Ergebnisse der 9. Anwenderbefragung OpenStack auf stabilem Wachstumskurs
Kurz vor dem OpenStack Summit in Boston hat die Foundation die Ergebnisse ihrer aktuellen Anwenderbefragung veröffentlicht. Die Implementierungen nehmen weiter zu, die Skalierungen erreichen neue Größenordnungen und die Vielfalt wächst.
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Seit geraumer Zeit ist OpenStack das weltgrößte Open-Source-Projekt. Irgendwann muss doch das „Ende der Fahnenstange“ kommen? Denkste! Auf dem Weg vom Entwicklerprojekt in die Anwenderpraxis gibt es bei OpenStack immer noch neue Entwicklungen zu beobachten.
Vom Entwicklerprojekt zur Anwenderpraxis
Als OpenStack 2010 startete, ging es um die Möglichkeit, eigene IT-Ressource Cloud-mäßig weltweit zu nutzen und dadurch besser auszulasten. Im Kern drehte es sich also um Private Clouds. Inzwischen ist es ebenso auf Public Clouds gerichtet. Besonders die Telekoms nutzen OpenStack, um sich von reinen Service-Anbietern, die nur ihre Leitungen nutzen, nicht die Butter vom Brot nehmen zu lassen und selbst öffentliche Cloud-Services zu offerieren. Aber auch Cloud-Größen wie Google und Amazon integrieren zunehmend OpenStack-Schnittstellen, um nicht zu arge Grenzen zu On-Premise zu etablieren und Mixed Clouds zu ermöglichen. OpenStack setzt quasi die Standards.
Die unverändert zunehmende Bedeutung von OpenStack findet ihren Niederschlag in der neuen, inzwischen neunten Anwenderbefragung. An der haben sich 22 Prozent mehr Organisationen beteiligt als vor zwölf Monaten, und es gibt 44 Prozent mehr OpenStack-Deployments. Unter den Anwendern sind die Telekoms mit 16 Prozent inzwischen die zweitstärkste Gruppe. Am stärksten vertreten ist mit 56 Prozent allerdings die IT-Industrie. Zum Vergleich: Regierungsbehörden, das produzierende Gewerbe, Handel und Finanzwesen sind mit jeweils zwei Prozent vertreten. Da gibt es also noch große Entfaltungsmöglichkeiten.
Europa und China legen kräftig zu
Noch führen in die Verbreitung die USA mit 39 Prozent. Aber Europa kommt schon auf 29 Prozent, Asien auf 21 Prozent. Deutschland hat einen Anteil von fünf Prozent und liegt damit im Länder-Ranking an dritter Stelle. Die größte Gruppe der Anwender (41 %) sind Organisationen mit 100 bis 999 Angestellten. Noch größere Firmen bringen es auf 32 Prozent. Erstaunlich hoch ist der Anteil von Firmen mit bis zu zehn Mitarbeitern (10 %) und 11 bis 99 Beschäftigten (15 %). Die Vermutung liegt nahe, dass gerade kleine IT-Service-Anbieter OpenStack als Grundlage nutzen.
Befragt nach ihren Motiven, nenn die Anwender fast gleichstark die Verhinderung eines Vendor Lock-in, die Beschleunigung von Innovation, bessere Effizienz und Kosteneinsparungen. Die ersten beiden Motive haben allerdings gegenüber dem Vorjahr an Bedeutung gewonnen, die beiden letztgenannten sind nicht mehr so wichtig. Weiterhin würden die Anwender in einem hohen Maße OpenStack weiterempfehlen.
OpenStack-Umgebungen weiten sich aus
OpenStack gewinnt eine immer größere Bedeutung in der Gesamtinfrastruktur der Anwender. Im Durchschnitt betreiben die OpenStack-Nutzer 61 bis 80 Prozent ihrer Infrastruktur auf OpenStack. Unter den großen Nutzern mit Clouds von mindestens 1000 Kernen liegt der Durchschnitt der OpenStack-basierten Gesamtinfrastruktur sogar bei mehr als 80 Prozent.
Entsprechend ist die typische Größe einer OpenStack-Cloud angestiegen: 37 Prozent der Clouds laufen auf 1000 oder mehr Prozessorkernen (gegenüber 29 Prozent vor einem Jahr). Die größte Gruppe aber bilden mit 38 Prozent OpenStack-Umgebungen mit 100 bis 999 CPU-Kernen. Ähnlich sieht es mit der Zahl der Nodes aus: 43 Prozent haben zehn bis 99 Nodes vorzuweisen 16 Prozent der Implementierungen, gegenüber nur vier Prozent im Vorjahr, stellten mehr als ein Petabyte an Objektspeicher bereit. Ein Drittel gaben an, 100.000 oder mehr Objekte gespeichert zu haben, gegenüber 13 Prozent im Vorjahr.
Bei vielen Anwendern in der Vorbereitung
Der Anteil an OpenStack-Implementierungen in der Produktion ist mit zwei Dritteln stabil geblieben. Das belegt die Reife von OpenStack, und die sogar noch gestiegene Zahl von OpenStack-Projekten im Stadium des Machbarkeitsnachweises oder Testens deutet auf ein weiter anhaltendes Wachstum hin. In den letzten zwölf Monaten ist der Anteil der Nutzung für Private Clouds wieder leicht auf 70 Prozent gestiegen. Entsprechend zeigen Public Clouds mit zwölf Prozent eine ebenso rückläufige Tendenz. Gleiches gilt für Off-Premise Private Clouds, das ist das Geschäft der Hoster.
65 Prozent der von den Anwendern gemeldeten Implementierungen laufen erst seit 2016 oder 2017. Diese Zahl könnte allerdings von einer Irritation beeinflusst sein. Denn üblicherweise hängt die Nutzung einer aktuellen-OpenStack-Version bei den Anwendern um zwölf bis 18 Monate zurück. So verwenden 42 Prozent der Anwender die Version Mitaka vom Frühjahr 2016. 29 Prozent haben von Liberty (Herbst 2015) und 27 Prozent Newton (Herbst 2016).
Genutzt für Infrastruktur-Services und Software-Entwicklung
Bei der Nutzung von OpenStack führen mit Abstand Infrastruktur-Services sowie Entwicklung, Testing und Qualitätssicherung von Software – jeweils 44 beziehungsweise 40 Prozent der Installationen in Produktion. Im Durchschnitt laufen auf einer Implementierung neun Projekte, bei 16 Prozent der Implementierungen sogar zwölf oder mehr.
Fast alle Anwender nutzen die Kernkomponenten Nova (Compute), Keystone (Identity Service), Glance (Image Service) und Neutron (Networking). Die weiteren Kerndienste Horizon (Dashboard) und Cinder (Block Storage) sind in 89 Prozent der Clouds zu finden. Für jedes Kernprojekt in der Produktion bedeutet das einen erheblichen Anstieg. Auffällig stark zugenommen hat der Einsatz der Komponenten Heat (Orchestration, 69 %), Telemetry (Ceilometer, 56 %) und Swift (Object Storage). Als Implementierungs-Tool führt mit großem Abstand (45 %) Ansible.
Container gehören einfach dazu
Container stellen für die Nutzer nach wie vor die interessanteste zusätzliche Technologie dar. Für das Zusammenspiel („Orchestrierung“) von OpenStack-Apps innerhalb von Containern nutzen heute 65 Prozent der Nutzer Docker und 47 Prozent Kubernetes. Im Interesse der Nutzer stehen die Projekte Designate (DNS Service), Magnum (Container Service), Trove (Datenbank-Service) und Manila (Shared File Systems) ganz oben auf der Liste. Das stark wachsende Interesse an Kolla (Containerized Deployment) zeigt ebenfalls die große Bedeutung von Containertechnik im OpenStack-Umfeld an.
Bei den Datenbanken zur Speicherung von OpenStack-Komponenten führen mit 31 Prozent MariaDB Galera Cluster und mit 25 Prozent MariaDB. Das frühere Schwergewicht unter dne Open-Source-Datenbanken, MySQL, spielt nur noch bei 20 Prozent eine Rolle. Interessant ist, welche Clouds OpenStack-Anwender nutzen: Es führt mit 58 Prozent Amazon Web Services, 35 Prozent nennen OpenStack Private Cloud und 32 Prozent Microsoft Azure. An vierter Stelle seht Google Compute Engine (27 %), gefolgt von OpenStack Public Clouds mit 21 Prozent.
* Ludger Schmitz ist freiberuflicher Journalist in Kelheim.
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