Rechenzentrum im Blechmantel Leserbrief formuliert Kritik an IT im Container

Redakteur: Ulrike Ostler

„Ich weiß nicht, ob die Lösung mit einem IT-Container wirklich als Dauerlösung geeignet ist.“ Dieser Satz in einem Leserbrief von Waldemar Sommerfeld erreichte die Redaktion als Reaktion auf unseren Artikel „Hochsicherheits-IT-Container für die Treuhand Hannover“. Hier sind seine Begründungen.

Anbieter zum Thema

Das Kompakt-Datacenter im Container soll für die Kunden mehr sein als eine Übergangslösung.
Das Kompakt-Datacenter im Container soll für die Kunden mehr sein als eine Übergangslösung.
(Bild: Bild: http://asfmgmbh.de/Bildergalerie-Projekte)

Der Einsatz von RZ-Containern ist ja eigentlich keine Erfindung der Neuzeit. Bereits seit 1990 haben wir für Kunden mögliche Szenarien für den K-Fall erarbeitet und den Einsatz von Containern geplant und vorbereitet. Der Vorteil von IT-Containern liegt auf der Hand:

Schnelle Realisierung, zumindest auf firmeneigenem Gelände und wohl auch ohne neuen Bauantrag durch einfache Vorbereitungen für den Zusatzbetrieb, soweit ausreichend Reserven vorhanden sind. Dazu gehören Stellflächen, die unter Umständen hergerichtet sowie Energie- und Datenleitungen, die bereitgestellt werden müssen.

Unter Umständen lassen sich vorhandene Sicherheitseinrichtungen, also Zutrittskontrollen, Einbruchmelde- und Brandschutzanlagen mitbenutzen. Vielleicht gibt es darüber hinaus auch schon einen IT-Leitstand, Wasseranschlüsse für Kühltürme Öltanks für die Netzersatzanlage inklusive Tagestank und Schallschutzmaßnahmen.

Nachteile und Einschränkungen

Doch die Nachteile werden gerne einmal übersehen. Durch die Aufstellung im Freien sind Container der Witterung ausgesetzt und die Dämmung ist nun einmal nicht so gut wie in einem Gebäude. Im Sommer dürfte der Kühlbedarf daher wohl extrem hoch sein für die Abfuhr der internen und der zusätzlichen externen Wärmemengen.

Der Brandschutz „F60“ist, wie angegeben, anscheinend nicht Standard: Zumindest ist auf der Homepage des Container-Lieferanten ASFM GmbH für die gewählten „TMC 07“-Container „F90 und „F120“ angegeben.

Container haben einen nur sehr begrenzten Innenraum, der als Stellfläche genutzt werden kann. Aus diesem Grund besteht möglicherweise ein Sicherheitsproblem. Denn immerhin muss IT-Personal die Container betreten und im Gefahrenfall ist der erforderliche Fluchtweg durch offenstehende Rack-Türen, die sich manchmal gar in die falsche Richtung öffnen lassen, versperrt.

Zudem sind Container eigentlich als Silos zu betrachten. Daher wären hier nach den VDE-Vorschriften für Elektro-Installationen besondere Vorgaben einzuhalten, etwa in punkto Schutz-Kleinspannung und Schutztrennung.

Aus den Pportfolio der Spezialcontainer von ASFM.
Aus den Pportfolio der Spezialcontainer von ASFM.
(Bild: asfm Gmbh)

Von der USV bis zur Geräuschemmission

Im Artikel ist von Hochsicherheit die Rede. Doch Hochsicherheit bedeutet, dass alle Technikkomponenten für Klima, Unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) und Batterien in N+1-Modus vorhanden sein müssen. Zusätzlich gilt für den Betrieb der USV-Batterien eine sehr enge Temperaturvorgabe, um die garantierte Betriebsdauer zu gewährleisten. Daher sind diese entweder an andere Stelle zu installieren oder ebenfalls zu klimatisieren.

Sollte eine Netzersatzanlage vorhanden sein, stellen sich folgende Fragen: Reicht die vorhanden Leistung aus oder sind ein Austausch beziehungsweise eine Erweiterung durch Parallelschaltung eines weiteren Aggregats fällig? Reicht die Größe des Vorratstanks? Sind weitere Schallschutzmaßnahmen gegen Lüfterabgasgeräusche erforderlich?

Für manchen Datacenter-Betreiber ein Traum: Das fast fertige Rechenzentrum schwebt ein.
Für manchen Datacenter-Betreiber ein Traum: Das fast fertige Rechenzentrum schwebt ein.
(Bild: http://asfmgmbh.de/Bildergalerie-Projekte)

Wird eine Löschanlage installiert, entsteht je nach Lösungsmittel ein erhöhter Druck im Innenraum, der durch Druckausgleichsklappen geregelt werden muss, so dass im Bedarfsfall Luft- und Rauchgas sicher schließen müssen. Zudem muss entsprechende Equipment wie Vorratsflaschen und Steuereinrichtungen vor Ort vorhanden sein.

Arbeitsschutz

Hochsicherheit wird bei einigen Firmen so ausgelegt, dass IT- und Wartungspersonal getrennte Räumlichkeiten und separate Zugangswege nutzen und Fremdpersonal nie unbeaufsichtigt im Rechenzentrum unterwegs sein darf. Das dürfte in einem IT-Container schwierig zu handhaben sein.

Die Kunden sind zumeist keine Spezialisten in Sachen Rechenzentrumsbau und manchmal nicht einmal für den Rechenzentrumsbetrieb. Doch schnelle Lösungen täuschen oft über die Fallstricke hinweg.

Und die Hinweise auf den Arbeitsschutz für Mitarbeiter fehlen oft genug gänzlich. Doch nicht immer sollte die Technik im Vordergrund stehen. Auch das IT-Personal hat Rechte, die es gilt einzuhalten.

(ID:44112297)