Backup, Recovery und Replikation zwischen Hybrid-Cloud-Destinationen Tintri bringt neue Tools und Fähigkeiten für Multi-Cloud-Strategie

Autor / Redakteur: Michael Matzer / Rainer Graefen |

Tintri, Hersteller einer Enterprise-Cloud-Plattform auf Basis von VM-zentrischem Speicher, hat mit dem Cloud Connector ein Tool vorgestellt, mit dem sich eine Multi-Cloud-Strategie für Enterprise-Kunden umsetzen lassen soll. Ausfälle auf Webseiten von Service Providern ließen sich so kurzfristiger reparieren.

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Tintris Zukunft sieht das Unternehmen in der Multi-Cloud.
Tintris Zukunft sieht das Unternehmen in der Multi-Cloud.
(Bild: Tintri)

Der Cloud-Connector verbindet eine Tintri Enterprise Cloud mit den Objektspeicherlösungen von AWS oder der IBM Object Storage Cloud, aber auch Private Clouds mit Public-Cloud-Schnittstellen, als Ziel für Backups und Data Recovery.

"In den USA hatten sowohl Microsoft Azure als auch AWS bis zu vier Stunden Ausfall", berichtet Lei Yang vom Tintri-Produktmarketing. "Nach einem solchen Ausfall bedeutet es einen erheblichen Aufwand, eine Datenwiederherstellung durchzuführen."

Da bei einer Public Cloud wie AWS ein großer Datenumfang hohe Kosten verursacht, soll der Cloud Connector die Möglichkeit bieten, Snapshots nicht nur nach platzsparender Kompression und Deduplikation über das WAN zu schicken, sondern auch HTTP-Anfragen wie PUT und GET auf ein Mindestmaß zu verringern. Aus der Public Cloud kann der Nutzer eine Wiederherstellung auf File-Ebene (FLR: File Level Restore) auf einen lokalen Tintri-Store ausführen. Hier können sich beispielsweise geschäftskritische Applikationen befinden, die auf solche Daten angewiesen sind.

Weil die Tintri Enterprise Cloud Plattform auf einer virtualisierten CONNECT-Architektur aufbaut, fungieren alle Komponenten als Bausteine. Dies erlaubt die tiefe Integration nicht nur in Storage, sondern auch in Compute und Networking sowie alle anderen Bestandteile eines Cloud-Ökosystems.

Für Kunden hat das entsprechende Vorteile: umfassendere und genauere Analysen, Automation über mehrere Komponenten hinweg und generell eine Umgebung, die einfacher zu verwalten und neuerdings auf bis zu einer halben Million VMs skalierbar ist.

Was für Backup und Recovery gilt, lässt sich auch auf die Replikation zwischen Hybrid-Cloud-Destinationen anwenden. Der Upload aus einer verschlüsselten Ressource wie der Tintri Enterprise Cloud erfolgt ebenfalls SSL-verschlüsselt, etwa um Replikate an verschiedene Destinationen in der Hybrid Cloud zu schicken. Für große Organisation empfehlen sich Object-Storage-Ressourcen, wie sie Cloud Connector nun bei AWS und IBM an On-premise-Ressourcen anbindet.

Gesteuert werden Konfiguration und Schlüsselverwaltung mit dem Tintri Global Center. [Ob SSL seit "Heartbleed" noch ausreicht, um Daten zu verschlüsseln, hängt von der verwendeten OpenSSL-Version ab. Grundsätzlich wurde der Bug schon 2014 behoben.]

Algorithmen für die Automation von Kapazität und Leistung

"Tintri liefert dem Nutzer in Echtzeit ein Bild von seiner Enterprise Cloud und den angeschlossenen Ressourcen", erläutert Lei Yang. "Anhand der Informationen, die Tintri Analytics aus der Connect-Architektur liefert, kann der Nutzer die historischen Nutzungsdaten aller Anwendungen auf der Compute- und Storage-Ebene auswerten, um eine Entscheidung zu unterstützen." Die Granularität reicht bis hinunter auf einzelne VMs und Container.

Die entsprechenden Daten werden in einem Data Lake in Apache Spark gesammelt, der bis zu drei Jahre abdecken kann. Mit diesem Datenpool lässt sich ein gutes Modell erstellen, auf dessen Grundlage sich die Kapazität und Performance von Ressourcen planen und vorhersagen lässt.

Das bezieht nicht nur Storage und Compute ein, sondern auch Applikationsressourcen wie etwa relationale Datenbanken und Virtuelle Desktops (VDI). Für jede Applikation lässt sich ein entsprechendes Anforderungsprofil anlegen.

Verbesserte Skalierung

Die neue Machine Learning Funktion, die Spark schon von Haus aus bereitstellt, erweitert diese bestehenden Analysefunktionen, indem sie Algorithmen für Künstliche Intelligenz verwendet, um die Anforderungen sowohl für zukünftige Speicher- als auch Compute-Performance vorherzusagen.

Diese Was-wäre-wenn-Szenarien lassen sich auf bis zu 18 Monate im Voraus extrapolieren. Ist das Modell anhand der Algorithmen erst einmal erstellt und nutzbar, braucht der Anwender keine gesonderte Programmierung vorzunehmen, um weitere Datenschätze zu heben – so zumindest das Versprechen Tintris.

Mit diesem Release erlaubt es Tintri, nun 64 Systeme zu vernetzen, die zwischen 17 PByte und 40 PByte an Storage-Kapazität umfassen können. Über Global Center ist die Verwaltung von 480.000 VMs von einer einzigen Konsole aus realisierbar. Das dürfte selbst für sehr anspruchsvolle Kunden ausreichen.

Fixe Quoten

Nutzer können nun fixe Quoten für logische Kapazitäten in Multi-tenancy-Umgebungen für Infrastructure as a Service (IaaS) einrichten. Diese Quoten können die schützende Trennung gegenüber anderen Mandanten betreffen, so dass keiner der Mandanten in die benachbarten Umgebungen Einblick erhält.

"Damit können Managed Service Provider (MSPs) und Cloud Service Provider (CSPs) auch festlegen, welche Ressourcen zur Absicherung eines Dienstes nötig sind und umgekehrt über Analytik auch Informationen pro VM erhalten, die für die Kostenabrechnung wichtig sind", so Lei Yang.

Diese Abrechnungsfähigkeit (Chargeback) sei nun feingranularer als zuvor, was sich besonders für Gelegenheitsnutzer kostengünstig auswirkt, aber auch firmeninterne Kostenstellen mit den relevanten Detailinformationen versorgt.

VM-Scale-out

Die Tintri VM Scale-out Software ermöglicht es Nutzern, lose gekoppelte Pools von Storage für ihre virtualisierten bzw. Cloud-Applikationen anzulegen und zu verwalten. Die erwähnten Machine Learning Algorithmen sorgen für automatische Quality of Service und sollen sicherstellen, dass jede Applikation gemäß ihrem Profil leistungsfähig bleibt.

Im aktuellen Release ermöglicht diese Scale-out-Software, dass die Live-Migration sowohl für vSphere als auch Hyper-V schneller ausgelagert werden kann. Dadurch werde die Migration laufender Applikationen nach Yangs Angaben zehn bis 30 Mal schneller als auf anderen Plattformen erfolgen.

"Selbst umfangreichste Migration dauern statt Stunden nur noch Minuten", sagte Yang. Dadurch würden Compute-Hosts entlastet, und die Bandbreite, die für die App-Migration zwischen Arrays nötig sei, lasse sich um 95 oder mehr Prozent verringern.

Verfügbarkeit

Tintri Analytics mit Compute Analytics sowie Tintri Storage File System 4.4 und Tintri Global Center 3.6 sollen zusammen mit Tintri VM Scale-out Software und Array-Offloading im dritten Quartal von Tintris Fiskaljahr 2018, also 2017, für Neu- bzw. Bestandskunden verfügbar werden. Tintri Cloud Connector soll gleichzeitig bereitstehen, entweder als Teil der Tintri Software Suite oder als eigenständiges Angebot.

"Wir wollen vor allem unsere Enterprise-Kunden in ihrer Multi-Cloud-Strategie besser unterstützen", sagt Lei Yang. Kieran Harty, Tintris Mitgründer und jetziger CTO, ergänzt: "Tintri macht einen Sprung vorwärts hinsichtlich Cloud-Skalierung, Agilität und umfassenden Vorhersagefähigkeiten, so dass unsere Kunden in der Lage sind, die Ressourcen ihrer eigenen Enterprise Cloud mit denen in der Public Cloud zu vereinen." Die enge Kopplung etwa mit AWS lässt sich demnach autonom betreiben und ihre Verwaltung automatisieren.

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