Verloren im Labyrinth der IT-Begriffe? Hier finden Sie Definitionen und Basiswissen zu Rechenzentrums-IT und -Infrastruktur.

Alles nur zum Schein? Was ist Virtual Desktop Infrastructure (VDI)?

Autor / Redakteur: Dipl. Betriebswirt Otto Geißler / Ulrike Ostler |

Unter einer Virtual Desktop Infrastructure (abgekürzt: VDI) versteht die IT-Branche das „Hosten“ von Desktop-Systemen als virtueller Arbeitsplatz innerhalb so genannter virtueller Maschinen (VM), die auf einem zentralen Server betrieben werden.

Anbieter zum Thema

Die VDI-Technologie eignete sich zunächst besonders für umfassende, sich wiederholende Anwendungsfälle - ohne exzessive Multimedia- oder Grafik-Nutzung. Doch diese Einschränkungen fallen nach und nach weg.
Die VDI-Technologie eignete sich zunächst besonders für umfassende, sich wiederholende Anwendungsfälle - ohne exzessive Multimedia- oder Grafik-Nutzung. Doch diese Einschränkungen fallen nach und nach weg.
(Bild: © djama - stock.adob.com)

Die Virtual Desktop Infrastructure kann als eine Variante des Client-Server-Modells betrachtet werden. Einige Experten bezeichnen VDI auch als Server-basiertes Computing. Letzter Begriff wurde von dem VDI-Hersteller Citrix aus der Taufe gehoben. Zur begrifflichen Unterscheidung der andere IT-Trend: Die Desktop-Virtualisierung aus der Cloud in Form von Desktop-as-a-Service (DaaS).

Die Virtual Desktop Infrastructure entstand aus dem Gedanken, dass der Einsatz von herkömmlichen PCs einen erheblichen Aufwand erfordert und daher sinnvoll reduziert werden sollte. Statt in teure Hardware-Ersatz-Zyklen, Sicherheits- und Compliance-Anforderungen der Desktops und Notebooks, umfassende Helpdesks sowie zahlreiche IT-Mitarbeiter zu investieren, sollten moderne VDI-Lösungen implementiert werden.

Großes Potenzial für Einsparungen

Die VDI-Technologie eignet sich besonders für umfassende, sich wiederholende Anwendungsfälle wie sie zum Beispiel in Finanz- und Buchhaltungsabteilungen, Krankenhäusern oder bei der Bearbeitung von Versicherungsansprüchen vorkommen. Der Nutzer braucht dafür keinen dedizierten PC, sondern nur ein Basis-Betriebssystem sowie ein paar voreingestellte Anwendungs-Tools.

Auf diese Weise spart das Unternehmen Hardware ein, indem es den Mitarbeitern ein kostengünstiges Terminal mit geringeren Wartungskosten anstelle eines Desktops zur Verfügung stellt. Damit können Unternehmen nicht nur die Virtualisierung von einzelnen Applikationen aufsetzen, sondern gleich den gesamten Desktop – inklusive aller Applikationen und persönlichen Einstellungen.

Anbieter von VDI-Lösungen

Als einer der Marktführer gilt im Bereich VDI der Anbieter VMware mit dem Produkt „VMware View“. VMware hält über 40 Prozent Marktanteil. Danach folgt „Xen Desktop“ von Citrix mit über 25 Prozent Marktanteil. Das Produkt Xen Desktop gilt zu VMware View als technisch ebenbürtig, wobei Xen Desktop mit verschiedenen Hypervisors zusammenarbeiten kann. VMware View hingegen ist an den firmeneigenen „ESXi-Server“ gebunden.

Einen deutlich geringeren Marktanteil kann Microsoft VDI-Suite des Softwareriesen Microsoft mit rund 15 Prozent für sich verbuchen. Darüber hinaus gibt es ein paar kleinere Anbieter, die um ein paar Prozent Marktanteile kämpfen. Dazu zählt „Quest vWorkspace“ und „Pano Logic“. Zu den frei verfügbaren VDI-Systemen gehören „Linux Terminal Server Project“ und „QVD Community Edition“.

Clients in der Virtual Desktop Infrastructure

In einer VDI-Umgebung können verschiedene Arten von Clients zum Einsatz kommen. Im Grunde werden drei verschiedene Typen von Clients unterschieden. Hier gilt es zu beachten, dass eine ganz korrekte Abgrenzung der verschiedenen Typen nicht möglich ist. Administratoren können zwischen Thin, Thick und Zero Clients wählen.

Ein Thick Client (Fat Client) ist ein voll ausgestatteter und vernetzter PC, der die meisten Ressourcen lokal installiert hat. Die meisten PC und Notebooks sind zum Beispiel Thick Clients, da sie über eigene lokale Festplatten, Laufwerke und Applikationen verfügen. Wogegen die Thin Clients oder Zero Clients diese Funktionen über ein Netzwerk beziehen. Normalerweise werden zur Darstellung virtueller Desktops Thin Clients verwendet.

Thin Clients verfügen über eine reduzierte Hardware-Ausstattung und somit nur über die Komponenten, die für die zugewiesenen Aufgaben notwendigen sind. Meist fehlen eigene Speicher, zum Beispiel Festplatten oder CD-Laufwerke. Bei einem Zero Client handelt es sich um einen im Vergleich zum Thin Client noch stärker „minimalisierten“ Rechner. Zero Clients zeichnen sich durch folgende Eigenschaften aus: reduzierter Stromverbrauch, niedriger Kaufpreis, kein Konfigurationsaufwand, keine oder nur eine Minimalsoftware.

Abschließende Bewertung

Im Grunde genommen liegen die Vorteile der Virtual Desktop Infrastructure klar auf der Hand: Virtuelle Desktops zentralisieren quasi die gesamte Administration auf einem Server im Rechenzentrum. So verlieren teure Updates als auch ein gefährlicher Wildwuchs auf Desktops ihre Schrecken. Firewalls und Virenscanner sind somit auf den Clients auch nicht erforderlich.

Was aber auf den ersten Blick als sehr vorteilhaft erscheint, hat bei näherem Hinsehen doch den einen oder anderen Haken. VDI senkt zwar Kosten an einer Stelle, erzeugt aber wiederum neue Kosten an einer anderen Stelle. Zum Beispiel Kosten für die VDI-Software inklusive aller Komponenten, Hardware der Server mit Storage und Netzwerk, neue Clients und die passenden Applikations- und Betriebssystem-Lizenzen.

Diese hinzukommenden Kosten können durchaus die Einsparungen wieder kompensieren. Das heißt: Vor einer Umstellung auf eine Virtual Desktop Infrastructure sollten diese gründlich durchgerechnet werden. Am besten scheinen Kostenreduktionen in Umgebungen mit standardisierten Arbeitsplätzen und einer überschaubaren Zahl von Applikationen ohne exzessive Multimedia- oder Grafik-Nutzung zu gelingen.

Artikelfiles und Artikellinks

(ID:45069925)