Der Global Interconnection Index, 5. Ausgabe, von Equinix Interconnection übersteigt bis 2024 die Internet-Nutzung 15-fach
Die globale Interconnection-Bandbreite wird die Bandbreite des öffentlichen Internets bis 2024 um das 15-fache übertreffen. Sie erreicht ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 44 Prozent und einen Wert von über 21.485 Terabit pro Sekunde (Tbps). Das ist eine der Erkenntnisse aus dem fünften „Global Interconnection Index“ (GXI), den Equinix im Dezember veröffentlicht hat.
Anbieter zum Thema

Der Untersuchung voran stellen die Studienmacher eine Art Definition über das, was sie unter „Interconnection Oriented Architecture“ (IOA) verstehen. Bei dieser gehe es nicht darum, remote arbeitende Geräte mit einem zentralisierten Service oder `der Cloud´ zu verbinden, vielmehr darum, den Abstand zu verringern und Services direkt durch Interconnection zu verbinden, um den Austausch von Traffic in beide Richtungen (bidirektional) zu optimieren.
Manchmal ist eben die Upload-Geschwindigkeit wichtiger als die Download-Geschwindigkeit – und beides wird durch Distanz beeinflusst. So könne sie mit dem exponentiellen Datenwachstum Schritt halten und ermögliche zudem eine lokale Kontrolle der Geschwindigkeit, Skalierung, Auswahl, Sicherheit, Zuverlässigkeit und Effizienz.
Laut Report hat die Entwicklung dieser Struktur bereits vor 20 Jahren. Heute nutzen Unternehmen aller Branchen diese Architektur und setzen auf Interconnection, also den direkten und privaten Austausch von Traffic zwischen zwei oder mehr Parteien innerhalb eines technologieneutralen Co-Location-Rechenzentrums Dies geschieht in einem solchen Ausmaß, dass die gesamte Interconnection-Bandbreite bereits neunmal höher ist als der gesamte Internet-Traffic.
Dennoch spiele das öffentliche Internet eine Rolle; die Equinix-Studie weist ihr den Platz bei der Skalierung des mobilen Spektrums und beim Fronthauling (mit 5G- und Mobilgeräten) eine kritische Rolle beim Vernetzen der letzten Meile zu. Die Schaffung lokaler Points-of-Presence (PoP) ermögliche die Verbindung zu lokalem Breitband und lokalen mobilen Netzwerken (SD-WAN und Internet-Edge). Doch der Großteil der Daten, des Backhauling und des Austauschs laufe nun einmal über privat vernetzte Strukturen, also dem industriellen Internet.
Wichtig für das Verständnis sind ebenfalls Begriffsklärungen zu Digital Core, digitale Ökosysteme und Digital Edge.
- Typisch für Digital Cores sei die Eliminierung traditioneller technischer Einschränkungen, wobei eine Cloud-Adjacent-Architektur zur neuen On-Premise-Lösung werde. Zudem werden im GXI-Benchmark Standorte als Core-Ballungsräume gekennzeichnet, die hauptsächlich zur Kapazitätsbereitstellung zwischen Netzwerken, Clouds, XaaS-Providern und der digitalen Infrastruktur von Organisationen verwendet werden. Den Kern bildet nicht nur ein Standort. Organisationen verteilen die Core Infrastruktur auf Standorte mit einer umfangreichen Netzwerk-, Cloud- und IT-Präsenz. So umfasst der Digital Core 20 Prozent der Standorte, wobei 70 Prozent sowohl auf die Interconnection-Bandbreite als auch auf die Kapazität der digitalen Infrastruktur entfallen.
- Digitale Ökosysteme entstehen durch die Nutzung des Zugangs zu digitalen Marktplätzen und Ökosystemen zur Erzielung exponentieller Funktionen und Geschwindigkeiten.
- Die Digital Edge wiederum ist gekennzeichnet durch die Bereitstellung vielseitiger digitaler Nutzererlebnisse in der Nähe von weltweit verteilten Ballungsräumen. Edge-Ballungsräume werden beschrieben als Standorte, die hauptsächlich als Schnittstelle zwischen der physischen und der digitalen Welt verwendet werden, wenn Organisationen Verbindungen zu Kunden, Edge-Geräten und Niederlassungen herstellen und sich an lokalen Marktplätzen beteiligen.
Die Marktteilnehmer
Die Player in dem Markt sind Service Provider, Technologie Provider und Unternehmen. Herausgehoben sind die Cloud-native Unternehmen. Sie verlagern einen Teil der Workloads aus öffentlichen Clouds in angrenzende dedizierte Cloud-artige Services, die Vorteile zur geschäftlichen Differenzierung bieten.
- Service Provider schafften Kapazität an regionalen Aggregationspunkten, um neue digitale Services zu skalieren und bereitzustellen. Sie verfügen laut Studie durchschnittlich über acht Core-Standorte mit 380 Cabinets (gesamt) und verzeichnen ein durchschnittliches Wachstum von 24 Prozent .
- Der wesentliche Trend bei den Technologie-Provider sei, dass dieses zu „as a Service“-Modellen wechselten. Damit stellten sie dedizierte Cloud-Services sowie eine öffentliche Cloud bereit, um unterschiedliche Preis-Leistungs-Optionen anzubieten. Laut Report stellen übrigens die meisten der 25 größten SaaS-Unternehmen einen digital Core bereit. Davon verfügt die Hälfte über durchschnittlich acht Standorte mit über 600 Cabinets und über 260 Interconnections (gesamt).
- Und dann gibt es noch die Enterprises, denen der GXI-Report eine vergleichsweise passive Rolle zuschreibt. Unternehmen nutzten die Marktplätze von Service Providern zur Optimierung von Netzwerk- und Multicloud-Funktionen mit angrenzenden dedizierten Daten. Sie verließen somit die traditionellen Core-Rechenzentren und bevorzugen "as a Service"-Modelle. Unternehmen verfügten durchschnittlich über sechs Core-Standorte mit 130 Cabinets (gesamt) und verzeichnen ein Wachstum von 29 Prozent im Schnitt.
Die führenden Trends
Wie andere auf DataCenter-Insider veröffentlichten Marktuntersuchungen bestätigt die Ausgabe 5 des GXI, dass die Pandemie bei der Nachfrage nach digitalen Services einen umfassenden Wandel ausgelöst und den Bedarf für die Digitalisierung von Geschäftsmodellen um mehrere Jahre beschleunigt hat. Doch das gilt weder für alle Organisationen noch alle Branchen.
Digital führende Unternehmen, die innerhalb von Monaten das Wachstum mehrerer Jahre durchgemacht haben, konnten ihren Vorteil im Zuge der Umsetzung ihrer Digital-First-Strategien ausbauen, lautet die Analyse. Der Index liefert auch Zahlen. So bauen digital fortgeschrittene Unternehmen digitale Infrastruktur vier Mal schneller aus als vor der Pandemie.
Für Organisationen, die eher hinterherhinkten und bei denen die digitale Transformation noch Zukunftsmusik war, gestaltete sich der Einschnitt vollkommen anders. Die Geschäftsmodelle waren zumeist immer noch an physische Einschränkungen und feste Abhängigkeiten gebunden, weshalb diese Organisationen die Kontrolle über den Geschäftsdurchsatz, die Lieferkette, das Kundenengagement und möglicherweise ihre Position am Markt verloren.
Zugleich ändert sich das Zusammenspiel der digitalen Infrastrukturkomponenten und die Rolle der Marktteilnehmer. Zum einen ist eine Cloud-Adjacent-Architektur die neue On-Premise-Lösung (siehe: Abbildung 3). Zum zweiten findet eine Integration digitaler Ökosysteme statt; es werden die gleichen Rahmenbedingungen mit XaaS und Branchen-Ökosystemen geschaffen. Und zum dritten entsteht durch die Interaktion an der Edge eine Brücke zwischen der physischen und virtuellen Welt.
Auch Unternehmen in Deutschland implementieren ihre überregionalen digitalen Infrastrukturen und bauen neue Edge-Standorte heute deutlich schneller auf. Auch sie benötigen weniger Zeit für den Aufbau von Multi-Cloud-Infrastrukturen: Projekte, die früher noch zwei Jahre in Anspruch nahmen, werden mittlerweile innerhalb von sechs Monaten umgesetzt.
Die Prognosen
Dieses hohe Tempo in der digitalen Transformation wird nach Equinix-Evaluationen den ausgeprägten Wachstumstrend in der Interconnection-Bandbreite voraussichtlich weiter verstärken. Die gesamte globale Interconnection-Bandbreite, also das Maß für die private Konnektivität zur Datenübertragung zwischen Unternehmen, wird bis 2024 voraussichtlich 21.485+ Terabit pro Sekunde (Tbps) oder 85 Zettabyte pro Jahr erreichen, was über fünf Jahre einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 44 Prozent entspricht. Somit wird die globale Interconnection bis 2024 die Bandbreite des öffentlichen Internets voraussichtlich um den Faktor 15 übertreffen.
In der EMEA-Region wird bis 2024 ein Wachstum mit einem durchschnittlichen Wachstum von 46 Prozent erwartet. In anderen Zahlen: Mit 5.327 Tbps wird die dortige Interconnection 25 Prozent der weltweiten Interconnection-Bandbreite ausmachen.
Nach London wird in Europa Frankfurt mit einem durchschnittlichen Wachstum von 44 Prozent der zweitgrößte Markt für private Interconnection sein und im Jahr 2024 eine Bandbreite von 878 Tbps erreichen. Die Stadt wird nach den Vorhersagen der größte europäische Wachstumsmarkt für Interconnection in der Fertigungsindustrie sowie bei Netzwerkbetreibern und der zweitgrößte Wachstumsmarkt für den Finanzsektor. Denn dieses Wachstum steht im Einklang mit der steigenden Nachfrage nach einer digitalen Infrastruktur, die erforderlich ist, um den Digitalisierungsbedarf in der Wirtschaft zu decken, die elektronische Integration mit Partnern und Lieferketten zu erleichtern und mehr Menschen an verteilte, hybride Arbeitsumgebungen anzubinden.
Verlagerung an die Edge
Im vergangenen Jahr sind laut Report nahezu 30 Prozent der Unternehmensinfrastruktur, die in Carrier-neutralen Rechenzentren bereitgestellt wird, näher an die Digital Edge verlagert – dort wo Daten generiert werden. Auch Service Provider bauen ihre Digital Edge-Infrastruktur verstärkt aus und gehen hierbei doppelt so zügig vor wie bei der Kerninfrastruktur, um die steigende Nachfrage der Unternehmen decken zu können.
Digital fortgeschrittene Unternehmen vernetzen sich mit zehnmal mehr Partnern als digital weniger ausgereifte Unternehmen. Somit sind sie diesen bei der digitalen Transformation voraus und können von den besten Services aus einem reichhaltigen Pool an Dienstanbietern und Partnern profitieren. Dieser Trend wurde in zwölf Branchen und drei Regionen bei traditionellen Unternehmen, „in der Cloud geborenen“ Unternehmen, Dienstleistern und sogar Hyperscale-Anbietern beobachtet.
Courtney Munroe, Research Vice President, Worldwide Telecommunications Research bei IDC, bemerkt dazu: „Unternehmen, die einer umfassenden digitalen Strategie hohe Priorität einräumen, indem sie digitale Plattformen mit Partnern, Ökosystemen und Kunden verknüpfen und gemeinsam nutzen, gehen im Wettbewerb als disruptive Marktführer hervor. Nur durch die Einführung digitaler Plattformen und Dienste lässt sich das nötige Maß an Agilität und Belastbarkeit erreichen, das erforderlich ist, um an der Konkurrenz vorbeizuziehen und sich als Innovationsführer zu etablieren.“
Laut Prognose wird der Finanzdienstleistungssektor mehr als 50 Prozent der Interconnection-Bandbreite bei Unternehmen nutzen (siehe: Abbildung 2 , gefolgt vom verarbeitenden Gewerbe als zweitgrößter Sektor. In der EMEA-Region wird Frankfurt voraussichtlich der größte Wachstumsmarkt für Interconnection-Bandbreite in der Fertigungsindustrie und bei Netzbetreibern und der zweitgrößte Wachstumsmarkt für den Banken- und Finanzsektor sein.
Es wird erwartet, dass die digitale Infrastruktur im öffentlichen Sektor, im Gesundheitswesen, in den Biowissenschaften, bei Industriedienstleistern sowie im Transportwesen das schnellste Wachstum erfahren wird. Dies wird der Verbindungsbandbreite zwischen 2020 und 2024 global betrachtet ein CAGR von 48 Prozent oder höher bescheren. Diese Branchen, die zuvor in puncto Interconnection zurücklagen, weisen hier mittlerweile aufgrund der Pandemie die stärkste Wachstumsrate auf.
(ID:47913243)