IBM macht Highlight Tower in München zur Watson-IoT-Zentrale Künstliche Intelligenz soll das Argumentieren lernen

Autor / Redakteur: Rudi Kulzer / Rainer Graefen |

München wird zur weltweiten Zentrale des neuen IBM Geschäftsbereichs Watson IoT und gleichzeitig der neue Standort für das erste europäische Watson Innovation Center. Rund 1.000 IBM Entwickler, Berater, Forscher und Designer werden zukünftig in den Münchnern Highlight-Towers tätig sein.

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IBM macht Highlight-Tower in München zur Watson-IoT-Zentrale
IBM macht Highlight-Tower in München zur Watson-IoT-Zentrale
( Rainer Viertlböck)

Gemeinsam mit Kunden und Partnern will IBM im Highlight Tower an einer neuen Generation vernetzter Lösungen und an den Schnittstellen von Cognitive Computing und dem Internet of Things (IoT) arbeiten.

Gegenwärtig gibt es auf der Welt über neun Milliarden vernetzte Geräte, die in den nächsten 15 Jahren täglich rund 2,5 Trillionen Bytes produzieren werden.

Mehr Assistenzsysteme für alles

Dazu gehören medizinische Geräte und Systeme wie beispielsweise implantierte Defibrillatoren, Wearables, IT-Verkehrssteuerungssysteme, vernetzte Sicherheits- sowie Fahrerassistenzsysteme für Automobile oder die intelligente Energiesteuerungstechnik für Haushalte.

Das sind alles Produkte und Dinge, die die Umwelt schützen und dem Menschen das Leben erleichtern und sicherer machen. Das Umsatzvolumen rund um IoT wird bis 2020 auf 1,7 Billionen US-Dollar geschätzt. Diese Daten sinnvoll zu nutzen ist eine der großen Marktchancen – auch für das deutsche Zukunftsprojekt Industrie 4.0.

Die hardwaretechnische Basis für das Cognitive Computing System Watson und die dazugehörende IoT-Plattform sind die IBM Power Server mit den Power Prozessoren an Bord, speziell die jüngste Version Power8. Die flexible, starke Rechnerleistung wird ergänzt durch IBMs umfangreiches Storage-Angebot, das je nach Aufgabe verschiedene Leistungsklassen nutzen kann.

Gemeinsam mit Partnern entwickeln

Im März 2015 hatte IBM bekannt gegeben, über drei Milliarden US-Dollar in das Thema IoT zu investieren. Im Oktober erfolgte dann die Übernahme der B2B-, Mobile- und cloudbasierten Webangebote von „The Weather Channel“. Diese Investitionen dienen als Basis für die Wachstums- und Expansionsstrategien von Watson IoT.

Insgesamt arbeitet IBM derzeit an mehr als 4.000 IoT-Kundenprojekten in 170 Ländern.

„Das Internet der Dinge entwickelt sich zur weltweit größten Datenquelle. Allerdings werden fast 90 Prozent dieser Daten gegenwärtig überhaupt nicht genutzt“, erläutert Harriet Green, General Manager, Watson IoT and Education bei IBM die Sachlage. „Watson kann dies ändern. Watson kann in Sekundenbruchteilen enorme Mengen polystrukturierter Daten durchforsten, analysieren und gegeneinander abwägen, sie interpretieren und stetig dazulernen. Es gilt, aktuelle Daten zu nutzen, sie in Beziehung zu historischen Informationen zu setzen und damit möglicherweise noch unbekannte Korrelationen zu entdecken.

Neue Watson-IoT-Services

Im Zuge der Eröffnung des Watson IoT Centers stellt IBM auch vier neue kognitive Programmierschnittstellen (APIs) vor. Mit diesen Schnittstellen kann das System die Daten aus unterschiedlichsten Quellen, Systemen, Sensoren oder smarten Produkten noch besser verstehen und bewerten. Die neuen Services sind über die cloudbasierte IBM Watson-IoT-Plattform verfügbar.

Die vier API-Lösungen sind:

  • Die Natural Language Processing (NLP) APIs ermöglichen den Dialog mit Watson in natürlicher Sprache. Sie bringen den natürlich sprachlichen Inhalt in den Kontext einer bestimmten Fachdisziplin oder eines spezifischen Anwendungsfalls.
  • Die Machine Learning Watson APIs automatisieren die Datenverarbeitung, lernen kontinuierlich aus jeder Interaktion mit den Daten und ordnen sie entsprechend ihrer Priorität.
  • Die Videos/Image/Audio Analytics Watson APIs nutzen polystrukturierte Daten, einschließlich Videos, Bildern und Audio (etwa Gespräche aus Call Centern, Bilder, die von Verbrauchern auf Social-Media-Plattformen gepostet wurden oder Video-Material aus Überwachungskameras), um Korrelationen oder Anomalien zwischen den unterschiedlichen Datenformaten festzustellen.
  • Die Text Analytics Watson APIs untersuchen polystrukturierte Daten (wie Twitter- Feeds, Kunden-Feedback in Blogs oder Transkripte von Call Centern), um Korrelationen und Muster in diesen gigantischen Datenbergen zu identifizieren.

An der Schnittstelle von Cognitive und IoT

Cognitive Computing beschreibt eine neue Klasse von Systemen, die lernen, die argumentieren können und die in natürlicher Sprache mit den Menschen interagieren. Dabei werden ihnen bestimmte Fähigkeiten nicht explizit programmiert, sondern sie lernen und bilden ihr Verständnis aus Interaktionen und Erfahrungen, die sie mit ihrer Umgebung machen.

Dadurch halten sie gleichzeitig Schritt mit den wachsenden Datenvolumina, der steigenden Komplexität sowie unvorhersehbaren Informationen, die im Internet der Dinge entstehen. Sie helfen damit bei der Erschließung der rund 80 Prozent an polystrukturierten Daten, um das Unsichtbare sichtbar zu machen und die Welt besser zu verstehen.

Außer der Eröffnung der Watson IoT Zentrale und des Watson Innovation Centers wird IBM in den Highlight Towers auch ein Watson IoT Client Experience Center einweihen – eines von acht Centern in Asien, Europa und Lateinamerika. Sie öffnen in Peking, Böblingen, Sao Paulo, Seoul, Tokio, Massachusetts und Texas ihre Pforten. In diesen Zentralen bekommen Kunden und Partner direkten Zugriff auf Technologien, Werkzeuge und Know-how von IBM.

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