Welche Kriterien sollten Kunden beim Datacenter-Dienstleister anlegen? Augen auf bei der Rechenzentrumswahl
Anbieter zum Thema
Unternehmen sehen sich heutzutage mit einer Vielzahl an Herausforderungen konfrontiert: Energiepreise, Klimawandel, Sicherheitssorgen und teilweise unzureichende Managed Services. Zudem wächst die Unzufriedenheit der Bewohner über den Bau neuer Rechenzentren in der Nachbarschaft und die Politik reagiert darauf mit dem Anstieg von Beschränkungen.

Die Liste ist lang und dürfte in den kommenden Jahren durch noch unvorhersehbare Veränderungen aufgrund von Pandemie und Umweltbelangen weiter zunehmen. Woran erkennen Unternehmen, dass sie bei ihrem Rechenzentrumsanbieter in guten Händen sind? Wann gilt es, die Verträge zu überprüfen und zu aktualisieren? Oder gar zu überlegen, den Anbieter oder das Land zu wechseln?
Laut Muzaffer Ege, Director Sales DACH Region beim Rechenzentrums- und Cloud-Anbieter Beyond.pl, sollten Unternehmen vor allem auf Folgendes achten:
Hohe Sicherheitsstandards
Cyber-Sicherheit erlebt einen Boom wie nie zuvor. Täglich hört man von neuen Angriffen. Laut Norton sind gibt es mehr als 2.200 Cyber-Angriffe pro Tag. Das entspricht etwa einem Cyber-Angriff alle 39 Sekunden.
Ramsonware-Attacken sind hier mit ganz vorne dabei. Sie werden bei den Kriminellen immer beliebter: Angreifer versprechen sich davon schnelles Geld und der Schaden für Unternehmen ist hoch. Und Angriffe auf Stromnetze sind leider kein Märchen mehr sondern Realität. Unternehmen sollten bei der Auswahl eines Anbieters von Rechenzentren für die physische Infrastruktur auf viele Faktoren achten.
Ein Rechenzentrum mit einem ANSI/TIA-942 Rated 4-Zertifikat ist ein Beweis für die höchsten Sicherheitsstandards für Rechenzentren in Bezug auf Design, Mechanik, Stromversorgung und Telekommunikation. Solche Rechenzentren garantieren eine Betriebszeit von 99,995 Prozent pro Jahr, was nur 26 Minuten pro Jahr an eventuellen Ausfallzeiten bedeutet.
Die EU-DSGVO ist eine EU-Norm, die über den Gesetzen der einzelnen EU-Länder steht. Unternehmen können daher ihre IT-Infrastruktur oder ihre Daten in Rechenzentren außerhalb Deutschlands ansiedeln. Empfehlenswert ist es zu prüfen, ob die EU-DSGVO in dem ausgewählten Land eingehalten wird, ebenso wie andere Standards und Zertifikate. Zudem sollten Unternehmen prüfen, welche weitere zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen via Managed Services angeboten werden. Und wie gut das Personal in Sicherheitsbelangen ausgebildet und regelmäßig geschult wird.
Qualifiziertes Personal
Ein wichtiger Punkt, der gerne vergessen wird steckt in der Frage: Wie steht es um das Personal? In Deutschland herrscht Personalmangel, vor allem an hochqualifizierten Mitarbeitern. Daher ist es wichtig, zu prüfen, wie viel Personal hält der Rechenzentrumsanbieter vor. Und wie gut ist es ausgebildet und qualifiziert?
Werden zum Beispiel regelmäßig Schulungen zu angebotenen Services, etwa neuer IT-Infrastruktur und Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt? Über welche Zertifikate verfügen die Mitarbeiter, die die Qualität ihrer Leistungen belegen?
Polen zum Beispiel schneidet im weltweiten Vergleich beim IT-Personal überdurchschnittlich gut ab. Polnische Mitarbeiter beispielsweise zählen zu den besten Software-Entwicklern weltweit. Je besser das Personal qualifiziert ist, desto besser kann es die angebotenen Services umsetzen, Unternehmen beratend zur Seite stehen sowie Sicherheitslücken entdecken, diese schließen und Empfehlungen für Veränderungen der IT-Infrastruktur zum Schutz oder verbesserter Leistungsfähigkeit geben.
Klimawandel und der CO2 Fußabdruck
Der Klimawandel betrifft alle und Unternehmen stehen stärker als je zuvor in der Pflicht ihren Beitrag zu leisten. Um ihren CO2-Fußabdruck zu verringern, sollten Unternehmen sich auch ihre Rechenzentrumsanbieter genau anschauen. Empfehlenswert sind moderne Rechenzentren. Denn bei diesen wurden Klima-Aspekte oft bereits beim Bau mit bedacht.
Es gibt zum Beispiel Einrichtungen, die mit einem adiabatischen Kühlsystem arbeiten, das die traditionelle Methode der Kühlung von Racks mit Energie-intensiven Geräten überflüssig macht. Die von den Servern und anderen Geräten in den Räumen des Rechenzentrums erzeugte Wärme wird wiederverwendet, entweder um Gebäude auf dem Gelände oder Einrichtungen auf den angrenzenden Grundstücken oder sogar um ganze Städte zu beheizen.
Unternehmen sollten ihren Rechenzentrumsanbieter prüfen, wie ernst er es meint: Wie wichtig sind ihm die Themen Klima und Nachhaltigkeit?
- In welchen Organisationen oder Partnerprogrammen wie beispielsweise dem Pakt für klimaneutrale Rechenzentren oder der European Green Digital Coalition ist er Mitglied?
- Inwieweit kommt er seiner sozialen, ökologischen und unternehmerischen Verantwortung nach?
- Setzt er beispielsweise die 17 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs, Sustainable Development Goals) um?
- Ist das Rechenzentrum energieeffizient und nutzt es erneuerbare Energiequellen für den Betrieb der Anlagen?
Die hohen Energiepreise und Alternativen
Die Energiepreise werden weiter steigen. Unternehmen können sich davor zum Teil schützen, indem sie auf einige Kennzahlen achten. Der erste ist der PUE-Wert.
Power Usage Effectiveness (PUE) ist eine technische Kennzahl, mit der sich die Energie-Effizienz eines Rechenzentrums darstellen lässt. Der PUE-Wert setzt die insgesamt in einem Rechenzentrum verbrauchte Energie ins Verhältnis mit der Energie-Aufnahme der IT-Infrastruktur.
Je näher sich der Wert an 1,0 annähert, desto Energie-effizenter arbeitet das Rechenzentrum und desto besser ist seine Energiebilanz. (allerdings liegt der PUE-Wert ebenfalls niedirig, wenn die Rechner nicht gut ausgelastet sind.) Modernste Rechenzentren weisen einen PUE-Wert von 1,2 auf. Der durchschnittliche PUE-Wert in der EU liegt bei 1,5 bis 1,6 in Rechenzentren und bei 2,5 bis 3,0 bei On-Premise-Lösungen.
Der zweite Faktor: Moderne Rechenzentren werden zudem zu 100 Prozent mit Ökostrom betrieben – und das ohne Aufpreis für den Kunden. In dem Fall verringern Unternehmen nicht nur die CO2-Emission, sondern sparen auch Kosten beim Energieverbrauch.
Und es kommt noch ein weiterer Faktor hinzu: Liegt das Rechenzentrum in einem anderen Land spart das Unternehmen durch die landesspezifischen Energiepreisen, die unter den deutschen liegen. So beträgt der Preis für Ökostrom in Polen 0,16 Euro pro Kilowattstunde (€/kWh), während er in Deutschland bei etwa 0,40 €/kWh und in Österreich bei etwa 0,35 €/kWh liegt – abhängig vom PUE des Rechenzentrumsbetreibers.
Moderne Tools
Wie modern ist der Rechenzentrumsanbieter? Setzt er qualitativ hochwertige und moderne IT-Infrastruktur von Technologieanbietern wie Dell, Intel oder HPE ein? Nutzt er moderne Technik wie die Nutzung von Mixed-Reality-Brillen ein, zum Beispiel „Hololens“?
Mit diesen so genannten Smart-Hand-Services können Unternehmen remote ihre IT in Echtzeit warten, verändern und überprüfen, als gäbe es die räumliche Entfernung zum Rechenzentrum nicht. Das IT-Personal kann vor Ort im Unternehmen bleiben oder in der Ferne arbeiten und sich direkt um die IT im Rechenzentrum kümmern, ohne zu reisen, um direkt vor Ort sein zu müssen.
Der Support
Schließlich gehört zum Auswahlprozess auch die Begutachtung des Support - die Techniker sowie die Service-Desk-Teams. Die Mitarbeiter sollten 24x7x365 verfügbar sein, um Daten und Infrastruktur vor Schäden zu schützen, damit Unternehmen sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren können.
„Wir empfehlen ein detailliertes Vorgespräch, zwischen dem Team des Rechenzentrumsanbieters und den IT-Vertretern des Unternehmens, um alle Anforderungen durchzusprechen und die besten und maßgeschneiderte IT-Dienste für das Unternehmen zu erhalten", schließt Ege seine Betrachtung ab.
(ID:48422994)