Next-Konferenz hat Neuerungen von Core-Hardware bis zu IoT-Tools im Gepäck One Click-Management von Nutanix soll Cloud unsichtbar machen
Mit Produkt-Updates und Ankündigungen für 2018 untermauerte der aktuelle Hypervirtualisierungs-Marktführer Nutanix seinen Anspruch, die Infrastruktur für Anwender möglichst transparent und hoch automatisiert zu gestalten – in Zukunft auch in der Multicloud und bis zum Edge-Computing in IoT-Umgebungen.
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„Wir wollen die Cloud komplett unsichtbar machen und dabei One-Click-Management“, umreißt Sunil Potti, Chief Product and Development Manager von Nutanix, jüngst auf der europäischen Anwenderkonferenz „Next2017“ die Ziele des Unternehmens für die nächste Zukunft. Public und Private Cloud müssten für Anwender und Administration mehr oder weniger gleich aussehen – auch, wenn Anwendungen vom Edge, beispielsweise Ölplattformen, intelligenten Verkehrsinfrastrukturen oder Fahrzeugen bis zum Core in einer Cloud verteilt wären.
Neue Hardware
Dieses Ziel versucht Nutanix mit Hilfe von Funktionserweiterungen und neuen Lösungen rund um das hauseigene Management-Tool „Prism“ und durch neue Kooperationen näher zu kommen, etwa: Cloud-Provider wie Google (die Kooperation anlässlich der Nutanix-Weltkonferenz im Sommer bekannt gegeben), Intel und Dell im Bereich Edge-Devices oder Nvidia und IBM hinsichtlich der Verarbeitung anspruchsvoller Lasten mit Grafikprozessoren (GPUs).
Bob Picciano, Senior Vice President Cognitive Systems bei Big Blue war eigens nach Nizza gekommen, um diesbezügliche Neuigkeiten zu verkünden: Man habe die Kommunikationskanäle des „Power 8“- und des im Dezember zu erwartenden „Power 9“ -Prozessors grundlegend umgestaltet. Sie liegen den Nutanix-Software-basierenden HCI-Produkten, derzeit unter den Typenbezeichnungen „CS812“ (1HE) und „CS822“ (3HE) von IBM zugrunde.
Ziel der Übung: Mehr und schnellere Zugriffsmöglichkeiten auf nachgelagerte grafische Verarbeitungseinheiten, um beim Cognitive Computing schneller zu werden. Jeweils acht gleichzeitig aktive Verbindungskanäle zum Core sorgen dafür, dass das System schnellstmöglich Daten in die von Nvidia stammenden GPUs, die nachträglich in die Systeme integriert werden sollen, einspielen und die Ergebnisse der Berechnungen wieder herausbekommt. 2018 sollen entsprechende Produkte in Deutschland verfügbar sein.
Neue Prism-Funktionen
Für die Management-Schicht Prism gab es eine Reihe funktionaler Verbesserungen und Erweiterungen. Beispielsweise ist jetzt die Mikrosegmentierung in Nutanix-Umgebungen mit einer einfachen Benutzerschnittstelle möglich – in VMware-Umgebungen nach wie vor ein Tort. Auch die echtzeitnahe Replikation (near-sync replication) ist nun mit Hilfe einer Snapshot-Pipeline, die Snapshots im Sekundentakt erlaubt, möglich.
Außerdem wurde eine rollenbasierende Zugangskontrolle integriert – wie Chefarchitekt Binny Gill betonte, ist das besonders für große Rechenzentren unentbehrlich. Ruhende Daten werden jetzt mit Hilfe von Software verschlüsselt, teure selbstverschlüsselnde Laufwerke sind also nicht mehr nötig.
Bei der Migration von Workloads hilft nun das Tool „Xtract for VMs“. Es wird frei mitgeliefert. Man muss damit jede virtuelle Maschine nur noch einmal anklicken, um sie an den vorher eingegebenen neuen Standort zu migrieren.
Keep calm
Wichtigste Neuerung dürfte aber „Calm“ sein. Diese aufgelagerte Softwareschicht für das Applikations-Management hilft beim Deployment von Anwendungen auf Public Clouds. Am Anfang stehen hier die Infrastrukturen von AWS, Google und Azure.
Steven Poitras, Solution Architect bei Nutanix: „Wir erreichen hier dasselbe Abstraktionsniveau für Anwendungen wie mit Prism für virtuelle Maschinen.“ Calm wird mit Prism 5.5 ausgeliefert, kostet aber extra – wie viel und nach welchem Modell, ist noch nicht raus.
Nur so viel ist klar: Eine Probeversion für 25 VMs kommt kostenlos. Hinter einem separaten Reiter in dem Tool können Anwender Blueprints von Applikationen hinterlegen, die sich die Nutzer dann selbständig mit einem entsprechenden Editor konfigurieren können.
Ein neuer Marktplatz
Weiter kommt zusammen mit Calm ein App Marketplace heraus, in den nicht nur Nutanix, sondern auch Drittanbieter zukünftig Applikationen einstellen können. Dort sollen Kundenunternehmen auch eigene Unterbereiche einrichten können, die dann nur ihnen respektive ihren Mitarbeitern zugänglich sind.
Die Applikationen will Nutanix zertifizieren, finanzielle Interessen sind mit dem Appstore vorläufig nicht verbunden, dies könne sich aber durchaus ändern, heißt es im Management. Calm samt Appstore soll in Zukunft auch ohne Prism verfügbar sein und langfristig zum vollwertigen Migrations-Tool für Anwendungen in Multicloud-Umgebungen ausgebaut werden. In Calm ist auch natives Kubernetes als Tool für das Management containerisierter Apps integriert.
Für Administratoren dürfte wichtig sein, dass die bislang nur Nutanix zugänglichen Daten aus dem Infrastrukturanalyse-Tool „Prism Insight“ nun auch Anwendern zugänglich sind. Der Zugriff erfolgt über ein „Customer 365“-Portal. Das System erstellt eine Infrastrukturübersicht, ermöglicht im Fehlerfall den Vergleich mit ähnlich dimensionierten Infrastrukturen und sorgt dafür, dass sich bei Fehlern der Hersteller von selbst meldet, statt dass er alarmiert werden muss.
Abschied vom konsequenten Scale-out-Ansatz
Für die Zukunft, sprich 2018, wurden die „Xi Cloud“-Services, jetzt in einer Alpha-Version verfügbar, angekündigt. Diese DRaaS-Dienste, die das Aufsetzen und den Ablauf von Disaster Recovery mit nur wenigen Klicks ermöglichen, werden als erstes gemeinsam mit Partner Google realisiert, und zwar zunächst in den USA. Schon bald sollen AWS und Azure sowie europäische Instanzen folgen.
Auch europäische und speziell deutsche Provider sollen sich für den Dienst interessieren – gerüchteweise war zu vernehmen, dass T-Systems an einer Implementierung arbeite.
Zusammen mit AWS werden zwei neue Dienste realisiert: Es entsteht ein Object-Store-Service mit „S3“-Schnittstelle und mit „AC2“ (Acropolis ComputeCloud) wird Nutanix reine Rechenressourcen unter dem hauseigenen „Acropolis“-Hypervisor bereitstellen, die dann auf irgendwie anderswo befindliche Storage zugreifen.
Damit verabschiedet sich der Hersteller mehr und mehr vom ursprünglichen reinen Scale-out-Ansatz – die Praxis macht es erforderlich. Chefarchitekt Gill: „Statt Ihre Apps unserer Cloud anzupassen, passen wir unsere Cloud Ihren Apps an.“
Nutanix auch am Edge von IoT-Umgebungen
Dieses Motto soll auch in Zukunft gelten, wenn sich IoT-Architekturen ausbreiten. Gründer und CEO Dheeraj Pandey: „Alles wird immer kleiner – früher haben wir über Mainframes gesprochen, heute über Container auf Edge-Devices.“ Das einheitliche Management müsse sich in Zukunft vom Core bis zum Edge erstrecken. Freilich wäre es unmöglich, alle Daten vom Edge zur Verarbeitung in den Core zu schicken. Vielmehr sollte es möglich sein, bestimmte Funktionen am Edge nur Event-gesteuert aufzurufen, damit sie die Event-bezogenen Daten vor Ort verarbeiten.
Gleichzeitig sollen die Daten weiter in den Core fließen und dort in die analytisch verarbeiteten Metadaten einfließen. Die fließen dann wiederum zurück ins Edge, um dort als Teil der lokalen Intelligenz kommende Entscheidungen zu beeinflussen. Dafür arbeitet Nutanix an einem Messaging-Bus, der sich auch über Weitverkehrsverbindungen zwischen Edge und Core erstreckt.
Einen ersten Prototypen führte Nutanix auf der Messe vor. Mit ihm ließen sich in Sekundenschnelle sofort aktive Auswertungsfunktionen für die ausgewählten Edge-Standorte realisieren. Wann freilich das entsprechende Produkt kommt, ist noch unklar.
* Ariane Rüdiger ist freie Journalsitin und lebt in München.
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