Auf keinen Fall! - Interview zum Internationalen Frauentag „Frau Hillenbrand, wie kommen Sie eigentlich zur IT-Branche?"

Von DataCenter-Insider |

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Der Internationale Frauentag wird jährlich am 8. März begangen. Er entstand als Initiative sozialistischer Organisationen in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg im Kampf um die Gleichberechtigung, das Wahlrecht für Frauen sowie die Emanzipation von Arbeiterinnen. Der erste war am 19. März 1911 und seit 1921 ist der Tag ein jährliches Ereignis. Die Vereinten Nationen (UN) wählten dann im Internationalen Jahr der Frau 1975 den 8. März zum „Tag der Vereinten Nationen für die Rechte der Frau und den Weltfrieden“.

Frauen in der IT oder gar in der Rechenzentrumsbranche sind unterrepräsentiert.
Frauen in der IT oder gar in der Rechenzentrumsbranche sind unterrepräsentiert.
(Bild: Alberto H. Fabregas auf Pixabay)

Mona Hillenbrand ist Client Management Director bei Unisys und leitet das DACH Client Management Team. Zuvor war sie als Key Account Managerin für Unternehmen wie Getronics und Global Cloud Xchange tätig.

Wie sind Sie in der IT-Branche gelandet? Sie wollten doch etwas ganz Anderes…

Mona Hillenbrand: Als Kind wollte ich Lehrerin werden. Aber auch später stand die IT-Branche ganz unten auf meiner Liste möglicher Berufswünsche beziehungsweise hatte ich diesen Bereich überhaupt nicht auf dem Schirm. In meinem Fall hat tatsächlich der Zufall eine entscheidende Rolle gespielt.

Nachdem ich zunächst eine Ausbildung in der Bank absolviert und dann noch ein Studium zum Master of Business Administration an der Hochschule für Ökonomie & Management in Frankfurt drangehängt hatte, hatte ich die typischen Bereiche wie Controlling oder Beratung im Kopf. Aber in Bewerbungsgesprächen für Positionen in diesem Bereich wurde mir vorgehalten, ich sei zu schüchtern und still. Dann kontaktierte mich eine Headhunterin und bot mir einen Job im Vertriebsinnendienst in einem Telekommunikationsunternehmen an - also zwei Dinge, die ich absolut nie machen wollte – IT und Vertrieb.

Meine Reaktion war entsprechend: Auf keinen Fall!

Ich habe keine Ahnung von IT und ich will nicht als Staubsaugervertreterin enden. Denn das war im Grunde das, was ich mir damals unter Vertrieb vorstellte. Doch sie überzeugte mich, zumindest zum Vorstellungsgespräch zu gehen. Und ich bekam den Job. Ich weiß bis heute nicht, wie. Ab da ging die Reise los und ich habe Themen und Bereiche kennengelernt, von denen ich bis dahin gar nicht wusste, dass es sie gibt und dass ich sie interessant finden würde.

Mona Hillenbrand, Client Management Director Unisys Germany, Austria, Switzerland: „Ursprünglich hatte ich die typischen Bereiche wie Controlling oder Beratung im Kopf.“
Mona Hillenbrand, Client Management Director Unisys Germany, Austria, Switzerland: „Ursprünglich hatte ich die typischen Bereiche wie Controlling oder Beratung im Kopf.“
(Bild: Unisys)

Wie verlief der Weg zu Ihrer jetzigen Position und durch welches Erlebnis ist der Funke zur Technologiebegeisterung übergesprungen?

Mona Hillenbrand: Ich stieg in das Thema ein und da ich ein sehr neugieriger Mensch bin, nervte ich meine Kollegen mit allen möglichen Fragen, um im Detail zu verstehen, was unser Unternehmen seinen Kunden zu bieten hatte. Irgendwann habe ich gefragt, ob ich auch mal bei einem Kundengespräch dabei sein kann, um zu sehen, was dort passiert. Das fand ich spannend und so habe ich mich für die Position des Account Managers beworben.

Ich hatte einen tollen Chef, der mich gefördert, unterstützt und die Basis beigebracht hat. Seitdem bin ich im Kunden-Management tätig, was mir sehr gut gefällt. Ich kann hier immer noch viel von dem nutzen, was ich in meiner Anfangszeit gelernt habe.

Welche Herausforderungen mussten Sie auf Ihrem Weg bewältigen? Wurden Ihnen Steine in den Weg gelegt, weil Sie weiblich sind?

Mona Hillenbrand: Ich habe im Gegenteil immer viel Unterstützung erfahren, nachdem ich meinen Weg in der IT-Branche eingeschlagen hatte. Es gab natürlich ständig Situationen, bei denen ich die einzige Frau und die einzige Person unter 40 im Raum war. Da wäre es mir schon lieber gewesen, wenn auf Kunden- oder Kollegenseite weitere Frauen dabei gewesen wären und sich die Gespräche nicht nur um Fußball oder Grillen gedreht hätten.

Insgesamt hatte ich aber immer das Glück, Menschen zu begegnen, die etwas in mir sahen und mir die Chance gaben, mich zu beweisen. Ich bin ein eher unaufgeregter Typ und muss nicht ständig meine persönlichen Erfolge in den Vordergrund stellen.

Das heißt aber nicht, dass ich nicht sehr gut in meinem Job bin. Von anderen Frauen habe ich gehört, dass es ihnen ähnlich geht und sie häufig unterschätzt werden. Für mich persönlich habe ich gelernt: Es ist wichtig, sich nicht mit Leuten zu umgeben, die einen klein halten wollen. Viele Frauen neigen dazu, an sich selbst zu zweifeln und sich von Kritik verunsichern zu lassen.

Wie könnte man mehr Frauen für die Tech-Branche begeistern?

Mona Hillenbrand: Ich denke, dass viele Mädchen und junge Frauen gar nicht so genau wissen, was für interessante und abwechslungsreiche Tätigkeiten es in der IT-Branche gibt und dass Jobs in der IT sehr oft mit Menschen zu tun haben – ein Aspekt, der vielen Frauen bei der Berufswahl wichtig ist. Mir selbst ging es auf alle Fälle so.

Es wird aber auch schon viel getan, um Berufseinsteigerinnen besser über alle Möglichkeiten zu informieren. Gerade auch in den Unternehmen denkt man um und es gibt verschiedene Initiativen und Programme, um für mehr Diversität im Arbeitsleben zu sorgen. Wichtig ist, dass eine Unternehmenskultur vorherrscht, in der sich jede und jeder – egal welches Geschlecht, Alter oder Herkunft - gleichermaßen unterstützt fühlt.

„Einfach mal ins kalte Wasser springen, auch wenn man selbst das Gefühl hat, etwas ist zwei Nummern zu groß“, rät Mona Hillenbrand.
„Einfach mal ins kalte Wasser springen, auch wenn man selbst das Gefühl hat, etwas ist zwei Nummern zu groß“, rät Mona Hillenbrand.
(Bild: Unisys)

Warum finden Sie es wichtig, dass mehr Frauen in technischen Berufen vertreten sind?

Mona Hillenbrand: Frauen und Männer sind nun einmal unterschiedlich - wir können viel voneinander lernen. Dieses Potenzial sollten wir noch viel mehr nutzen. Wir sollten von der Erwartungshaltung wegkommen, dass Menschen sofort perfekt sein müssen.

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Es geht stattdessen darum, in anderen nach der richtigen Einstellung und dem vorhandenen Potenzial zu suchen. Ein eingeschränkter Blickwinkel hindert uns daran, Talente und Fähigkeiten bestmöglich einzusetzen.

Was würden Sie anderen Frauen gerne mit auf den Weg geben?

Einfach mal ins kalte Wasser springen, auch wenn man selbst das Gefühl hat, etwas ist zwei Nummern zu groß - häufig sieht man nur selbst diese Limitierung, Man darf überlegen, wie man Dinge anders machen kann. Man muss gut vorbereitet sein: Es gilt: Man kann sich nie gut genug vorbereiten und muss den Mut haben, Dinge in Frage zu stellen. Zusammen ergibt dies eine Einstellung, die für Veränderung und Entwicklung notwendig ist.

Das ist die Grundlage für alles, egal in welcher Position. Nur so kann man sich abheben, Veränderungen vorantreiben und sich auch persönlich weiterentwickeln.

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