Nachhaltigkeit über den ökologischen Aspekt hinaus So erstellen Unternehmen einen Nachhaltigkeitsreport

Von Ann-Kathrin Gräfe* |

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Rund 13 Milliarden Kilowattstunden Strom entfielen 2017 allein auf Rechenzentren in Deutschland (siehe: Link). Die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft sorgt dafür, dass die Datacenter-Branche boomt und damit der Bedarf an Rechenleistung immer weiter ansteigt. Um Umwelt und Gesellschaft nicht unnötig zu belasten, sollten Rechenzentren sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen.

Bei Nachhaltigkeit denken die meisten zunächst an nachwachsende Ressourcen und ein gründes Gewissen. Doch die Vereinten Nationen haben beispielsweise weit mehr - 17 - Nachhaltigkeitsfelder definiert. Sie können Unternehmen als Leitlinien für die Erstellung eines eigenen Nachhaltitgeitsreports dienen.
Bei Nachhaltigkeit denken die meisten zunächst an nachwachsende Ressourcen und ein gründes Gewissen. Doch die Vereinten Nationen haben beispielsweise weit mehr - 17 - Nachhaltigkeitsfelder definiert. Sie können Unternehmen als Leitlinien für die Erstellung eines eigenen Nachhaltitgeitsreports dienen.
(Bild: Gerd Altmann auf Pixabay)

Den Begriff „Nachhaltigkeit“ gibt es seit mehr als 300 Jahren. Zuerst beschrieb er eine Art der Waldnutzung, bei der nicht mehr Holz entnommen wird als nachwachsen kann. Heute ist er weiter gefasst und schließt neben ökologischen auch ökonomische und soziale Aspekte ein. Nachhaltigkeit bezieht sich also nicht nur auf die Umwelt, sondern auch auf Wirtschaft und Gesellschaft.

Unternehmen, die wirtschaftlich nachhaltig arbeiten, gehen etwa verantwortungsvoll mit Ressourcen um. Sie verschwenden sie nicht, sondern setzen sie möglichst zielführend ein. Sozial nachhaltige Unternehmen beuten ihre Mitarbeiter nicht aus, sondern sorgen für eine faire Bezahlung, angemessene Arbeitszeiten und Chancengleichheit. Und ökologisch nachhaltig ist, wer unter anderem dafür sorgt, dass möglichst wenig Energie verbraucht wird.

Beispiele für Nachhaltigkeit im Rechenzentrum

Beispiele für nachhaltiges Handeln lassen sich auch auf Rechenzentren direkt übertragen: Ihre Betreiber sollten nicht nur auf den Einsatz erneuerbarer Energien achten, sondern auch auf passende Materialien und Rohstoffe über die gesamte Produktionskette hinweg: Seltene Erden sollten etwa nur da zum Einsatz kommen, wo es unvermeidlich ist.

Eine wichtige Rolle spielt auch die Nutzung der Abwärme, da Rechenzentren ansonsten jedes Kilowatt an verbrauchtem Strom als Wärme wieder in die Umwelt abgeben. Diese Abwärme könnte für Einrichtungen genutzt werden, die ganzjährig hohe Temperaturen benötigen – Schwimmbäder, zum Beispiel, aber auch Gewächshäuser oder Wäschereien.

Weitere Nachhaltigkeitsaspekte

Für eine umfassende Nachhaltigkeit reicht der Blick auf die Umwelt allerdings nicht aus. Weitere Anhaltspunkte bieten die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen: Im Jahr 2015 wurden insgesamt 17 Nachhaltigkeitsziele verabschiedet, die weltweit ein menschenwürdiges Leben ermöglichen und die natürlichen Lebensgrundlagen dauerhaft bewahren sollen. Sie reichen von der Friedenssicherung über Armutsbekämpfung bis hin zu nachhaltigen Konsum- und Produktionsweisen.

Auch eine nachhaltige Industrialisierung sowie der Aufbau einer widerstandsfähigen Infrastruktur gehören zu den Zielen der Vereinten Nationen. Der Blick auf die SDGs lohnt sich: Bei fast allen lässt sich ein Bezug zum Rechenzentrumsbetrieb herstellen, so dass sie eine gute Stütze auf dem Weg zum nachhaltigen Unternehmen sein können.

Nachhaltigkeit stärkt das Image

Wer nachhaltig arbeitet, schont aber nicht nur Ressourcen, schützt die Umwelt und zeigt Verantwortung. Eine nachhaltige Ausrichtung kann gleichzeitig das Image eines Unternehmens langfristig stärken, wenn (potentielle) Kunden und andere Zielgruppen davon erfahren.

Viele Unternehmen halten deshalb ihre Nachhaltigkeitsmaßnahmen und -ziele in schriftlicher Form fest. Bekannt sind vor allem Nachhaltigkeitsberichte, die für börsennotierte Unternehmen ab 500 Mitarbeitern verpflichtend sind.

Der Nachhaltigkeitsreport in KMU

Kleinere Unternehmen dagegen veröffentlichen ihre Ergebnisse am besten in Form eines Nachhaltigkeitsreports. Im Prinzip funktioniert der Report genauso wie der Bericht: Er stellt die nachhaltigen Ziele und Leistungen eines Unternehmens transparent dar und informiert über dessen ökologische, ökonomische und soziale Aktivitäten.

Die dei Nachhaltigkeitsfelder, die in einem Report zu berücksichtigen sind.
Die dei Nachhaltigkeitsfelder, die in einem Report zu berücksichtigen sind.
(Bild: dotBerlin)

Im Gegensatz zum Bericht lässt der Nachhaltigkeitsreport aber mehr Freiheiten: Hier können die Verfasser selbst bestimmen, wo Schwerpunkte gesetzt werden sollen.

Die bereits erwähnten SDGs geben eine gute Hilfestellung für das Verfassen eines Nachhaltigkeitsreports. Rechenzentrumsbetreiber können sie nutzen, um abzulesen, wie sie sich im Bezug dazu positionieren – und wie sie dazu beitragen, die globalen Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Orientierung geben außerdem die Richtlinien der Global Reporting Initiative (GRI).

Die Initiative ist eine gemeinnützige Organisation, die das nachhaltige Engagement von Unternehmen unterstützt. Sie hat einen Rahmen erarbeitet, den Unternehmen nutzen können, um ihre ökologische, ökonomische und soziale Leistung zu messen.

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In sechs Schritten zum Nachhaltigkeitsreport

Folgende Schritte sollten zum Erstellen eines Nachhaltigkeitsreports eingeplant werden:

  • 1. Status Quo feststellen: Rechenzentren, die sich mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen, müssen zunächst einmal wissen, wo ihr Unternehmen steht. Welche Bereiche, Abläufe und Produkte gibt es – und wie können sie in Bezug auf Nachhaltigkeit analysiert werden? Rückmeldung sollte hier nicht nur innerhalb des Unternehmens eingeholt werden, sondern auch von den verschiedenen Anspruchsgruppen – wobei das alle Personen oder Organisationen sind, die auf ein Unternehmen Einfluss haben oder von dessen Aktivitäten betroffen sind.
  • 2. Fokus setzen: Um den Report nicht unnötig aufzublähen, sollten nur diejenigen Informationen Eingang finden, die für das Unternehmen und die Zielgruppen wirklich wichtig sind. So wird verhindert, dass die Leser den Überblick verlieren.
  • 3. Leitmotiv finden: Alle Informationen zusammengenommen sollten ein einheitliches Bild ergeben, das als Leitmotiv im Report immer wieder auftaucht. Dafür ist es wichtig zu klären, welches Verständnis von Nachhaltigkeit im Unternehmen herrscht und welches Bild der Report dementsprechend vermitteln soll.
  • 4. Zahlen und Daten recherchieren: Anschließend müssen alle nötigen Zahlen, Daten und Fakten erhoben werden. Damit sich keine Unsauberkeiten einschleichen, sollte hierfür genügend Zeit eingeplant werden. Anschließend werden aus den gewonnenen Zahlen aussagekräftige Informationen abgeleitet.
  • 5. Ziele setzen: Wie soll sich das Unternehmen künftig entwickeln? In diesem Schritt werden aus den gesammelten Informationen konkrete Ziele formuliert. Dabei sollten die Ziele sowie die Maßnahmen, mit denen sie erreicht werden sollen, realistisch sein und sich außerdem überprüfen lassen.
  • 6. Report erstellen und veröffentlichen: Zuletzt müssen alle Ergebnisse in Form gebracht werden. Wichtig ist hier ein ausgewogenes Verhältnis von Texten und Bildern, damit die Leser nicht von endlosen Textblöcken erschlagen werden. Außerdem sollte der Report gut verständlich sein, damit die Zielgruppen wirklich ins Thema eintauchen können. Wer anschließend über geeignete Kanäle auf den neuen Report aufmerksam macht, sorgt dafür, dass die Zielgruppen vom eigenen Engagement erfahren.

Zeit und Kosten planen

Von der Idee zum fertigen Report – wie lange dieser Prozess dauert, lässt sich schwer voraussagen. Gleich zu Beginn ist eine gründliche Recherche aller benötigten Daten und Hintergrundinformationen empfehlenswert, weil sie die Basis nicht nur für den ersten, sondern auch für alle folgenden Reports bilden.

Während der Aufwand für alle folgenden Auflagen also nicht mehr so hoch ist, kann das Erstellen des allerersten Nachhaltigkeitsreport also schon einmal bis zu einem halben Jahr in Anspruch nehmen. Insgesamt sollten Unternehmen Nachhaltigkeit nicht als Aufgabe ansehen, die nebenbei erledigt werden kann. Dafür lohnt sich die investierte Zeit, weil ein guter Report die Außenwahrnehmung eines Unternehmens langfristig positiv beeinflussen kann.

Im Hinblick auf die Kosten sind ganz verschiedene Ergebnisse möglich. Eingeplant werden sollten in jedem Fall die Personalkosten für alle diejenigen, die mit der Erarbeitung des Reports betraut sind. Außerdem können Kosten anfallen für Dienstleister wie zum Beispiel Grafiker sowie für die Maßnahmen, die die Zielgruppen auf den Report aufmerksam machen sollen. Nicht zuletzt hängt der Kostenaufwand davon ab, ob der Report gedruckt oder digital veröffentlicht werden soll. Mittlerweile üblich ist die Online-Version – schließlich ist sie nachhaltiger.

* Ann-Kathrin Gräfe arbeitet für die DotBerlin GmbH & Co. KG. Das Unternehmen betreibt die Top-Level-Domain „.berlin“, die seit 2014 zusammen mit über 1.000 weiteren Domain-Endungen das Internet erweitert. Es arbeitet selbst seit Jahren in vielen Bereichen nachhaltig und trägt die Ergebnisse in einem Nachhaltigkeitsreport zusammen. Gräfe schreibt: „Wir freuen uns, wenn wir den Lsern von DataCenter-Insider von unseren Erfahrungen berichten dürfen.“

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