. Hintemann: „Mittelständler mit 50 bis 200 Mitarbeitern haben im vergangenen Jahr die Investitionen in eigene Rechenzentrumshardware am meisten hochgefahren, ob sie nun beim Co-Lokation-Anbieter oder im innerbetrieblichen Rechenzentrum steht“, sagt Hintemann.
* Ariane Rüdiger ist freie Autorin und lebt in München.
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