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Aktuelle Umfrage von Interxion Traditionelles Hosting oder Cloud?
In Deutschland ist die Nachfrage nach traditionellem Hosting mit 84 Prozent deutlich höher als die Nachfrage nach Cloud Computing (45 Prozent) und Software-as-a-Service (22 Prozent). Das ergab eine aktuelle Umfrage von Interxion unter mehr als 400 Hosting Providern.
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Allerdings ist Cloud Computing hierzulande deutlich gefragter als im Rest von Europa. Hier liegt der Anteil von traditionellem Hosting bei 56 Prozent, während die Nachfrage nach Cloud Computing 36 Prozent und Anwendungs-Services 40 Prozent einnehmen.
Die Ergebnisse belegen, dass die großen europäischen Unternehmen die Cloud noch nicht in dem Maß akzeptiert haben, wie noch vor einem Jahr prognostiziert. Interxion führt dies auf die Unsicherheit der IT-Entscheider hinsichtlich der Migration in die Cloud zurück. Hier müssen Hosting-Unternehmen und Cloud Provider in Deutschland ihre Beratungsservices als vertrauenswürdige Anbieter weiter ausbauen. Dennoch wächst der Markt für Cloud Services rapide.
Fakt ist: Stellt man zwischen dem traditionellen Hosting-Markt und Cloud Computing einen Vergleich an, so kann man sagen, dass der Anteil von Cloud Computing rapide wächst. (Die jährliche Wachstumsrate betägt 42 Prozent). Der Markt hat im Jahr 2012 einen Gesamtwert von 4,8 Milliarden US-Dollar erreicht. Gemessen am Hosting-Markt ist sein Anteil mit 18 Prozent aber noch immer relativ gering.
Cloud-basierte Technologien überholen den traditionellen Markt
Die Bereitstellung von Infrastruktur-Services wird immer noch von Hosting Providern dominiert, die traditionelle Hosting-Dienstleistungen anbieten. Aber die Wachstumszahlen legen den Verdacht nahe, dass Cloud-basierte Technologien den traditionellen Markt überholen werden. Das eröffnet natürlich den bestehenden Hosting-Anbietern die Chance, einen erheblichen Anteil am Cloud Computing zu erobern, indem sie ihre bisherigen Erfahrungen und ihren Kundenstamm zu ihrem Vorteil nutzen. Sobald die Marktverschiebung richtig in Fahrt kommt, müssen die Hoster schnellstens handeln.
Der europäische Markt
Das Fehlen eines einheitlichen europäischen Hosting-Marktes führt in der Regel zu hochgradig defragmentierten Märkten in den verschiedenen Ländern Europas und das bedeutet, dass es erhebliche lokale Unterschiede gibt. Dies betrifft nicht nur die Marktgröße, sondern auch den kulturellen Hintergrund sowie das IT-Kaufverhalten.
Der fragmentierte europäische Markt ist, gemessen an der Marktgröße, von einer großen Zahl von Akteuren gekennzeichnet, die aber meist eine relativ geringe Kundenanzahl aufweisen. Um die Chancen wahrzunehmen, die sich durch Cloud Computing bieten, müssten Hoster erheblich in technische und Service-Innovationen investieren. In den vergangenen Jahren waren jedoch nur wenige Unternehmen dazu in der Lage.
Eine doppelte Herausforderung
Hosting Provider sehen sich einer doppelten Herausforderung gegenüber: Sie müssen für die Chancen von Cloud Computing in Innovationen investieren. Gleichzeitig kämpfen sie mit dem wachsenden Wettbewerb bei ihren traditionellen Leistungen und in ihrer Umsatzbasis.
Zum Wettbewerb tragen eine Vielzahl von Unternehmen mit einem IT- und Telekommunikationshintergrund bei, einschließlich reine Cloud-Service-Anbieter, Anbieter von E-Commerce-Plattformen, IT-Distributoren, Telekommunikationsunternehmen, Hardware-Hersteller und Systemintegratoren. Unter diesen Konkurrenten sind sehr große Unternehmen mit scheinbar unbegrenzten Budgets. Diese können in den Ausbau ihrer Cloud-Angebote investieren und um im traditionellen Markt für die Bereitstellung von IT-Services Fuß zu fassen.
Die Chancen der Cloud nutzen
Die Herausforderung besteht darin, sich ein Stück vom Cloud-Kuchen zu schnappen und gleichzeitig einen Preiskampf zu vermeiden, den man nicht gewinnen kann. In seinem Kern ist Cloud Computing Massenware. Das setzt Hosting-Anbieter unter Druck, vor allem solche, die den KMU-Markt ins Visier nehmen. Im Klartext heißt das: Man muss Cloud-Services einführen, mit denen man sich vom Wettbewerb unterscheidet und durch die man höhere Margen rechtfertigen kann, als das groß angelegte, standardisierte Dienstleistungen üblicherweise erlauben.
Sechs vielversprechende Strategien
Viele erfolgreiche Hoster haben eine Kombination der sechs folgenden Strategien umgesetzt, um die Margen zu halten. Diese Strategien sind tendenziell neu und entstehen – bedingt durch die Kundenanforderungen – ad hoc.
- Geografische Expansion
Die Grundlage besteht darin, einen geografisch verteilten Hosting-Service anzubieten. Der Markt bietet den europäischen Hosting Providern die Möglichkeit, geografisch zu expandieren und Cloud Services international anzubieten. Beispielsweise ist kürzlich das Schweizer Unternehmen CloudSigma in den US-Markt eintreten, während das spanische Unternehmen Gigas nach Südamerika expandiert. Auf den ersten Blick scheint es egal, von wo aus Cloud Services geliefert werden, weil sie von überall zugänglich sind. Tatsächlich bieten die größeren Hosting Provider in der Regel Kunden in neuen Ländern ihre bestehenden Produkte an, ohne notwendigerweise eine lokale Plattform aufzubauen. Das ermöglicht es, einen Vorteil aus den Skaleneffekten zu ziehen. Aber der Ort ist tatsächlich aus zwei Gründen entscheidend: im Hinblick auf Leistung (niedrige Latenz) und Datenhoheit (Europäisches Datenschutzrecht). Ein gutes Beispiel für einen Hosting-Anbieter, der einen multinationalen Ansatz verfolgt, ist VPS.net. Aktuell unterhält er 20 Cloud-Rechenzentren weltweit.
- Entwicklung eines Partner-Channels
Hier geht es darum, eine Service-Plattform für Vertriebspartner zu schaffen. Einige Hosting Provider bieten anderen Dienstleistern IT-Infrastruktur für Cloud Services an, zum Beispiel VAR, Softwareanbietern, anderen Hosting-Unternehmen und Systemintegratoren. Das eröffnet ein Partner-Programm, das sich an all jene richtet, die selbst keine eigene Cloud-Infrastruktur aufbauen, aber Cloud Services anbieten oder integrieren möchten. Normalerweise wird das Angebot wie eine vom Kunden selbst bereitgestellte White-Label-Lösung gekennzeichnet. Viele kleinere Hoster streben ein „Asset-Light“-Geschäftsmodell an, aber erst wenige haben diesen Schritt tatsächlich vollzogen. Üblicherweise sträuben sie sich, Dienste von anderen Hostern (die als Wettbewerber wahrgenommen werden) zu kaufen. Oder sie haben das Gefühl, dass das von ihnen benötigte Produkt noch nicht verfügbar ist. Allerdings setzen das in den Niederlanden ansässige Unternehmen Amsio und das deutsche Unternehmen Quality Hosting die Channel-Strategie erfolgreich um. Beide haben für ihre Partner sehr flexible, hochwertige Cloud-Plattformen aufgebaut.
- Nach oben in der Wertschöpfungskette durch cloud-basierte Anwendungen
Der Hauptgrund, warum Hosting-Anbieter in der Wertschöpfungskette steigen, ist die Abgrenzung vom Wettbewerb durch die Bereitstellung von Dienstleistungen mit echtem Mehrwert. Diese Dienste sind in der Regel cloudbasierte Anwendungen für Unternehmen, die nicht über eine ausreichend eigene Erfahrung und Ressourcen verfügen, um selbst in die Cloud zu migrieren oder Anwendungen in der Cloud zu betreiben. Die größten Chancen liegen in Anwendungen und Diensten, die bisher noch nicht standardisiert wurden oder die grundsätzlich komplexer zu migrieren oder zu verwalten sind, wie zum Beispiel gehostete/virtualisierte Desktops, Sicherheits- oder Middleware-Dienste. Mit dem in Großbritannien ansässigen Unternehmen Fifosys und dem Schweizer Unternehmen Bloosite haben beispielsweise zwei Dienstleister die Cloud-Arena betreten, die die Strategie mit gehosteten Desktops erfolgreich verfolgt haben. Das britische Unternehmen Gloo IT Cloud hebt sich durch Spezialisierung auf Cloud-Sicherheits-Services von der Konkurrenz ab. Die Landschaft wird sich auch in Zukunft weiter verändern. Dabei werden immer höherwertige Produkte oder Services in der Wertschöpfungskette zur Massenware, da die weltweit führenden Cloud-Anbieter ihre Service-Angebote weiter ausbauen. Hoster, die sich für diese Geschäftsstrategie entscheiden, können wahrscheinlich einen größeren – und strategischeren – Teil der IT-Budgets ihrer Kunden gewinnen. Zudem sind sie in der Lage, die Skaleneffekte und das Knowhow zu entwickeln, die sie benötigen, um die Margen zu sichern
- Außergewöhnlicher Service und Nutzung des lokalen Vorteils
Bei dieser Strategie werden die Kunden gewonnen, denen Anbieter außergewöhnliche Flexibilität, Reaktionsfähigkeit und ein besonderes Kundenverständnis sowie erstklassige Service-Qualität und SLAs offerieren. Provider mit diesem Ansatz stellen sicher, dass sie in Mitarbeiter investieren, die die Bedürfnisse der Kunden verstehen und deren Probleme lösen können. Für europäische Unternehmen sind Hosting-Anbieter mit lokaler Präsenz und Ortskenntnissen die logische Wahl, wenn sie das richtige Maß an persönlicher Betreuung und ein gutes Preis- Leistungs-Verhältnis bieten können.
Weitere Strategien
- Integration unterschiedlicher Clouds (Hybride Clouds)
Heute entscheiden sich die meisten Unternehmen, die von Cloud Services profitieren möchten, für ein Hybrid-Modell – eine Mischung aus Public Cloud, Private Cloud Services und On-Premise-Housing. Damit bietet sich den Hosting-Anbietern die Gelegenheit, sich von einem reinen Bereitstellen der Infrastruktur zu lösen und zu vertrauenswürdigen Beratern und Dirigenten von Cloud Services zu werden. Wie ein Systemintegrator kann der Hosting-Anbieter anbieten, Hybrid Cloud Services auszugestalten und zu implementieren, bei der Migration mit minimalem Risiko zu unterstützen und die komplette Verantwortung für den Service-Betrieb zu übernehmen. Im Klartext bedeutet das: Cloud Computing bringt die traditionellen Rollen durcheinander, es verwischt die Funktionen von Dienstleister und Systemintegrator. Viele klassische Hosting-Anbieter passen sich entsprechend an. Sie ändern ihr Geschäftsmodell und wandeln sich zu „Boutique“-Anbietern mit einem starken Fokus auf den Kundenservice und der Fähigkeit, Lösungen für die Probleme ihrer Kunden zu liefern. Sie überlassen den Kunden die Entscheidung darüber, wo deren Anwendungen laufen sollen und welche Kombination von IT-Service-Delivery-Modellen zum Einsatz kommen soll. Das in den Niederlanden ansässige Unternehmen Amsio hat seine oben beschriebene Partner-Strategie beispielsweise mit einer Investition in eine eigene Private-Cloud-Plattform verknüpft, die auf Microsofts Azure-Plattform basiert. Dadurch kann der Kundenstamm aus Vertriebspartnern und Systemintegratoren nahtlose Hybrid Cloud Services über eine einzige Management-Umgebung bereitstellen.
- Kundenspezifische Anpassung: das effizienteste und flexibelste Cloud-Modell anbieten
Das bestimmende Merkmal eines jeden Cloud Services ist es, dass der Kunde IT-Ressourcen genau dann nutzen kann, wenn er sie braucht. Und das in genau der Weise, wie er sie benötigt – zu nutzungsabhängigen Konditionen. Allerdings gibt es einen Markt für Hosting-Anbieter, die sich von den globalen Cloud-Anbietern in Bezug auf die Flexibilität, mit der die Dienstleistung erbracht wird, unterscheiden. Sie passen die Bereitstellung an die spezifischen Bedürfnisse jedes einzelnen Kunden an, zum Beispiel durch nicht-gebündelte Dimensionierung der Ressourcen, Auswahl des Betriebssystems und kurze Abrechnungszeiträume. Diese Strategie, die normalerweise von reinen Cloud-Anbietern angewendet wird, ermöglicht es den Kunden, die benötigten Rechenressourcen nur dann zu kaufen, wenn sie sie brauchen. Kunden können CPU, RAM, Speicherplatz und Bandbreite unabhängig konfigurieren und ihre gewünschte individuelle Lösung gestalten. Gigas und CloudSigma nutzen diese Strategie sehr effektiv.
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