IDC-Studie zu Sustainability Welche Rolle kann IT für Nachhaltigkeit spielen?
Datentransparenz und Ideenfindung sind wichtige Elemente, will man Nachhaltigkeit fest in Unternehmen verankern. Eine wichtige Erkenntnis einer aktuellen Studie des Marktforschungsunternehmens IDC. Allerdings gibt es bereits kreative Ansätze, Sustainability ernsthaft zu implementieren.
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38 Prozent der deutschen Unternehmen haben ein schon Nachhaltigkeitskonzept, weitere 40 Prozent riefen wenigstens einzelne Programme ins Leben. Getrieben wird das vor allem durch die Kundennachfrage nach umweltfreundlichen Produkten sowie dem Ziel der Verbesserung von Betriebs- und Produktionseffizienz.
Im Klartext könnte man wahrscheinlich sagen: Die gestiegenen Energiekosten lassen viele über ressourcenschonende Produktion nachdenken, die neuen politischen Rahmenbedingungen verändern die Prioritäten von Investoren und Kunden und sorgen somit ebenfalls für einen Schub bei Nachhaltigkeits-Initiativen.
Egal wo die Motivation liegt, sich mit Sustainability zu beschäftigen, fast alle von IDC befragten Organisationen gaben an, ihre Nachhaltigkeitsziele bis 2030 erreichen zu wollen. Dazu gehören neben der Ausrichtung auf die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft (44 Prozent) vor allem die Zusammenarbeit mit Lieferanten und Partnern, die ihre Nachhaltigkeitsziele teilen (41 Prozent).
Wo liegen die Schwierigkeiten?
Als Hemmschuh nennen viele die schleppende Digitalisierung. Die fehlende Transparenz von Prozessen und Daten (25 Prozent) bremst Nachhaltigkeitsinitiativen.
Schwierig ist für viele auch die Einbindung der Mitarbeiter auf der operativen Ebene (23 Prozent). Zudem fehlt häufig das Bewusstsein dafür, wie Technologie bei der Steigerung von Nachhaltigkeit unterstützen kann (21 Prozent).
„Dass jedes fünfte Unternehmen in Deutschland offenbar keine klare Vorstellung hat, wie IT in puncto Nachhaltigkeit konkret eingesetzt werden kann, überrascht zum einen“, sagt Elena Georg, Projektleiterin bei IDC. „Es passt aber auch ins Bild, wenn wir uns anschauen, wo deutsche Unternehmen bei der Digitalisierung stehen“.
Wie groß ist der Wille zu mehr Nachhaltigkeit?
Es gibt also noch viel Verbesserungspotenzial und Raum für Entwicklung, so vier weitere Erkenntnisse der Studie:
- Der Schwerpunkt der IT-Initiativen verschiebt sich in Richtung Lieferketten und Zukunftstechnologien wie IoT, Big Data & Analytics, RPA und Green Coding
- Aktuelle Datenerfassung und KPI fokussieren interne Prozesse: Für ambitionierte Nachhaltigkeitsinitiativen planen viele den Ausbau auf das gesamte Wertschöpfungssystem
- Während heute das Energie-Management oder Mitarbeiterschulungen für mehr Umweltbewusstsein implementiert sind, gehören der Bezug von fairen IT-Produkten, der Aufbau von Smart Buildings und die Ökobilanzierung von Produkten und Services zu den Initiativen in der Zukunft.
- Die Optimierung der Effizienz von Lieferketten, Fertigungsprozessen, Maschinen oder des Fuhrparks will in Zukunft jeder zweite Befragte angehen – allesamt Maßnahmen, die durch IT überhaupt erst möglich werden.
Bei rund 28 Prozent der von IDC befragten Firmen ist der Nachhaltigkeitsaspekt bereits fester Bestandteil der IT-Strategie, Tendenz steigend. Zudem will in den kommenden 24 Monaten nahezu ein Drittel der Unternehmen mehr als 30 Prozent seines IT-Budgets in nachhaltige Produkte und Dienstleistungen investieren, die Hälfte der Unternehmen plant immerhin zwischen 10 und 29 Prozent des Budgets nachhaltig auszugeben.
Welches Potenzial kann gehoben werden?
Schon bei der Nutzungsdauer von IT-Hardware wird deutlich, wo man ansetzen kann. Denn das Ende des Nutzungszeitraums wird in den Unternehmen wenig überraschend vor allem nach wie vor über die Abschreibung und die Vertragslaufzeit definiert und nicht an Leistung oder Verschleiß festgemacht. Hat die Hardware das Ende ihrer Nutzungsdauer erreicht, so wird sie primär recycelt (29 Prozent), weiterverkauft (27 Prozent) oder an den Gerätehersteller zurückgegeben (24 Prozent).
Insbesondere die Cloud sowie auch mobile Anwendungen werden bei rund 35 Prozent der befragten Unternehmen für nachhaltige Projekte eingesetzt. Die größten Vorteile der Cloud werden vor allem in der Senkung der Energiekosten (40 Prozent) sowie der Verbesserung des CO2-Fußabdrucks (39 Prozent) gesehen.
Mehr als 60 Prozent der Unternehmen sind der Ansicht, dass große Anbieter von Cloud-Rechenzentren in der Lage sind, ihre Rechenzentren nachhaltiger zu betreiben, als es ihr eigenes Unternehmen könnte. Die Stärken sehen sie vor allem in der Nutzung der Energie-effizientesten Technologie, von erneuerbaren Energiequellen sowie durch eine höhere Serverauslastung.
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Bitkom-Studie zu Rechenzentren und ihre aktuelle Entwicklung
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Spannend: in den kommenden Jahren gehen die Unternehmen von einem hohen Bedarf an neuer Software zur Begleitung und Unterstützung von Nachhaltigkeitsinitiativen aus – vor allem bei der CO2-Bilanzierung/Kohlenstoffverfolgung (45 Prozent). Nachhaltigkeitsbezogene Messgrößen (KPI) sind das zentrale Mittel, um Maßnahmen evaluieren, steuern und effizient kommunizieren zu können. Während heute KPI wie der Energieverbrauch oder die Produktionseffizienz Standard sind, werden in Zukunft etwa der Water-Footprint (45 Prozent) oder Supply Chain Miles (43 Prozent) zum Einsatz kommen.
Ökosystem statt Alleingang
„Die Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen erfordert neue Lösungswege und Innovationen, die die Unternehmen im Alleingang oft nicht schaffen können“, sagt Marco Becker, Projektleiter bei IDC. „Daher sind externe Partner, nachhaltige Ökosysteme und künftig vor allem der Fokus auf ihre Lieferketten für fast zwei Drittel der Befragten wichtig. Wir erwarten, dass künftig zunehmend in nachhaltige Ökosysteme investiert wird und die Unternehmen sich verstärkt an IT-Anbieter wenden, die über die entsprechenden Netzwerke verfügen.“
In den heutigen vernetzten Wertschöpfungssystemen können viele Nachhaltigkeitsinitiativen erst dann wirklich erfolgreich werden, wenn Betriebe über die eigenen Unternehmensgrenzen hinaus aktiv werden. Ein umfassender und effizienter Datenaustausch mit Partnern in den Lieferketten und Business Ecosystems ist dafür eine wichtige Voraussetzung.
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