Es lockt der DataCenter Day 2019 "Sie suchen eine Liegenschaft für ein Datacenter? Ich hätte da ein Exposé."

Autor Ulrike Ostler |

Seit gut einem Jahr beschäftigt sich Kerstin Held mit Rechenzentren; denn sie hat etwas, das viele Begehrlichkeiten weckt, Grundstücke und Immobilien, die für die Ansiedlung von Datacenter geeignet sind. Die geprüfte Immobilien-Projektentwicklerin arbeitet für die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) und ermittelt geeignete, zumeist Konversionsobjekte. Auf dem DataCenter Day 2019 ist sie anzutreffen.

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Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) verwaltet und veräußert Konversionsliegenschaften. Manche davon eignen sich zur Ansiedlung von Rechenzentren. Zuständig ist Kerstin Held. Das Interview mit ihr steht als Podcast zur Verfügung.
Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) verwaltet und veräußert Konversionsliegenschaften. Manche davon eignen sich zur Ansiedlung von Rechenzentren. Zuständig ist Kerstin Held. Das Interview mit ihr steht als Podcast zur Verfügung.
(Bild: / CC BY 2.5)

Im Interview erzählt die 49jährige: „An diese Aufgabe bin ich gekommen wie die Jungfrau zum Kinde.“ (siehe Podcast „Interview mit Kerstin Held“) Es seien Investoren an die Bima herangetreten, die vermutlich geeignete Flächen in Schleswig-Holstein ausgemacht hatten.

Der Zufall wollte es, dass die ersten Liegenschaften der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, die auf Datacenter-Eignung überprüft wurden, im Norden der Bundesrepublik liegen.
Der Zufall wollte es, dass die ersten Liegenschaften der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, die auf Datacenter-Eignung überprüft wurden, im Norden der Bundesrepublik liegen.
(Bild: Google Maps)

Der ehemalige Militärflugplatz in Leck wurde zum Referenzstandort. Inzwischen steht zudem ein Exposé für eine ehemalige Kaserne in Cuxhaven.

Überhaupt: Es geht um Liegenschaften, die einst von der Bundeswehr oder den NATO-Partnern genutzt wurden und grundsätzlich einer anderen Nutzung zugeführt werden sollen. Dabei steht die Ansiedlung von Rechenzentren in Konkurrenz zu anderer gewerblicher Nutzung, bei den Gemeinden und Städten vor Ort sind vor allem kleine und mittelgroße Gewerbe beliebt – sie erhoffen sich Arbeitsplätze und Steuern - und, bei dem gegenwärtigen knappen Angebot, auch der Wohnungsbau. Über Datacenter wissen Bürgermeister und Verwaltung in der Regel wenig.

Außerdem müssen die Liegenschaften den durchaus speziellen Anforderungen an einen Rechenzentrumsstandort genügen. Dazu gehören unbedingt:

  • ausreichend Platz, so rücken Flächen mit mindestens 10.000 Quadratmetern in den Fokus
  • schnelle Planungs- und Genehmigungsverfahren,
  • höchstmögliche Verfügbarkeit grüner Energie,
  • eine leistungsfähige Ver- und Entsorgungs-Infrastruktur und
  • und die Abwesenheit oder Beseitigung von Risikofaktoren.

Dazugelernt

Heute bezeichnet sie sich als „blauäugig“ als sie in die Identifizierung von Konversionsliegenschaften als Rechenzentrumsstandorte eingestiegen ist. Damals hatte sie noch vor, eine Art Landkarte zu erstellen. Im ersten Schritt wollte sie quasi eine Landkarte der Bundesnetzagentur, die etwa die Strecken und Knotenpunkte der Datenleitungen enthält, über eine legen, die die frei verfügbaren Liegenschaften ausweist. Anfangen wollte sie im Norden, weil dort bereits Anfragen vorlagen und die Hyperscaler wie Microsoft, Google und Amazon sich offenbar gerne im nahen Dänemark ansiedelten, um sich dann in den Süden vorzuarbeiten.

Podcast: Interview mit Kerstin Held, Bundesanstalt für Immobilienaufgaben

Open Source in der Datacenter-Administration,Teil 1Kerstin Held betreut als zertifizierte Immobilien-Projektentwicklerin bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) das seit August 2018 bestehende Projekt „Rechenzentren“. Dessen Ziel ist es, bundesweit Potenzialflächen aus dem BImA-Bestand zu ermitteln, die für eine gewerbliche Ansiedlung mit dem Nutzungszweck Datacenter geeignet sind.
Welche Erfahrungen hat sie bereits gemacht und wie geht sie vor? Wen spricht sie an? (01.08.2019)

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Dass Frankfurt am Main aber die Datacenter-Metropole ist, wurde ihr schnell klar. Quer schoss nämlich der Immobilienentwickler P 3, der gerne auf dem Großauheimer Kasernen-Areal ein großes Rechenzentrum bauen will. Während anderen Orts die Gemeinden nicht recht wissen, was auf sie zukommt, hoffen die Verantwortlichen in Hanau, inklusive lokalem Energieversorger offenbar darauf. So sehen es jedenfalls diverse Berichte in Immobilienzeitschriften und die Tagespresse.

In Hanau geht es um das das letzte große Areal, das nach dem Abzug der US-Armee vor zehn Jahren noch frei ist: eine rund 38,5 Hektar große Gewerbefläche. Vor gut zwei Jahren wollte die Firma P 3 Logistic Parks dort Logistik ansiedeln, eine Amazon-Dependance stand zur Debatte. Weil das Gelände zu nah Wohngebiete angrenzt, lehnten Bima und die Stadt Hanau das Ansinnen ab. Sie rechneten mit zu hohem Verkehrsaufkommen und Umweltbelastung.

Das Areal in Hanau

Nun will P3 einen „Daten Center Campus“ bauen. Den Plänen nach handelt es sich um fünf Gebäude, verteilt auf 250.000 Quadratmeter. Wie die „Frankfurter Rundschau“ im Oktober 2018 berichtet hat, sind Amazon und SAP als potenzielle Nutzer erwähnt worden.

Zu den Schwierigkeiten, die der ehemaligen Kaserne anhaften, gehört, dass das Areal „belastet“ ist und dekontaminiert werden muss. Laut Held gehört das zu den Fehlern, die zu Beginn gemacht worden seien. Jetzt stelle die Bima sicher, dass keine unliebsamen Überraschungen auftauchten, weder verseuchte Böden, noch vergessene Munition. In Hanau soll laut Frankfurter Allgemeine im dritten Quartal dieses Jahres mit dem Abriss der Verwaltungsgebäude und Hallen, die von den US-Amerikanern als Lager und für Reparaturarbeiten genutzt wurden, begonnen werden.

Sie zitiert Oberbürgermeister Claus Kaminsky (SPD) mit: „Das Rechenzentrum wird vergleichsweise geringe Emissionen und lediglich Anlieferverkehr am Tag haben.“ Es schaffe Arbeitsplätze, Steuereinnahmen – Kaminsky erwartet einen kleinen siebenstelligen Betrag – und könne weitere Unternehmen aus dem IT-Bereich anziehen.

Vorbereitung notwendig

P3-Geschäftsführer Jürgen Diehl rechnet in der ersten Ausbaustufe 2021 mit etwa 50 Megawatt, in der letzten Ausbaustufe einige Jahre später mit 180 Megawatt. Zuständig sind die Stadtwerke und die Hanau Netz GmbH. Notwendig sind vermutlich unter anderem ein neues Umspannwerk mit Großtransformatoren und eine Hochspannungsleitung.

Bei der Evaluierung des Standorts in Cuxhafen war die Bima-Projektentwicklerin Kerstin Held selbst stark involviert, etwa um in Erfahrung zu bringen, wie die Versorgung mit Strom und Datenleitungen sichergestellt werden kann.
Bei der Evaluierung des Standorts in Cuxhafen war die Bima-Projektentwicklerin Kerstin Held selbst stark involviert, etwa um in Erfahrung zu bringen, wie die Versorgung mit Strom und Datenleitungen sichergestellt werden kann.
(Bild: Kerstin Held)

Um zu evaluieren, ob in Leck und Cuxhafen geeignete Liegenschaften vorliegen, hat die Bima die ICT Facilities mit der Standortprüfung beauftragt. Held sagt, sie sei direkt eingebunden gewesen in dieses, für sie, Pilotprojekt und die Lernkurve dadurch hoch gewesen. „Ich habe gesehen, welcher immense Aufwand an der Standortermittlung `dran hängt“, sagt sie. „Das macht man nicht einmal so nebenbei.“

Inzwischen hofft sie, dass sich Interessenten für diese Konversionsliegenschaft erwärmen. Immerhin könnten nicht alle Rechenzentren nach Frankfurt ziehen, zumal es dort offenbar zunehmend Probleme mit ausreichender Stromversorgung gebe. Außerdem spiele unter Umständen auch der Trend zu Edge-Rechenzentren in ihrem Sinne eine positive Rolle.

Jedenfalls brauchten Projektentwickler nicht darauf warten, bis die Bima geeignete Objekte ausfindig mache, sie könnten sich auch direkt mit ihrem Ansinnen an das Bundesamt wenden, wenn sie einen möglichen Standort entdeckten. Auch die Überprüfung durch ICT Facilities sei nicht in Stein gemeißelt. Mitbewerber könnten sich melden.

DataCenter-Insider ist Medienpartner der Veranstaltung in Würzburg.
DataCenter-Insider ist Medienpartner der Veranstaltung in Würzburg.
(Bild: Vogel IT-Medien GmbH)

Auf dem DataCenter Day 2019

Kerstin Held wird ihre Erfahrungen gern mit Besuchern des DataCenter Day 2019 teilen. Die Veranstaltung, deren Medienpartner DataCenter-Insider ist, findet am 22. Oktober im Vogel Convention Center (VCC), Würzburg, statt.

Kerstin Held ist für das neue Format „Campfire“, von 11:50 Uhr bis 12:55 Uhr, vorgesehen (siehe: Agenda). Interessenten, die an der Veranstaltung teilnehmen wollen, können sich um VIP-Ticket bewerben. Einen Vorgeschmack bietet der Podcast „Interview mit Kerstin Held“ (s.o.).

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