Linux-Kernel in symbolträchtiger Version 4 erschienen Linus Torvals gibt Kernel 4.0 frei

Autor / Redakteur: Thomas Drilling / Dipl. -Ing. Thomas Drilling

Linux-Erfinder Linus Torvalds hat Version 4.0 des Linux-Kernels freigegeben. Wie üblich bringt der 4´er Kernel viele Verbesserungen aus nahezu allen Kategorien. Linux 4 hat allerdings intern nicht die Bedeutung, welche Laien der prestigeträchtigen Versionsnummer zumessen würden und reicht in der Summe der Patches auch nicht an sonst übliche Kernel-Updates heran.

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Drillings Open-Source-Eck
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(Bild: Thomas Drilling)

Für Torvalds und Linux-Kenner ist Linux 4.0 ein Update wie jedes Andere und hat keineswegs die technologisch epochale Bedeutung, wie die Wechsel von 2.2.x auf 2.4.x oder 24.x auf 2.6 . Der Sprung auf die Version 4.0 war von Torvalds vor geraumer Zeit vorgeschlagen und in Abstimmung mit der Community beschlossen worden, weil den Verantwortlichen die Zählweise auf der zweiten und dritten Stelle zu unübersichtlich  wurde.

Daher folgt Linux 4.0 nun auf die letzte stabile 3´ er Version 3.19.4 . Bei Freigabe des Release Candidaten im Februar schien noch nicht klar, ob die jetzige stabile Version 3.20 oder 4.0 heißen würde. Jedenfalls bringt Linux 4.0 (etwa im Gegensatz zu 2.6)  keine Änderungen, welche die Kompatibilität beeinträchtigen würden.

Live Patching

Linux 4.0 folgt zwei Monate auf  Linux 3.19 und hört auf den Codenamen „Hurr durr I'ma sheep“. Mit rund 10.000 Änderungen gegenüber Linux 3.19 ist die Version 4.0 sogar eine mit den wenigsten Neuerungen seit Langem.

Die mit Abstand wichtigste Neuerung dürfte die Integration eines Live-Patch-Verfahrens für Kernel-Updates im laufenden Betrieb sein. Dieses hatten die Macher zusammen mit Red Hat und Suse vorangetrieben. Das Verfahren bildet daher auch die Basis von  kGraft und kpatch, wie die entsprechenden Technologien von SLE und RHEL heissen.

Neuerungen bei Dateisystemen

Weitere einigermassen interessante Neuerungen finden sich im Bereich der Dateisysteme. So kennt das ext4-Dateisystem im Zusammenhang mit dem Kernel 4.0 eine neue Mount-Option  lazytime als Alternative zu relatime, die dafür sorgt, dass ext4 geänderte Dateieigenschaften verzögert schreibt. Dies soll zu weniger Schreibzugriffen führen, was letztendlich der Performance zugute kommt.

Ferner unterstützt das seit der Version 3.18 implementierte neue Overlay Filesystem (OverlayFS), eine Funktion mit der sich ein Dateisystem über ein anderes zu legen lässt, jetzt mehrere unterliegende Dateisysteme. Darüber hinaus haben die Entwickler damit begonnen, bei Btrfs auftretende Probleme bei Speichermangel zu beseitigen. Ausserdem unterstützt Parallel NFS (pNFS) jetzt auch das noch in Entwicklung befindliche FlexFile-Layout, das es ermöglicht, dass Datei-Metadaten an einer anderen Stelle, als die Datei-Inhalte selbst abgelegt werden. Ferner haben die Entwickler das Dateisystem ubifs stärker parallelisiert. Dieses unterstützt jetzt Security-Labels in den erweiterten Attributen.

Weitere Neuerungen

Ebenfalls interessant: Die bei Linux-Clustern zum Einsatz kommende Transparent Inter-Process Communication (TIPC) kann jetzt Namensräume verwenden. Ferner unterstützt das Subsystem zur Steuerung des Netzwerkverkehrs jetzt das Verwenden von für den erweiterten Berkeley Packet Filter (eBPF) geschriebenen Filtern. Zudem soll das zum Verschlüsseln von Partitionen und Laufwerken zum Einsatz kommende Dm-Crypt jetzt schneller arbeiten.

Ebenfalls neu ist, dass das Zugriffskontrollsystem Smack eine Schnittstelle zum Netfilter-System erhalten hat. Damit ist es möglich, Security-Labels an Netzwerkpakete zu vergeben. In diesem Zusammenhang haben die Entwickler den von Android übernommenen Binder-Code so erweitert, dass er mit Zugriffskontrollsystemen wie Smack, SELinux, Smack und AppArmor zusammen arbeitet.

Darüber hinaus kann der Netzwerk-Stack jetzt über die Routing-Tabelle verschiedene Stau-Verhinderungsalgorithmen einsetzen. Auch im Bereich Virtualisierung gibt es eine interessante Neuerung: so kann  Open vSwitch nun eigene Flow-IDs zum Identifizieren von Netzwerkströmen benutzen, was der Geschwindigkeit merklich zugute kommen soll.

Treiber und Download

Ausserdem wurden turnusmässig viele Treiber aktualisiert oder erweitert. Eine Auflistung sämtlicher Neuerungen findet sich im Git-Repositorium, während Kernelnewbies.org das Wichtigste  wie immer übersichtlich zusammenfasst. Die neue Kernel-Version steht ab sofort auf kernel.org in Form von Patches oder tar-Paketen zum Herunterladen zur Verfügung.