Neue Perspektiven jenseits der Virtualisierung Strom und Klimatisierung sind SDDC-Aspekte, so Eaton
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Beim Software Defined Data Center (SDDC) scheint es zunächst einmal lediglich um eine neue Stufe der effizienten Nutzung von IT-Ressourcen wie Servern zu gehen. Harald Trapp, Teamleiter Technischer Support, von Eaton Power Quality, Achern, erläutert, was das SDDC mit der Energieversorgung im Rechenzentrum zu tun hat.

Virtualisierung ist in den Rechenzentren weit verbreitet und unverändert angesagt.
Lässt sich abschätzen, wie sich der Trend auf die Energie-Effizienz bei Anwendern ausgewirkt hat?
Harald Trapp: Vor der breiten Adaption von Virtualisierungstechnologien war die durchschnittliche Serverauslastung eines der meistdiskutierten Themen, wenn es um den Energieverbrauch von Rechenzentren ging. Damalige Studien gingen von einer durchschnittlichen Last von etwa 15 Prozent aus.
Erst durch die Virtualisierung war es möglich, mehrere physikalische Server auf einem Hypervisor-Host zu konsolidieren. Damit stieg die durchschnittliche Auslastung auf etwa 50 bis 70 Prozent. So ließen sich deutlich bessere Wirkungsgrade erzielen. Ich denke, dass die heute von Betreibern anvisierten PUE-Werte von weniger als 1,2 ohne den flächendeckenden Einsatz von Virtualisierungstechnologien schlichtweg nicht möglich wären.
Längst nicht alle Anwendungen gelten bei Unternehmen als 'virtualisierbar'. Heißt das, für mögliche Effizienzsteigerungen ist das Ende der Fahnenstange abzusehen?
Harald Trapp: Man muss hier deutlich zwischen unternehmenseigenen Datacenter und Architekturen von professionellen RZ-Dienstleistern unterscheiden. Innerhalb von Firmenrechenzentren wird es immer das ein oder andere Altsystem geben, das sich nur mit großem Aufwand in eine virtualisierte Infrastruktur integrieren lässt. Die Auswirkungen auf die Energie-Effizienz sind aber meist gering. In solchen Umgebungen ist es daher ratsam, sich auf die energetische Optimierung von Produktivsystemen zu konzentrieren, über die entsprechend viel Rechenleistung zur Verfügung gestellt wird.
Im Bereich von Großrechenzentren wiederum besteht die Herausforderung heute darin, möglichst großen Nutzen aus dem hohen Virtualisierungsgrad zu ziehen. Das Ende der Fahnenstange ist hier aus meiner Sicht noch lange nicht erreicht. Das zeigen auch neue Ansätze wie etwa Software-defined Power, also die Integration der Stromversorgung in die Hypervisor-Architektur.
Inzwischen ist schon die Rede vom Software Defined Data Center, dem SDDC. Um was geht es dabei?
Harald Trapp: : Im Grundansatz geht es beim Software Defined Data Center um die dynamische Bereitstellung von IT-Ressourcen. Dies kann Rechenleistung in Form von virtuellen Maschinen sein, aber auch Speicherplatz oder zusätzliche Bandbreite. Im Allgemeinen setzen solche Funktionen einen hohen Server-Virtualisierungsgrad voraus.
In den letzten Jahren hat die breite Akzeptanz von DCIM-Lösungen (DCIM = Datacenter Infrastructure Management) aber dazu geführt, dass das Thema längst über die Aspekte des Operations-Managements hinaus geht und viel weiter gefasst betrachtet wird. Künftig wird es beim Software Defined Data Center auch um die bedarfsgerechte Bereitstellung von kostenintensiven Ressourcen wie Stromversorgung und Klimatisierung gehen, also um Infrastrukturen, die bisher eigentlich dem klassischen Gebäude-Management vorbehalten waren.
Bietet das SDDC weitere Möglichkeiten für eine Verbesserung der Energieeffizienz? Welche Rolle spielt Power-Management im SDDC?
Harald Trapp: In den vergangenen Jahren hat sich in Sachen Power-Management viel getan. Wir erwarten hier eine ähnliche Entwicklung wie bei der Servervirtualisierung. Rechenzentren und ihre Infrastruktur sind auf maximale Lasten ausgelegt, obwohl sie überwiegend im Niederlastbereich arbeiten. Und genau hier setzen Konzepte wie Software Defined Power an.
Eaton bietet schon seit vielen Jahren USV-Systeme mit Leistungsvirtualisierung an. Dank unabhängiger Leistungsmodule lässt sich die USV-Kapazität so besser mit dem aktuellen Bedarf skalieren. Über unsere Power-Management-Software `Intelligent Power Manager´ kann das USV-System außerdem direkt in virtuelle Umgebungen integriert werden. Das spart nicht nur Energie, sondern erhöht auch die Ausfallsicherheit deutlich. Im Falle eines Stromausfalls können beispielsweise wichtigen VM-Instanzen längere Stützzeiten zugewiesen oder bestimmte VMs auf einen anderen Host migriert werden.
Schießt die SDDC-Vision nicht weit über die Realität hinaus? Welche Anwenderkreise werden davon profitieren können?
Harald Trapp: Man sollte das Software Defined Data Center als Prozess sehen; wie weit dieser geht, muss jeder Betreiber individuell für sich selbst bestimmen. In erster Linie werden wohl Großrechenzentren von der aktuellen Entwicklung profitieren. SDDC bietet hier weit mehr als die Optimierung des Stromverbrauchs. Es erleichtert auch die Administration und erhöht die Betriebssicherheit, besonders wenn die Stromversorgung von Anfang an als Teil des Gesamtkonzeptes gesehen wird.
Was sind die Anforderungen für die Anwender? Welche Kosten stehen welchem Nutzen gegenüber?
Harald Trapp: Grundvoraussetzung ist zunächst mal ein hoher Virtualisierungsgrad. Allgemein ergeben sich durch SDDC hohe Einsparpotenziale in Sachen Energieverbrauch, bei der Administration, aber auch im Bereich Desaster-Recovery und Business-Continuity. Wie schnell sich die Initiativkosten jeweils amortisieren, ist von den jeweiligen Gegebenheiten abhängig. Trotzdem können auch kleinere IT-Installationen von der aktuellen Entwicklung profitieren. Unsere IPM-Software bietet zum Beispiel einen guten Einstiegspunkt in das Thema Software Defined Power. Sie ist leicht zu administrieren und für kleinere Umgebungen sogar komplett kostenfrei.
* Das Interview führte Ludger Schmitz, freiberuflicher Journalist in Kelheim.
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