Die Anforderungen an den Brandschutz steigen Schwer entflammbar: Die Alternative zu Kabeln und Kupferstäben
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Wegen der hohen Dichte an elektronischen Leitungen kommt es in Rechenzentren dabei häufig zu Elektrobränden. Durch den Einsatz innovativer Befestigungs- und Installationstechnik lassen sich diese Brandursachen signifikant reduzieren. Dazu drei Fragen an Julien Brousseau, Vertical Market Leader bei Nvent, einem Hersteller von Verbindungs- und Schutzsystemen für elektrische Lösungen.

Warum wird Brandschutz in Rechenzentren noch wichtiger als bisher?
Julien Brousseau: Fakt ist: Eigentümer müssen ihre Rechenzentren kontinuierlich aufrüsten, um gestiegenen Kundenanforderungen – zum Beispiel aus dem Banksektor – gerecht zu werden. Kunden verlangen die Einhaltung höchster Sicherheitsstandards auch beim Brandschutz, denn Ausfallzeiten können sie sich faktisch nicht erlauben.
Ein Brand in einem Rechenzentrum hat in der Regel gravierende Folgen – zuallererst für die Menschen: Im Brandfall sind die Teams in Rechenzentren Gefahren durch die Flammen oder durch Rauchemissionen ausgesetzt. Aber auch die wirtschaftlichen Folgen sind immens: Der Brand, der im März 2021 in einem OVHcloud-Rechenzentrum in Straßburg ausbrach, führte zur mehrtägigen Abschaltung von 3,6 Millionen Websites, das heißt: von zwei Dritteln des französischen Internets!
Ein Serverausfall kostet Unternehmen durchschnittlich 5.600 Dollar in der Minute, bei großen Unternehmen sogar bis zu 540.000 Dollar pro Stunde. Und nicht zu vergessen, die Folgen für die Umwelt: Beim Brand von elektronischen Bauteilen und seltenen Metallen entstehen Dämpfe, die die Umwelt verschmutzen.
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Hilfe, die Cloud brennt – ein Kommentar
Die Folgen des OVHcloud-Dramas
Welches sind denn die größten Brandrisiken in Rechenzentren?
Julien Brousseau: In Deutschland gehen Experten davon aus, dass die meisten Brände in Rechenzentren auf mangelnde Belüftung oder fehlerhafte Wartung zurückzuführen sind. Häufig kommt es dann zu einem Temperaturanstieg in den Wechselrichtern, deren Hauptfunktion eigentlich darin besteht, die Computer oder elektronischen Geräte zu schützen. Auch sommerliche Hitzewellen können zur Überhitzung von Servern führen, insbesondere in Rechenzentren mit Klima-Anlagen, die Außenluft zur Kühlung der Geräte verwenden.
Eine weitere Ursache für elektrische Brände: defekte elektrische Installationen oder Geräte. Vor allem Kabel, elektronische Komponenten und Transformatoren sind leicht entflammbar. In alten oder schlecht gewarteten Installationen können fehlerhafte und brüchige Isolierungen und Verbindungen zu Überspannungen, Kurzschlüssen, Leckströmen und Lichtbögen führen. Die potenziellen Brandherde finden sich dabei in der gesamten elektrischen Verteilungskette – im Wechselrichter, in Batterien, Schaltschränken, Generatoren, Kabeln, dem Server usw.
Wie lassen sich die Risiken minimieren?
Julien Brousseau: Beim Brandschutz müssen Rechenzentren sehr hohe Standards erfüllen und regelmäßig Compliance-Audits durchführen. Wichtig ist eine frühestmögliche Branderkennung, beispielsweise durch moderne Brandmeldesysteme mit Multisensoren zur Temperatur- und Rauchüberwachung und Wärmebildkameras zur Erkennung von Wärmeinseln.
Eine weitere wichtige Stellschraube zur Verbesserung des Brandschutzes in Rechenzentren sind Techniken im Bereich der elektronischen Verbindungstechnik. So werden heutzutage flexible, laschenlose Leitungen verbaut; ihre flammwidrigen thermoplastischen Isolierungen sind hochfest, raucharm und halogenfrei.
Diese flexiblen, elektrolytisch verzinnten, kupferisolierten Stangen sind eine ideale Alternative zu schweren Kabeln oder starren Kupferstäben. Sie reduzieren die Kontaktfläche mit den Kupferleitern und können auch in Umgebungen von über 100 Grad eingesetzt werden – genau richtig für Rechenzentren.
Die Leitungen sollten über eine halogenfreie, flammhemmende Isolierung verfügen, die Glühdraht-geprüft bei 960 Grad nach IEC 60695-2 und selbstlöschend nach UL 94-V0 ist. Solche Isolierungen bieten viele Vorteile – unter anderem eine reduzierte toxische Rauchentwicklung (nach IEC 60754-1, IEC 62821-1 und UL 2885) und eine geringere Brandausbreitung.
Solche Verbindungssysteme verbessern nicht nur die Sicherheit, sondern bieten auch Kostenvorteile; denn sie machen die Installation von Kabelschuhen für die Drahtverbindungen überflüssig. Sie sind wartungsarm und kompakt, das reduziert das Risiko menschlichen Fehlverhaltens. Letztendlich optimieren vereinfachte Anschlussmöglichkeiten auch das Design der Verbindungen.
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