Provider-Vereinigung unter dem Dach von HPE Initiative Cloud28+ wächst auf 700 Mitglieder
Nach dem aufgegebenen Versuch, sich als Public-Cloud-Provider zu etablieren und den Kunden eine Open-Stack-Diät zu verordnen, gibt sich HPE nun besonders kooperativ. Lohn der Mühen: Die von HPE gegründete Provider-Vereinigung „Cloud28“+ wächst rasant.
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„Wir stehen nicht in Wettbewerb zu Ihnen! Wir sind bescheiden geworden – wir haben kein eigenes Public-Cloud-Angebot mehr“, betonte Andrea Monaci, Cloud Marketing Director HPE vor rund 250 Mitgliedern der von HPE ins Leben gerufenen Cloud-Provider-Gruppe Cloud28+ in Madrid. Inzwischen gehören ihr Mitglieder aus Nord- und Südamerika, EMEA und dem asiatisch-pazifischen Raum an.
Cloud28+ bietet einen Servicekatalog, beschleunigten, automatisierten Marktzugang mit neuen Diensten, ein so genanntes Technology Acceleration Lab und einen Service-Aggregator, mit dessen Hilfe Lösungen entstehen sollen, zu denen, wie im Cloud-Business häufig üblich, mehrere Partner beitragen. Neben Cloud Service Providern gehören auch Cloud-Systemaggregatoren, Technologielieferanten und andere der Gruppe an.
Sie hat nun 700 Mitglieder (Vorjahr: zwischen 200 und 300) aus 60 Ländern und umfasst 400 Rechenzentren in 33 Ländern. Im Servicekatalog stecken 24.000 Services. Es werden 4.300 Unternehmen mit Services von Cloud28+ bedient, die aus 12 vertikalen Märkten kommen.
Erweiterung der Angebote
Die Angebote werden noch weiter ausgedehnt: „Wir betreiben jetzt auch Lead-Werbung für Cloud28+ außerhalb der Plattform“; berichtete Xavier Poisson, Vice President Cloud bei HPE. Außerdem sollen ab 2018 auch Kundenerfahrungen in Form einer „Customer Experiece Layer“ eine Rolle bei Cloud28+ spielen. Ein weiterer Plan Poissons: eine weltweites Netz von Cloud-Diensten, die legale Identitätsservices anbieten und so die Abwicklung internationaler Geschäftsvorgänge erleichtern.
Unter der Bezeichnung „Greenlake“ hatte Monaci gleich eine ganze Reihe neuer Optionen für flexible, nutzungsbezogene Abrechnung (früher: Flex Capacity) der von den Providern genutzten HPE-Infrastrukomponenten im Gepäck, die allerdings auch von Unternehmen außerhalb des Providerbereichs erworben werden können.
Maßgeschneiderte Greenlake-Flex-Capacity-Pakete gibt es für die Applikationen Big Data (Hadoop-Datalake mit Hortonworks- oder Cloudera-Software), Backup (Commvault, HPE-Verbrauchsmessung und -management), Enterprise-Datenbank auf Basis von Postgres, SAP Hana und Edge Compute (IoT-Framework). Dazu werden jeweils Pointnext-Services (Aufbau, Optimierung, Fernwartung und -management) sowie Support mitgeliefert und ebenfalls nutzungsbezogen abgerechnet.
Ausbau des Cloud-Tool-Portfolios
Gerade ist HPE zudem dabei, mit Hilfe des intellektuellen Kapitals von Cloud Technology Partners, eines Consulting-Zukaufs aus dem laufenden Jahr, sein Cloud-Tool-Portfolio zu verfeinern und auszubauen und mehr Mitarbeitern, insbesondere Pointnext-Consultants Wissen und Zertifizierungen zu den aktuellen Cloud-Plattformen zu verschaffen. Sie sollen Anwendern tatkräftig bei der Migration helfen zu können. Moduare Konzepte, „die sich Nachfrageschwankungen anpassen“ (Monaci) gibt es jetzt auch bei Hochleistungsrechnern, Umgebungen mit „Azure Stack“ und Simplivity, HPEs zugekaufter Hyperkonvergenzplattform.
HPEs Angebot an Provider besteht erstens aus den erwähnten Lösungspaketen, vorzugsweise softwaredefiniert und als Plattform für die Auslieferung digitaler Services gestaltet. Dazu kommen neuerdings auch flexible Finanzierungsmodelle, „die wie ein Service eingekauft und monatlich abgerechnet werden“, so Monaci. Schließlich will man den Providern den Marktzugang durch gemeinsamen Vertrieb und gemeinsames Marketing, Weiterbildung und Vertrieb das Leben erleichtern.
Für Cloud Provider hatte Monaci drei Ratschläge im Gepäck: „Ermöglichen Sie Ihren Kunden Hybrid- und Multicloud und verstehen Sie, wo die Kunden bezogen auf die Cloud gerade stehen, identifizieren Sie passende Workloads für die Cloud und Ihre eigene Rolle im Cloud-Geschäft.“
Nicht alle Daten gehören in eine Cloud
Nach wie vor ist es nicht so, dass sich alle Workloads für eine Unterbringung in der Public Cloud eignen. Gerade finanzielle, Forschungs- und sicherheitsrelevante Daten gehören dort nicht hin und werden wohl auch in Zukunft nicht dort hingehören. Währenddessen ist es heute schon beinahe Standard, wenn Unternehmen für Kooperations-, Mail- und ähnliche Applikationen eine Public Cloud benutzen. Viele andere Anwendungen eignen sich zumindest manchmal, in eine Public-Infrastruktur ausgelagert zu werden.
Nach Daten, die die leitende IDC-Analystin für das Thema Cloud in Europa, Carla Arend, in Madrid präsentierte, liegen heute bereits zwischen 40 und 50 Prozent der Collaborations-Apps in der Cloud. Bei CRM sind es fünf bis zehn Prozent weniger. ERP kommt immerhin auf einen Anteil von 20 Prozent. Der Zuwachs in diesen Bereichen ist allerdings inzwischen geringer.
Besonders stark soll demgegenüber in der nächsten Zeit die Anwendungsentwicklung in die Cloud verlagert werden – hier liegt die Wachstumsrate bei 40 bis 45 Prozent. Heute liegen nur 15 bis 20 Prozent dieser Workloads in einer Public Cloud. Auch Sicherheitsapplikationen aus der Cloud kommen immer mehr in Mode. Heute beträgt ihr Anteil zwischen 15 und 20 Prozent, doch sie legen jährlich um rund 30 Prozent zu.
Wachstumsmarkt Deutschland
Hinsichtlich der nationalen Trends lokalisierte Arend Deutschland als aktuellen Top-Cloud-Wachstumsmarkt. „Bei Vorreitern wie Irland oder Großbritannien ist bereits ein hoher Durchdringungsgrad erreicht, das Wachstum schwächt sich nun ab“, erklärte die Analystin. Allerdings bedeutet das noch immer Raten von rund 22 Prozent. In Deutschland dagegen habe der Markt zwar schon ein großes Volumen, dennoch gehe es jetzt erst richtig los mit einem Wachstum von 27 bis 28 Prozent.
Anwendungsszenarien
Eine Reihe von Beispielen sollten zeigen, wie sich die Kooperation mit Cloud28+-Partnern für Anwender auszahlt. Im Mittelpunkt standen dabei Hybrid-Cloud-Lösungen, die von Cloud28+Partnern für und mit Anwendern realisiert wurden.
Hiagg Data baute für den Schweizer Systemintegrator Itnetx die erste Hybrid Cloud mit SLAs, Sicherheitsmechanismen und einheitlicher Leistung, die in der gesamten Infrastruktur, also dem privaten und dem öffentlichen Teil der Cloud gelten. Mit Hilfe der Infrastruktur konnte sich Itnetx als PaaS-Provider etablieren. Dieses Modell will Hiagg nun via Cloud28+ auch in andere Länder übertragen.
Das deutsche Consulting-Unternehmen Mantium CAE, das für seine Kunden CFD (Computational Fluid Dynamics)-Simulationen durchführt, bezieht seine CFD-Rechenleistung zum Teil aus eigenen Ressourcen und bei Bedarf ad hoc aus der isländischen Cloud von Advania. Deshalb sind jetzt für anspruchsvolle Projekte keine Einstiegsinvestitionen für leistungsstärkere Hardware mehr fällig.
Der französische Wetterdienst, Meteo France migrierte den Public-Teil seiner Ressourcen innerhalb von nur zwei Monaten zum für seine Sicherheit bekannten Cloud-Provider AntemetA. Er ist nach ISO 27001 zertifiziert. Entscheidend waren außerdem Hochverfügbarkeit und die Fähigkeit, mit großen Datenmassen sehr schnell zurecht zu kommen. Als Teil des Projekts entstand auch eine mobile App.
Im französischen Innenministerium
Aus Deutschland berichtete Julian Fey, Principal Presales Consultant beim Nürnberger CSP Noris, für einen Großkunden eine verteilte, hochverfügbare SAP-Hana-Datenbank, die von dem nach allen wichtigen Normen, insbesondere auch nach der Grundschutz-Norm des BSI, zertifiziert ist. Erstaunlich sind hier die Quantitäten: Die klassischen Datenbankdaten hatten ein Volumen von 70 Terabyte, zur Verarbeitung waren 3 Terabyte Arbeitsspeicher erforderlich. Als Hardware nutzt Noris einen „HPE Superdome“, der sich, so Fey, reibungslos in das bestehende Setup integrieren ließ.
Eines der jüngsten Mitglieder der Gruppe ist das französische Innenministerium. Es baute 2014 zunächst versuchsweise eine auf OpenStack und der „Helion“-Architektur von HPE basierende Cloud auf. 2015 ging als erste Applikation die Bearbeitung von Asylanträgen online. 2016, schon unter dem neuen Ministerpräsidenten Macron, ging als zweite Applikation die Führerschein-Datei online und das Sicherheitssystem wurde vereinheitlicht.
2017 wurde ein Selbstbedienungsportal für Ministeriumsmitarbeiter errichtet, es entstand eine IaaS-Umgebung. „2018 werden wir das Portal weiteren Kreisen zugänglich machen. Wir wollen dann 15 Applikationen online bringen“; berichtete Nicola Dufrier, stellvertretender Direktor Infrastruktur beim französischen Innenministerium. In drei bis fünf Jahren sollen 150 Applikationen in der Cloud gehostet werden.
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