Das grüne Gewissen Singapur lässt den Bau neuer Rechenzentren pausieren
Dass Rechenzentren Stromfresser sind, hat sich herumgesprochen – weltweit. Nach Angaben der Internationale Energieagentur könnte der Sektor von jetzt 2 Prozent bis 2030 auf einen zweistelligen Anteil am weltweiten Strombedarf wachen. Das macht damit verbundenen Emissionen zu einem Problem, ganz besonders in Singapur.
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In Singapur haben Rechenzentren im vergangenen Jahr etwa 7 Prozent des gesamten Stromverbrauchs des Landes benötigt, hat das Ministerium für Handel und Industrie (MTI) kürzlich in einer schriftlichen Antwort auf eine parlamentarische Anfrage mitgeteilt. Nach einer Zählung des Forschungsunternehmens Structure Research gibt es in Singapur etwa 60 Rechenzentren, schreibt „CNA, Singapur Edition“.
Die hohe Nachfrage nach digitalen Services bedingt wie überall die Verbreitung dieser Zukunftsindustrie: In den vergangenen fünf Jahren seien 14 Datacenter mit einer IT-Gesamtkapazität von 768 Megawatt auf staatlichem Bauland bewilligt worden. In den fünf Jahren davor erhielten zwölf Rechenzentren mit insgesamt 307 Megawatt grünes Licht, zitiert die Publikation das MTI in einer separaten schriftlichen Antwort an das Parlament am 1. Februar 2021.
Nun gibt es einen Baustopp für neue Datacenter: Das Medium zitiert: „Die Regierung hat daher beschlossen, das Wachstum von Datenzentren mit einer vorübergehenden Pause bei der Freigabe von staatlichem Land für Datenzentren sowie der Entwicklung von Datenzentren auf bestehendem staatlichem Land zu mäßigen“, heißt es in der Antwort der MTI. Der Grund: Ein Nachdenken „lokaler Behörden über ein Gleichgewicht zwischen der Nachhaltigkeit, insbesondere Strom und Wasser, und der Unterstützung von geschäftlichen Erfordernissen“.
Eine der Folgen für den IT-Boom in Singapur ist bereits erkennbar: „Die Mietpreise für Rechenzentren, die auf den Kosten pro Kilowatt basieren, im vergangenen Jahr um mehr als 30 Prozent gestiegen, eruiert CNA, Singapur Edition. Allerdings hätten die dortigen Anlagen im Jahr 2018 eine sehr hohe Leerstandsrate von 40 Prozent gehabt. Diese hat im vergangenen Jahr noch 5 Prozent betragen, und die Nachfrage hat sich mehr in die Nachbarländer verlagert.
Diese Raten sind von 2016 bis 2019 niedrig geblieben, insbesondere im Jahr 2018, als die Leerstandsrate aufgrund des neuen Angebots einen Höchststand von 40 Prozent erreichte. Vermutungen besagen, dass das Moratorium für den Bau neuer Rechenzentren bis 2022 aufgehoben sein wird. Bis dahin dürften die Preise hoch bleiben oder steigen. Langfristige Einbrüche sehen die von CNA, Singapur Edition, zitierten Branchenbeobachter nicht.
Das Medium erwähnt eine Liste der Top-Märkte für Rechenzentren, die Arcadis erstellt hat. Hier belegt Singapur zweiten Platz, nur knapp hinter den Vereinigten Staaten. Denn das Land glänze mit politischer Stabilität, der gut ausgebildeten Arbeitskräften und der Fähigkeit, große Technologie-Investitionen anzuziehen sowie mit einem zuverlässigen Stromnetz.
Facebook und Amazon haben indes angekündigt, erneuerbare Energien für den Betrieb ihrer Rechenzentren in Singapur nutzen zu wollen.
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