NTT Data Insurtech Outlook 2019 und Sapiens übernimmt sum.cumo Insurtech bewegt das Versicherungswesen

Redakteur: Ulrike Ostler

Laut des „Global Insurtech Outlook 2019“ von NTT Data und Everis, der Investitionen, Trends, Herausforderungen und Chancen für das Start-up-Ökosystem im Versicherungsmarkt analysiert, konzentrieren sich Investitionen sich auf Start-ups, die auf Cloud-Technologien und mobile Anwendungen zurückgreifen, gefolgt von Big Data, Artificial Intelligence, Internet of Things und Blockchain. Einen der ersten Deal dieses Jahres gibt Sapiens bekannt. Das Unternehmen übernimmt das deutsche Insurtech sum.cumo.

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Versicherungen stellen sich neu auf. IT spielt dabei eine große Rolle. Anbieter Sapiens kauft deutschen Insurtech-Aussatter sum.cumo und die NTT Data-Analyse bettet das Geschehen in die Insuretch-Trends ein.
Versicherungen stellen sich neu auf. IT spielt dabei eine große Rolle. Anbieter Sapiens kauft deutschen Insurtech-Aussatter sum.cumo und die NTT Data-Analyse bettet das Geschehen in die Insuretch-Trends ein.
(Bild: mohamed Hassan auf Pixabay)

Die Branchenpublikation „Intelligent Insurer“ zählt sum.cumo zu den „Hot 100“. Nun kauft der israelische Anbieter von Versicherungsssoftware Sapiens für bis zu 28,4 Millionen Euro, 24,4 Millionen Euro in bar und 4 Millionen Euro in Sapiens-Aktien, den deutschen Technologie-Anbieter.

sum.cumo wurde 2010 gegründet; das Unternehmen war zuvor im Besitz der Bayerischen Versicherungsgruppe, die derzeit zu den Kunden von sum.cumo gehört. Das Unternehmen beschäftigt mehr als 150 Technologie- und Versicherungsspezialisten und bedient mit Niederlassungen in Hamburg, Düsseldorf und Zürich Kunden in Deutschland und der Schweiz.

Herbert Schneidemann, Vorstandsvorsitzender der Bayerischen Versicherungsgruppe, sagt zu dem Aufkauf: „sum.cumo hat den bestmöglichen Partner gefunden. Die Konzentration von Sapiens auf Versicherungen sowie technische Softwarelösungen und Dienstleistungen wird dieses innovative Team in die Lage versetzen, das Wachstum fortzusetzen und die Kunden in der DACH-Region noch besser zu bedienen. Wir haben in den vergangenen Jahren gern mit sum.cumo zusammengearbeitet, werden weiterhin von den Angeboten von sum.cumo profitieren und gleichzeitig an künftigen Angeboten zum gegenseitigen Nutzen arbeiten."

Craig Beattie, Senior Analyst beim Beratungsunternehmen Celent: „Der große, lukrative deutsche Markt und der gesamte europäische Markt sind für Anbieter von Softwarelösungen für die Versicherungswirtschaft extrem attraktiv. Diese Übernahme zeigt das Engagement von Sapiens, die eigene Präsenz in der Region und die Verbreitung der Sapiens DigitalSuite zu stärken, um Kunden besser bedienen zu können, die in der Versicherungsbranche eine E-Commerce-Strategie verfolgen.“
Craig Beattie, Senior Analyst beim Beratungsunternehmen Celent: „Der große, lukrative deutsche Markt und der gesamte europäische Markt sind für Anbieter von Softwarelösungen für die Versicherungswirtschaft extrem attraktiv. Diese Übernahme zeigt das Engagement von Sapiens, die eigene Präsenz in der Region und die Verbreitung der Sapiens DigitalSuite zu stärken, um Kunden besser bedienen zu können, die in der Versicherungsbranche eine E-Commerce-Strategie verfolgen.“
(Bild: Sapiens)

Hauptziel der Übernahme ist eine verstärkte Präsenz von Sapiens in der DACH-Region. sum.cumo erwartet für 2019 Non-GAAP-Erträge von EUR 15 Millionen sowie eine Rentabilität im niedrigen einstelligen Bereich. Die Übernahme wird aller Voraussicht ab dem zweiten Halbjahr 2020 zu einem Rentabilitätszuwachs führen. Der Abschluss wird für Mitte des ersten Quartals 2020 erwartet.

NTT Data und Everis beobachten den Markt

Schon im November des vergangenen Jahres hatte das Beratungsunternehmen Everis hat zusammen mit NTT Data zum dritten Mal seinen „Insurtech Outlook“ veröffentlicht. Der Bericht analysiert die technische Landschaft des Versicherungsmarktes und dessen Entwicklung in den vergangenen Jahren. Darüber hinaus zeigt der Bericht die Rolle von Versicherern, Investoren und Technologieunternehmen in der Branche auf und veranschaulicht die Trends, die den Versicherungsmarkt neu definieren.

Der Outlook 2019 hebt insbesondere die Bedeutung exponentieller Technologien für die Wertschöpfungskette im Versicherungssektor hervor. In diesem Zusammenhang spielen Start-ups eine grundlegende Rolle bei der Entwicklung von Lösungen für die Bedürfnisse der Branche. Verbesserte Kundenbindung, neue Einkommensquellen und mehr betriebliche Effizienz sind einige der Vorteile, die Insurtech-Start-ups zu attraktiven Partnern für Versicherer machen.

NTT Data fragt mit Unterstützung durch die Unternehmensberatung Elviris nach Einfluss und Relevanz von Insurtech-Unternehmen.
NTT Data fragt mit Unterstützung durch die Unternehmensberatung Elviris nach Einfluss und Relevanz von Insurtech-Unternehmen.
(Bild: NTT DATA Insurtech Outlook 2019, Relevanz des InsurTech Ökosystems)

Im Zeitraum von 2016 bis 2018 stieg laut Report das Investitionsvolumen im Insurtech-Bereich auf insgesamt 11,2 Milliarden Dollar, mehr als doppelt so viel wie zwischen 2010 und 2015 (5,5 Milliarden Dollar). Während die Mehrheit der Versicherer in reifere Insurtech-Unternehmen investiert, gibt es auch eine breite Gruppe von Führungskräften, die Early-Stage-Investments bevorzugen.

Cloud, Big Data und KI sind interessante Technologien für Investoren

Start-ups, deren Angebote auf Cloud-Technologien und mobilen Anwendungen basieren, stehen laut Report im Fokus der Investoren. Im Vergleich zu anderen Technologien erleichtern diese Lösungen die Wertschöpfung besonders und ziehen Investoren an, die sich für neue Geschäftsmodelle interessieren. Auf Cloud und App-Technologien folgen laut Ranking Big Data & Backend, Künstliche Intelligenz (KI), Internet of Things und Blockchain.

Der Bericht zeigt aber auch, dass Start-ups, die mit KI arbeiten, das höchste Wachstum verzeichnen konnten: Zwischen den Zeiträumen 2010 bis 2015 und 2016 bis 2018 wuchsen sie allein um 665 Prozent. Investitionen in KI werden vor allem für die zunehmende Datenverarbeitung wichtig, die wiederum notwendig ist, um personalisierte Angebote zu erstellen, Kunden zu gewinnen und binden sowie effizientere Prozesse in allen Geschäftsbereichen umzusetzen.

Auch mobilen Anwendungen kommt laut Ranking eine große Bedeutung zu und es wird erwartet, dass diese in den kommenden Jahren noch zunimmt. Gründe dafür sind unter anderem die Personalisierungsmöglichkeiten sowie die Ausrichtung auf Aggregations- und Vergleichsplattformen. Im E-Commerce-Bereich spielt dagegen das Thema Cybersecurity eine wichtige Rolle. Grund dafür ist eine gestiegene Risikowahrnehmung.

Wettbewerb oder Kollaboration?

Generell arbeiten Versicherungsunternehmen zunehmend mit Insurtechs zusammen, um sich technologischen Herausforderungen zu stellen und neue Möglichkeiten zu eröffnen. Der Blick in die Zukunft fällt aber nicht immer positiv aus: Neun von zehn Versicherern betrachten die Insurtech-Aktivitäten als Risiko für ihr laufendes Geschäft. Start-ups hingegen schätzen die Möglichkeit, enger mit den traditionellen Versicherern zusammenzuarbeiten. Sie erhalten dadurch Zugang zu etablierten Kundendatenbanken und können regulatorische Fragen, die für die Skalierung ihrer Geschäfte entscheidend sind, gemeinsam lösen.

Auch Technologie-Unternehmen steigen in den Markt ein

Technologiefirmen wie Amazon, Alibaba, Apple, Baidu, Facebook und Google wollen ebenfalls an Innovationen im Versicherungssektor arbeiten. Dazu planen sie, mit disruptiven Start-ups zusammenzuarbeiten, um beispielsweise in den Kranken- oder Small- und Mid-Cap-Versicherungsmarkt einzusteigen. Im Fokus stehen dabei Versicherungsprodukte, die an neue, moderne Lebensgewohnheiten angepasst sind, zum Beispiel Smart Home oder autonomes Fahren.

Diese Produkte sollen über bestehende Plattformen angeboten werden und so auch das Vertriebsmodell von Versicherungen verändern. Der Umfrage zufolge werden die großen Technologieunternehmen in den kommenden Jahren auch auf dem Versicherungsmarkt an Bedeutung gewinnen, insbesondere für den Vertrieb.

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