Projekte oft ohne Konzept und Strategie Virtualisierung: Erst die Planung, dann die Technik

Autor / Redakteur: Bernhard Lück / Dipl.-Ing. (FH) Andreas Donner

Bei Virtualisierungsprojekten sind Technik und Auswahl des Software-Anbieters zunächst zweitrangig, sagt IT-Dienstleister MSG Services. Vorher müsse die Gesamtausrichtung geklärt werden. Auch seien Konzepte zu Betreibermodellen und Risiko-Management notwendig.

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Nach Erkenntnissen von MSG Services kommen organisatorische Vorbereitung und Planung bei der Virtualisierung oft zu kurz.
Nach Erkenntnissen von MSG Services kommen organisatorische Vorbereitung und Planung bei der Virtualisierung oft zu kurz.
(Bild: z_amir – Fotolia.com)

Die entscheidenden Vorteile der diversen Virtualisierungsmöglichkeiten von Applikationen, Desktops, Diensten, Netzwerken, Servern oder Storage bestehen insbesondere darin, dass sich damit die IT-Ressourcen besser ausschöpfen lassen. Damit einher gehen eine höhere Flexibilität bei gleichzeitiger Steigerung der Effizienz und Agilität.

Zudem eröffnet sie neue Möglichkeiten in der Gestaltung mobiler Arbeitsprozesse. Doch die Projektierung von Virtualisierungsmaßnahmen ist nach den Beobachtungen der MSG Services AG häufig von organisatorischen Defiziten geprägt.

Konzept und Strategie

Nach Ansicht des IT-Dienstleisters beginnen Schwächen vielfach damit, dass den Projekten eine vornehmlich technische Ausrichtung zugrunde liegt, weil kein von der Unternehmensführung getragenes Konzept vorhanden ist und die Strategie nicht klar definiert wurde.

„Die Technik und Auswahl des Lösungsanbieters sind zunächst einmal zweitrangig“, betont Marc Borst, Lead IT-Architekt des IT-Dienstleisters, die Notwendigkeit einer differenzierten Klärung der gesamten Ausrichtung. Dazu gehöre vor allem die Frage, was das Unternehmen mit der Virtualisierung erreichen möchte, aber auch weitere Aspekte bis zum möglichen Betreibermodell und Risiko-Management seien konzeptionell zu beantworten.

Mitunter seien auch die Anforderungen unzureichend definiert. Dadurch entstehe eine diffuse Zielsetzung und mögliche Stolpersteine würden erst im Verlauf des Projekts deutlich. Zudem könne ein adäquates Anforderungsmanagement beispielsweise auch zu dem Ergebnis führen, dass etwa die geplante Einführung einer Virtual Desktop Infrastructure (VDI) mit virtualisierten Endgeräten gar keinen sinnvollen und geeigneten Weg darstellt.

Prozess-Management

Unbeachtet bleiben Borsts Erfahrungen zufolge auch die Konsequenzen in Sachen Prozess-Management. Die Virtualisierung verwische infolge der stärkeren Integration die bisherigen Verantwortlichkeiten im IT-Betrieb, da sich die Betriebsprozesse verändern und eine klare Trennung der Zuständigkeiten nicht mehr gegeben sei. Überhaupt könne die Virtualisierung dazu führen, dass die klassische Silo-Struktur nicht mehr funktioniere.

„Da die Veränderungen sehr gravierend sind, müssen sie im Vorfeld bekannt, akzeptiert und sowohl von der Unternehmensführung als auch von den betroffenen Mitarbeitern getragen werden“, so der IT-Architekt. Ohne klare Zuordnung von Verantwortungsbereichen und präzise definierte Prozesse wären operative Störungen zum Nachteil der Nutzer programmiert.

Release- und Change-Management

Eine weitere typische Schwäche auf der organisatorischen Ebene von Virtualisierungsprojekten sieht Borst neben unzureichend definierten Testverfahren in einer zu unbekümmerten Planung des Release- und Change-Managements. Denn da Änderungen an einer Stelle der virtuellen Systeme meist direkte Auswirkung auf das gesamte Konstrukt haben, seien entsprechende Prozesse vonnöten.

Ändern könne sich aber auch die Abrechnungspraxis gegenüber den Fachabteilungen. Das Unternehmen sollte sich deshalb im Falle einer umlagebasierten IT aber auch frühzeitig darum bemühen, ein neues und breit akzeptiertes Abrechnungskonzept zu finden und zu realisieren.

Begleitendes Projektmarketing

Ein weiteres Problemfeld, dass der Virtualisierungsexperte in der Praxis beobachtet haben will, sei die Tendenz, zahlreiche Anforderungen gleichzeitig umsetzen zu wollen. „Damit entsteht eine Komplexität, die weder hilfreich noch notwendig ist.“ Deshalb empfiehlt er gut überschaubare Projektschritte. Statt zu viele Dinge auf einmal umsetzen zu wollen, sollten die Unternehmen besser mehr in ein begleitendes Projektmarketing investieren.

Dies gelte insbesondere bei der Desktop-Virtualisierung. „Es hilft Technologieängste zu vermeiden und macht die Mitarbeiter stattdessen zu aktiven Mitgestaltern der Veränderung.“

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