3D-Modelle und Strömungssimulationen als Diagnosebasis Superrechner soll Nasenproblemen auf die Spur kommen

Etwa elf Prozent der Bevölkerung leiden unter chronischen Beschwerden bei der Nasenatmung. Entscheidungshilfe, ob eine Operation nötig ist oder nicht, sollen künftig 3D-Modelle und Strömungssimulationen geben. Hierfür arbeiten die Experten des Jülich Supercomputing Center und der RWTH Aachen im Rahmen des Projekts Rhinodiagnost am Aufbau eines Service-Netzwerks.

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Simulation der Luftströmung durch die Nase.
Simulation der Luftströmung durch die Nase.
(Bild: J. H. Göppert/Forschungszentrum Jülich)

Über 100.000 Operationen werden in Deutschland jährlich an der Nasenhöhle oder den Nasennebenhöhlen durchgeführt. Die Fehlerrate bei derartigen Eingriffen ist mit schätzungsweise 30 Prozent recht hoch, die gegenwärtige Diagnostik nicht aussagekräftig genug. Für die Diagnose kommen zumeist Methoden der medizinischen Bildgebung oder rein optische Verfahren zum Einsatz, die keinerlei Information über die Strömungsverhältnisse liefern.

"Die richtige Einschätzung der Erfolgschance einer OP hängt momentan noch sehr stark ab von der Ausbildung und Erfahrung des praktizierenden Arztes", erläutert Jens Henrik Göbbert vom Jülich Supercomputing Centre (JSC). "In Rhinodiagnost wollen wir patientenindividuelle Strömungssimulationen auf der Basis von computertomographischen Aufnahmen ermöglichen, die ein ganzheitliches Bild der Strömungsverhältnisse in der Nase vermitteln und mit denen sich der Effekt von anatomischen Veränderungen darstellen lässt."

Wunderwerk Nase

Die gesunde, natürliche geformte Nase ist eine Art strömungsmechanisches Wunderwerk, deren vielfältige Funktionen durch eine OP leicht beeinträchtigt werden können. Auf einer Strecke von nicht einmal 10 Zentimetern befeuchtet die Nase die eingeatmete Luft und erwärmt sie auf Körpertemperatur, selbst dann, wenn außen Minusgrade herrschen. Die Simulation der Luftströmung auf Superrechnern ist technisch bereits ausgereift und könnte als zusätzliche Entscheidungshilfe dazu beitragen, den Erfolg von Operationen besser als bisher vorherzusagen, unnötige Eingriffe zu vermeiden und Operationen individuell anzupassen.

Forscher des Jülich Supercomputing Centre (JSC) und des Aerodynamisches Institut (AIA) der RWTH Aachen entwickeln in Rhinodiagnost die dazu notwendigen Softwarekomponenten, die es Ärzten ermöglichen, Simulationsdaten auf modernen Höchstleistungsrechnern interaktiv und zielgerichtet zu nutzen.

Darüber hinaus ist die Demonstration virtueller Operationen geplant, bei denen sich relevante Strömungsparameter in Echtzeit anzeigen und analysieren lassen. Als Projektpartner aus der Industrie sind die deutschen Unternehmen Sutter Medizintechnik und Med Contact sowie die österreichische Angewandte Informationstechnik Forschungsgesellschaft beteiligt, die das im September 2017 gestartete Projekt koordiniert.

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