Der Jülicher Supercomputer „Juwels“ ist fertig. Dank eines Booster-Moduls sind nun 85 PetaFlops möglich, was 85 Billiarden Rechenoperationen pro Sekunde oder der Rechenleistung von mehr als 300.000 aktuellen PCs entspricht. Damit ist der Superrechner auch der schnellste in Europa.
Der Rechner, den das Forschungszentrum Jülich, das französisch-deutsche Unternehmen Atos und der Münchner Supercomputing-Spezialist Partec gemeinsam mit dem US-Hersteller Nvidia entwickelt haben, ist seit gestern Abend auch offiziell die Nummer 1 unter den europäischen Superrechnern. jetzt ist es offiziell. Das geht aus der neuen TOP500-Liste hervor, die am Montagabend während der der Supercomputing-Konferenz „SC20“, vorgestellt wurde.
Zugleich rutscht Juwels, der durch das nationale Gauss Centre for Supercomputing finanziert wird, auf den 7. Platz der schnellsten Computer. Auf der aktuellen Green500-Liste rangiert er auf Platz 3 und ist damit das Energie-effizienteste System in der höchsten Leistungsklasse.
Professor Wolfgang Marquardt, Vorstandsvorsitzender des Forschungszentrums Jülich, sagt über den Superrrechner: „Wir verstehen Supercomputing nicht nur als Gegenstand unserer Forschung, sondern vor allem auch als mächtiges Werkzeug, mit dem wir gemeinsam mit unseren Partnern aus Wissenschaft und Industrie komplexe Forschungsfragestellungen beantworten können“, und setzt hinzu:
„Juwels“ nutzt eine direke Wasserklung.
(Bild: Forschungszentrum Jülich / TRICKLABOR)
„Mit dem vollständig ausgebauten Juwels-System ermöglicht das Forschungszentrum Jülich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterschiedlichster Institutionen und wissenschaftlicher Disziplinen den Zugriff auf Höchstleistungsrechenkapazitäten auf allerhöchstem Niveau. Gleichzeitig demonstrieren wir mit dem System aber auch den verantwortungsvollen Umgang mit dem immer weiter zunehmenden Energiebedarf für die Bereitstellung von Rechenleistung.“
Der Booster
Eines der wichtigsten Komponenten ist der Booster. Professor Thomas Lippert, Leiter des Jülich Supercomputing Centre, erläutert die Wirkung am Beispiel der aktuellen COVID-19-Forschung beziehungsweise der Medikamentenentwicklung, die per Computer unterstützt wird: „Erst die Rechenpower des Booster ermöglicht es unseren Forschern, die Prozesse vor, während und nach dem Aufeinandertreffen eines potenziellen Wirkstoffs mit einem Rezeptor oder Protein realitätsnah genug zu simulieren.“ Denn Juwels kann damit die Grenzen von Simulationen massiv ausweiten.
Der Turbolader für den Superrechner ist mit mehreren Tausend Grafikprozessoren bestückt und für extreme Rechenleistungen sowie für Aufgaben der Künstlichen Intelligenz ausgelegt ,während erste Modul, das Cluster-Modul, durch seine Vielseitigkeit und einfache Nutzbarkeit besticht. Dieses ging bereits 2018 in Betrieb und war von Anfang an für die Erweiterung durch zusätzliche Module ausgelegt. Allerdings waren damals noch nicht alle Komponenten, die für den Bau des Booster benötigt werden, auf dem Markt.
Für massiv paralleles Arbeiten sind mehr als 3.700 Grafikprozessoren (GPUs) im Booster verbaut.
Die Rechenleistung des Cluster steigert der Booster von 12 auf über 80 PetaFlops - 80 Billiarden Rechenoperationen pro Sekunde.
Ein weiteres Beispiel ist die detaillierte Simulation von Oberflächen-, Erd- und Grundwasserbewegungen. Dank des Booster sind Forscher erstmals in der Lage, Simulationen für Deutschland und Europa mit der erforderlichen Feinauflösung, zum Beispiel von einzelnen Hängen oder Flusskorridoren, durchzuführen.
Der Jülicher Supercomputer ist als einer der ersten mit „Nvidia A100 Tensor Core“-GPUs ausgestattet, die auf der „Ampere“-Architektur basieren. Etwa 12 Millionen so genannte CUDA-Kerne (FP64) vereint der Booster auf seinen über 3.700 Grafikprozessoren, die über ein Nvidia Mellanox HDR Infiniband Höchstleistungsnetz mit 200 Gigabit pro Sekunde (Gb/s) miteinander verbunden sind.
Der Booster allein erreicht eine Spitzenleistung von 73 Petaflops. Speziell für KI-Anwendungen, die andere Anforderungen an die Hardware stellen, sind sogar bis zu 2,5 ExaFlops möglich. Das entspricht 2,5 Trillionen Rechenoperationen pro Sekunde.
Beliebig auf CPUs und GPUs zugreifen
Bernhard Frohwitter, CEO des Münchner Supercomputing Spezialisten Partec, deutet an, wie das funktioniert: „Der Clou bei Juwels ist, dass beide Module, das bisherige ‚Cluster-Modul‘, das mit schnellen Prozessoren (CPUs) arbeitet, und das Booster-Modul mit seinen GPUs, ganz eng verschaltet sind.“
Die Zusammenarbeit der Module steuert dabei das modulares Softwaresystem „Parastation Modulo“ von Partec. „Mit Parastation Modulo kann Juwels innerhalb eines Codes dynamisch und beliebig auf CPUs sowie GPUs zugreifen und gleichzeitig optimieren“, sagt Frohwitter.
JUWELS-Cluster
JUWELS-Booster
Rechenleistung
12 Petaflops (12 Billiarden Rechenoperationen pro Sekunde)
73 Petaflops (73 Billiarden Rechenoperationen pro Sekunde)
Rechenknoten
2511 CPU-Knoten + 56 GPU-Knoten
936 GPU-Knoten
Prozessoren
insgesamt 5134 CPUs (Intel Xeon Skylake) + insgesamt 224 GPUs (NVIDIA V100)
insgesamt 1872 CPUs (AMD EPYC Rome) + insgesamt 3744 GPUs (NVIDIA A100)
insgesamt 479 TB + insgesamt 150 TB High Bandwidth Memory
Netzwerk
100 Gb/s (Mellanox InfiniBand EDR)
200 Gb/s (NVIDIA Mellanox HDR InfiniBand)
Agnès Boudot, Senior Vice President, Head of HPC & Quantum bei Atos, erläutert, wie ihr Unternehmen zum Aufbau von Juwels beigetragen hat: „Beide Module stammen von Atos und basieren auf unserer „Bull Sequana X“ Infrastruktur, deren hocheffiziente, wassergekühlte, patentierte DLC-Lösung (Direct Liquid Cooling) wesentlich zum niedrigen Energieverbrauch des Systems beiträgt.“ Das Design stelle sicher, dass die Rechenleistung der CPU- und GPU-Blades in vollem Umfang von Anwendungen genutzt werden könnten.
Vorbereitet auf Zukunftstechnologien
Für Professor Lippert ist Juwels aber auch ein Meilenstein hin zum europäischen Exascale-Rechner, der ab 2023 an den Start gehen soll. Der Bau und Betrieb eines solchen Supercomputers gilt weltweit als nächster großer Schritt im Supercomputing. Mit einer Rechenleistung von mindestens einem ExaFlops, also von 1 Trillion Gleitkommaoperationen pro Sekunde, wäre er noch mindestens zwölfmal schneller als der Juwels zu diesem Zeitpunkt.
„Juwels` modulare Architektur, das Design seiner Rechenknoten, das Netzwerk, die Infrastruktur und die Kühlung sowie die Software-Architektur lassen sich ohne Weiteres auf einen Exascale-Rechner übertragen, wobei Kosten und Energieaufwand vertretbar bleiben“, so Lippert.
Auch in anderer Hinsicht ist Juwels bereits auf die Zukunft im Supercomputing vorbereitet. Die modulare Bauweise ermögliche es, Technologien zu integrieren, an denen auch im Forschungszentrum Jülich intensiv geforscht wird: Dazu gehören beispielsweise Quantencomputer- oder neuromorphe Module, die nach dem Vorbild des menschlichen Gehirns arbeiten.
Stand vom 30.10.2020
Es ist für uns eine Selbstverständlichkeit, dass wir verantwortungsvoll mit Ihren personenbezogenen Daten umgehen. Sofern wir personenbezogene Daten von Ihnen erheben, verarbeiten wir diese unter Beachtung der geltenden Datenschutzvorschriften. Detaillierte Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.
Einwilligung in die Verwendung von Daten zu Werbezwecken
Ich bin damit einverstanden, dass die Vogel IT-Medien GmbH, Max-Josef-Metzger-Straße 21, 86157 Augsburg, einschließlich aller mit ihr im Sinne der §§ 15 ff. AktG verbundenen Unternehmen (im weiteren: Vogel Communications Group) meine E-Mail-Adresse für die Zusendung von redaktionellen Newslettern nutzt. Auflistungen der jeweils zugehörigen Unternehmen können hier abgerufen werden.
Der Newsletterinhalt erstreckt sich dabei auf Produkte und Dienstleistungen aller zuvor genannten Unternehmen, darunter beispielsweise Fachzeitschriften und Fachbücher, Veranstaltungen und Messen sowie veranstaltungsbezogene Produkte und Dienstleistungen, Print- und Digital-Mediaangebote und Services wie weitere (redaktionelle) Newsletter, Gewinnspiele, Lead-Kampagnen, Marktforschung im Online- und Offline-Bereich, fachspezifische Webportale und E-Learning-Angebote. Wenn auch meine persönliche Telefonnummer erhoben wurde, darf diese für die Unterbreitung von Angeboten der vorgenannten Produkte und Dienstleistungen der vorgenannten Unternehmen und Marktforschung genutzt werden.
Falls ich im Internet auf Portalen der Vogel Communications Group einschließlich deren mit ihr im Sinne der §§ 15 ff. AktG verbundenen Unternehmen geschützte Inhalte abrufe, muss ich mich mit weiteren Daten für den Zugang zu diesen Inhalten registrieren. Im Gegenzug für diesen gebührenlosen Zugang zu redaktionellen Inhalten dürfen meine Daten im Sinne dieser Einwilligung für die hier genannten Zwecke verwendet werden.
Recht auf Widerruf
Mir ist bewusst, dass ich diese Einwilligung jederzeit für die Zukunft widerrufen kann. Durch meinen Widerruf wird die Rechtmäßigkeit der aufgrund meiner Einwilligung bis zum Widerruf erfolgten Verarbeitung nicht berührt. Um meinen Widerruf zu erklären, kann ich als eine Möglichkeit das unter https://support.vogel.de abrufbare Kontaktformular nutzen. Sofern ich einzelne von mir abonnierte Newsletter nicht mehr erhalten möchte, kann ich darüber hinaus auch den am Ende eines Newsletters eingebundenen Abmeldelink anklicken. Weitere Informationen zu meinem Widerrufsrecht und dessen Ausübung sowie zu den Folgen meines Widerrufs finde ich in der Datenschutzerklärung, Abschnitt Redaktionelle Newsletter.