Itanium contra Sparc unter x86-Druck Machtkampf der Giganten: Oracle und HP im Schlagabtausch

Redakteur: Ulrike Ostler

Intel hat den Tukwila/Itanium-9300-Nachfoler „Poulson“ schon angekündigt – die CPU soll aus über 3 Milliarden Transistoren mit acht Kernen bestehen – und HP eine Roadmap darauf aufgebaut. Doch nun hat Oracle angekündigt, seine Software-Entwicklung für die Intel-Plattform einzustellen. Das sorgt für Ärger. „Wettbewerbsschädigendes Verhalten“ und „Verunsicherung der Anwender“ wirft HP seinem Koopertitor vor.

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Die Entscheidung künftig keine Applikationen mehr für den Itanium-Prozessor zu schreiben, sei nach mehreren Gesprächen mit leitenden Managern von Intel gefallen, heißt es in einer knappen Erklärung von Oracle. „Das Intel-Management hat klarzum Ausdruck gebracht, dass die strategische Ausrichtung auf der Weiterentwicklung des x86er Prozessors liege und dass Itanium sich dem Ende seines Lebenszyklus nähere.“

Intel allerdings widerspricht. Das Unternehmen lässt verlauten, es stehe weiterhin hinter der Itanium-Plattform. Und CEO Paul Otellini betont, dass sich weitere Generationen des Prozessors in der Pipeline befänden.

Die jüngsten Itanium-Entwicklungen

Soweit bekannt, sieht für Poulson vor, den Prozessor 2012 auf den Markt zu bringen. Die Plattform soll einen 54 Megabyte-Speicher besitzen, von denen 50 aus SRAM bestehen. Somit werden wohl neben 50 MegabyteCache noch 4 Megabyte weiterer Speicher vorhanden sein.

Auch Poulson-Nachfolger „Kittson“ ist bereits offiziell angekündigt. Laut Otellini darf die Itanium-Fan-Gemeinde auf eine Keynote gespannt sein, die er diesbezüglich in Beijing halten werde, auf dem Intel Developer’s Forum.

Abgekündigt

Allerdings ist Oracle nicht das erste Unternehmen, das die Entwicklung für die Architektur einstellt, die von Intel als Alternative zu RISC-basierten Unix-Systemen positioniert wird. Bereits vor zwei Jahren kündigte der Linux-Distributor Red Hat an, Itanium nicht mehr unterstützten zu wollen. Im vergangenen Jahr verabschiedete sich dann Microsoft von der Plattform.

HP allerdings wehrt sich heftig. In Stellungnahmen wird vermutet, Oracle wolle auf Kosten des Geschäftspartners, den Verkauf der eigenen Sparc-Plattform ankurbeln. Seit der Übernahme von Sun Microsystems rätseln Analysten und Kunden, wie es mit dieser Hardware weitergehen kann.

Ein Schubs für die Sparc-Rechner von Oracle?

Auf einer Kundenveranstaltung von Oracle über Cloud-Computing, die diese Woche in München stattfand, sprachen Unternehmenssprecher von einer fünfjährigen Raodmap. So gibt es etwa die so genannten „Engineerd Systems“ „Exascale“ und „Exalogic“ sowohl in x86er Ausführungen als auch in Sparc-Varianten. „Exascale ist das für Datenbank-Anwendungen optimierte System und Exalogic das für Java-Anwendungen und Middleware gebaute System (siehe: Abbildungen)

HP-Server-Boss Dave Donatelli wirft Oracle mangelnde Kundenfreundlichkeit vor. „Oracle zeigt ein konstantes Muster an kundenfeindlichem Verhalten, während die Firma versucht, ihr erfolgloses Sun-Server-Geschäft zu retten“, beklagt er. HP hingegen glaube an fairen und ehrlichen Wettbewerb.

Pfui!

Schließlich sei Konkurrenz gut für die Kunden, Innovation und den Markt. „Wir sind jedoch geschockt, das Oracle Unternehmen und Organisationen der Öffentlichen Hand dem Risiko eines Produktivitätsverlusts aussetze, der Hunderte von Millionen Dollar kostenkönne, nur um durch ein schamloses Bauernopfer den fairen Wettbewerb auszuhebeln.

Donatelli streicht heraus, dass HP derzeit die Nummer 2 im Unix-Markt sei und Marktanteile gewonnen habe. Sun hingegen verlor seit dem Aufkauf durch Oracle.

Er nutzt zudem die Gelegenheit, darauf hinzuweisen, dass HP eine Roadmap für das hauseigene Unix-Betriebssystem HP-UX aufzuweisen habe, die sich über mehr als zehn Jahre erstrecke. Allerdings erleichtert HP seinen Kunden derzeit auch, das Datenbank-System zu wechseln, indem das Unternehmen dem eigenen System neue, kompatible Blockgrößen verpasste (siehe: „Das Nonstop-System reiht sich in die Converged Infrastructure ein; Bildergalerie“)

Schließlich fordert er Kunden, die seine Empörung teilten, ihren Missmut und ihre Verunsicherung Oracle mitzuteilen: gcp-customerfeedback_us@oracle.com

Selber Pfui!

Oracle dementiert: Der Vorwurf, Oracle setze Unternehmen und Regierungen teuren Risiken aus, sei falsch, das Gegenteil wahr. Es sei Oracles Pflicht, seine Kunden frühzeitig über solche Entwicklungen zu informieren, damit diese ihr Geschäft darauf ausrichten könnten.

HP wisse, dass sich Intel auf seine x86-Plattform konzentriere und plane, die Itanium-Prozessoren durch x86-Chips zu ersetzen und halte diese Information wissentlich zurück. Zudem werden Oracle die bestehenden Systeme weiter unterstützen.

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