RISE with SAP oder Managed Service Provider? SAP S/4HANA: 5 Fragen, die vor dem Wechsel geklärt sein wollen
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Der Wechsel auf SAP S/4HANA ist ein großer Schritt, welcher gut geplant sein will. Ist das SAP-Paket „RISE with SAP“ die richtige Wahl oder fahren Sie mit dem Angebot eines Dienstleisters besser? Hier kommen fünf Fragen, die sich Anwenderunternehmen stellen sollten.

Ein Umzug auf „SAP S/4HANA“ rückt unausweichlich näher. Ende 2027 stellt der Hersteller den Mainstream-Support für die Kernanwendungen der „Business Suite 7“ ein. Bis 2030 können Kunden dann gegen einen moderaten Aufpreis noch eine optionale „Extended“-Wartung in Anspruch nehmen.
Doch es gibt gute Gründe, den Wechsel möglichst bald in Angriff zu nehmen. Nicht nur prognostizieren Experten einen Berater-Engpass. SAP S/4HANA bringt auch wertvolle Wettbewerbsvorteile: Mit seiner In-Memory-Datenbank, integrierter KI und intelligenter Prozessautomatisierung hebt es das ERP auf das nächste Level und macht es fit für die Digitalisierung.
Errechnet man den finanziellen Gegenwert, der durch die Innovationen entsteht, lohnt sich die Investition in den Umstieg – auch wenn dieser zunächst ein Kraftakt ist. Aber welcher Weg ist der beste? Die folgenden Fragen helfen Ihnen dabei, die richtigen Entscheidungen zu treffen?
1. RISE with SAP oder die Cloud eines Dienstleisters?
Die meisten Kunden entscheiden sich dafür, SAP S/4HANA als Cloud-Service zu beziehen. Dabei haben sie die Wahl zwischen dem SAP-eigenen Angebotspaket RISE with SAP und der Lösung eines Managed Services Providers (MSP). RISE umfasst ein Cloud-ERP, standardisierte Managed Services sowie Zugang zu einigen Funktionen der „SAP Business Technology Platform“ (BTP). Letztere sind allerdings teilweise eingeschränkt, sofern man keine weiteren Leistungen dazu bucht. Gehostet wird die Landschaft entweder bei SAP selbst oder bei einem der großen Hyperscaler.
Auch viele MSPs bieten Hosting und Betrieb von SAP S/4HANA in der Cloud sowie damit verbundene Managed Services an. Sie decken einen erheblich größeren Leistungsumfang ab. Während SAP im Rahmen von RISE lediglich den SAP-Basisbetrieb und den technischen Support der SAP-Plattform übernimmt, kümmert sich der MSP um die komplette SAP-Landschaft inklusive der Peripherie. Er unterstützt auch in der Planungsphase, bei der Migration und der Optimierung von SAP-Lizenzen.
2. Wie wichtig ist eine schnelle Problemlösung?
Gerade im ERP-Umfeld können sich Unternehmen keine Ausfälle leisten. Wenn es zu Störungen kommt, ist es wichtig, sie schnellstmöglich zu beheben. Dafür muss man zunächst einmal herausfinden, wo das Problem liegt. Das ist gar nicht so einfach, denn in der Regel erstrecken sich Geschäftsprozesse neben dem Basissystem über viele verschiedene andere Anwendungen und Cloud Services.
Da SAP im Rahmen von RISE nur Support für die SAP-Plattform leistet, müssen sich Unternehmen um Probleme in der Peripherie selbst kümmern oder einen Dienstleister beauftragen. Tickets müssen koordiniert und Prozesse gemanagt werden.
Das wird umso aufwendiger, je mehr Beteiligte es gibt. Wer Probleme möglichst schnell beheben will, tut gut daran, die Betreuung des SAP-S/4HANA-Basissystems und der Peripherie aus einer Hand zu beziehen.
3. Wie viel Individualisierung brauchen wir?
SAP S/4HANA bietet die Chance, wieder stärker zu Standardprozessen zurückzukehren und die SAP-Landschaft zu vereinfachen. Trotzdem wird es weiterhin Bereiche geben, bei denen Unternehmen nicht auf ihr bestehendes Customizing verzichten möchten. Da RISE an vielen Stellen standardisiert, gilt es genau zu prüfen, ob die verfügbaren Einstellmöglichkeiten ausreichen und Prozesse noch funktionieren.
Lücken zu schließen kann aufwendig sein. Meist benötigen Unternehmen dafür die Unterstützung eines spezialisierten Dienstleisters. In einer MSP-betriebenen SAP-S/4HANA-Cloud kann man dagegen frei entscheiden, wo man individualisieren oder standardisieren will.
4. Was gibt es bei der Lizenzierung zu beachten?
RISE with SAP fasst Software, Hosting und Betrieb in einer Lizenz zusammen. Bei den Hyperscalern betreibt SAP die Systeme in einem eigenen Tenant. Das vereinfacht zwar die Abrechnung, bedeutet allerdings auch, dass Kunden nicht von Sonderkonditionen profitieren, falls sie bei einem Hyperscaler bereits andere, eventuell sogar besser verhandelte Verträge haben.
Außerdem werden bestehende On-Premises-Lizenzen auf ein Miet-Modell umgestellt. Hier gilt es genau zu prüfen, ob dadurch nicht wertvolle Unternehmenswerte verloren gehen und die Kunden sollten eine Exit-Strategie verhandeln, falls sie den Vertrag später nicht verlängern möchten.
Bei einer MSP-betriebenen SAP-S/4HANA-Cloud bringen Kunden dagegen ihre eigenen SAP-Lizenzen mit und können diese mit Hilfe des Dienstleisters gleich optimieren. Oft lassen sich zum Beispiel erhebliche Kosten sparen, indem man ungenutzte Lizenzen bereinigt. Auch mit den Hyperscalern können Unternehmen individuelle Konditionen aushandeln.
5. Welcher Hyperscaler ist der richtige?
Sowohl „Microsoft Azure“, „Amazon Web Services“ als auch „Google Cloud Platform“ sind für SAP S/4HANA zertifiziert. Welcher Hyperscaler die beste Wahl ist, hängt von den individuellen Anforderungen ab.
Neben wirtschaftlichen und strategischen Überlegungen sollten Unternehmen vor allem an das technische Umfeld denken. Je nachdem, wie der Datenfluss erfolgt, welche Technologien man nutzen und welche Systeme man anbinden möchte, empfehlen sich unterschiedliche Provider.
Ein MSP kann helfen, den Anbieter auszuwählen, der den eigenen Bedarf am besten trifft. Für diese Entscheidung sollte man sich ausreichend Zeit nehmen und gut informieren. Denn SAP S/4HANA später noch einmal umzuziehen, ist aufwendig und kann teuer werden. Eventuell fallen sogar Strafzahlungen an den bisherigen Provider an.
Besser jetzt loslegen
Keine Frage: Der Wechsel auf SAP S/4HANA ist ein Großprojekt. Daher lohnt es sich, bald mit der Planung zu starten. Ob RISE with SAP oder das Angebot eines Dienstleisters die bessere Wahl ist, hängt vom Einzelfall ab. Bei der Entscheidung muss man die Vor- und Nachteile gut abwägen (siehe auch: Kasten).
Wer sich ein individuell abgestimmtes, flexibles Leistungspaket wünscht und seinen eigenen Aufwand möglichst geringhalten möchte, ist mit einer MSP-betriebenen SAP-S/4HANA-Cloud sicher am besten beraten. Ein erfahrener Dienstleister kann in allen Phasen des Projekts unterstützen und dabei helfen, die Transformation so effizient wie möglich zu vollziehen.
* Sören Genzler arbeitet im Bereich SAP Solutions DACH bei Softwareone.
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