Live aus der Windmühle Gemeinsam mit Windcores arbeitet Zattoo am klimaneutralen Fernsehen

Redakteur: Ulrike Ostler |

Seit Donnerstag der vergangenen Woche laufen erste Inhalte des TV-Streaming-Anbieters über ein Rechenzentrum direkt im Windrad. Das klimaverträgliche Streaming wird durch eine Kooperation von Zattoo und Windcores, eine Geschäftseinheit von Westfalenwind Strom GmbH, Paderborn, möglich.

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Streaming-Anbieter Zattoo zieht mit seiner IT in eines der Windräder von Westfalenwind ein.
Streaming-Anbieter Zattoo zieht mit seiner IT in eines der Windräder von Westfalenwind ein.
(Bild: © WestfalenWIND IT / Zattoo Europa AG)

Zattoo und Westfalenwind übernehmen mit der Zusammenarbeit eine Vorreiterrolle. Soweit bekannt, ist dieses Projekt weltweit einzigartig.

Der weltweite CO2-Ausstoß steigt kontinuierlich und auch die Internet-Nutzung trägt mehr und mehr dazu bei, immerhin werden Streaming-Dienste, Cloud-Anwendungen und Video-Konferenzen immer häufiger genutzt. Der Schub in diese Richtung durch Corona macht das überdeutlich. Auch wenn viele Rechenzentren Energie-effizient betrieben werden, entstehen dennoch jede Menge CO2-Emissionen durch den laufenden Betrieb.

Auch bei Zattoo, einem der größten TV-Streaming-Anbieter Europas, ist das der Fall. Pro Monat werden über 80 Millionen Stunden TV-Inhalte gestreamt. Das bedeutet einen Datenstrom zwischen Nutzern und Rechenzentrum von mehr als fünf Millionen Gigabyte pro Tag. Das verbraucht alleine bei Zattoo rund eine Million Kilowattstunden Strom pro Jahr, der nicht klimaneutral zu haben ist.

Mit dem Windcores-Projekt des Windparkbetreibers Westfalenwind will Zattoo das eigene Rechenzentrum nun direkt in einer Windkraftanlage betreiben. Nach einer Testphase laufen seit dem 28. Januar dieses Jahres erste Inhalte des TV-Streaming-Anbieters über dieses innovative Rechenzentrum, das sich im Fuß eines Windrads befindet. Damit nutzt Zattoo nicht nur Ökostrom aus Windenergie für die Verbreitung von TV-Inhalten, sondern platziert das eigene Rechenzentrum direkt in das Windrad, also dorthin, wo der Strom entsteht.

Stefan Lietsch, Chief Technology Officer bei Zattoo und Verantwortlicher für das Projekt, erläutert: „Die Idee, Rechenkapazität näher zur sauberen Energie-Erzeugung zu bringen und dabei noch ungenutzte Raumkapazitäten zu erschließen, ist so einfach und naheliegend und aus unserer Sicht ein Projekt, das hoffentlich Schule macht. Wir wollen konsequent zum nachhaltigen Unternehmen werden und andere dazu bewegen, mitzumachen.“

Ende 2020 fand der Einzug der ersten Server von Zattoo in das Westfalenwind-Windrad von statt. In dieser ersten Phase wurden zunächst Tests an den Systemen und Prozessen von Zattoo durchgeführt. Am Donnerstagmorgen sind dann die ersten Server in Betrieb gegangen.

Spannend. Denn in einer nächsten Phase will Zattoo herausfinden, ob Windcores den unternehmenseigenen Ansprüchen an Stabilität und Zuverlässigkeit gerecht werden kann. Schließlich verträgt Live Fernsehen keine Ausfälle und muss rund um die Uhr nutzbar sein. Geplant ist, nach und nach immer mehr Inhalte über das Rechenzentrum im Windrad laufen zu lassen.

Als erster Streaming-Anbieter weltweit, der mit seinen Servern in ein Windrad zieht, betritt Zattoo mit diesem Projekt absolutes Neuland. Sollten sich die Erwartungen an das Projekt erfüllen, plant Zattoo das Windrad zukünftig zum Hauptstandort für das eigene Rechenzentrum machen.

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Über Zattoo und über Westfalenwind

Zattoo ist einer der führenden TV-Streaming-Anbieter in Europa, mit rund 3 Millionen Nutzern monatlich. Das 2005 gegründete Unternehmen beschäftigt über 170 Mitarbeiter und hat seinen Hauptsitz in Zürich sowie einen weiteren Standort in Berlin.

Das Zattoo-Logo
Das Zattoo-Logo
( Bild: © Zattoo Europa AG )

Nutzer in der Schweiz, Deutschland und Österreich schauen über Zattoo alle beliebten TV-Sender in HD- und Full-HD-Qualität sowie eine Vielzahl an Video-On-Demand-Inhalten. Dabei steht Zattoo auf fast allen Endgeräten zur Verfügung, darunter Smart-TVs, PCs und Laptops, Streaming-Playern sowie Smartphones und Tablets.

Neben der freien Nutzung bietet Zattoo in seinen kostenpflichtigen Abonnements auch Funktionen für zeitversetztes Fernsehen sowie EU-weites Streaming an. Seit 2012 bietet Zattoo seine Technologie auch Medienunternehmen und Netzbetreibern weltweit als TV-as-a-Service-Plattform an. Die Schweizer TX Group, ein digitaler Hub und Netzwerk von Medien und Plattformen, ist seit 2008 an Zattoo beteiligt und hält seit 2019 über 50 Prozent.

Fiete Dubberke, Geschäftsführer IT bei Westfalenwind: „Mit Windcores werden die Windenergieanlagen einer weiteren nachhaltigen Nutzung zugeführt. So können wir den steigenden Energiebedarf durch die zunehmende Digitalisierung mit der Energiewende in Einklang bringen.“
Fiete Dubberke, Geschäftsführer IT bei Westfalenwind: „Mit Windcores werden die Windenergieanlagen einer weiteren nachhaltigen Nutzung zugeführt. So können wir den steigenden Energiebedarf durch die zunehmende Digitalisierung mit der Energiewende in Einklang bringen.“
( Bild: © WestfalenWIND IT / Zattoo Europa AG )

Windcores ist eine Marke der Westfalenwind IT GmbH & Co.KG, die zur Westfalenwind-Gruppe gehört. Deren Sitz befindet sich in Paderborn und Lichtenau. Sie verwaltet rund 170 Windkraftanlagen mit einer installierten Gesamtleistung von 350 Megawatt. Die Gruppe vertreibt außerdem Strom, besitzt eine Photovoltaik-Sparte und ein eigenes Service-Team zur Wartung von Windkraftanlagen.

Das Konzept zum Betrieb von klimaneutralen Rechenzentren in Windrädern wurde von der Unternehmenstochter Westfalenwind IT GmbH & Co.KG in Zusammenarbeit mit der Universität Paderborn entwickelt und als Patent angemeldet. 2019 wurde die Idee mit dem Deutschen Rechenzentrumspreis ausgezeichnet.

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