Tribe29 Checkmk-Tagung Infrastruktur unter dem Mikroskop

Nach zwei Jahren vorwiegend virtueller Meetings trifft man sich nun endlich wieder persönlich, so wie die rund 300 Gäste aus Systemadministration und Entwicklung, die zur achten Checkmk-Konferenz auf den Münchner Nockherberg kamen, um Neues über das gleichnamige Monitoring-Produkt von „Tribe29“ zu erfahren.

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Checkmk will die gesamte Infrastruktur unters Mikroskop legen.
Checkmk will die gesamte Infrastruktur unters Mikroskop legen.
(Bild: gemeinfre / Pixabay )

„Bisher sind wir ein Münchner Geschäft, aber jetzt expandieren wir in die USA“, sagt Jan Justus, Geschäftsführer von Tribe29, im Gespräch mit Journalisten vor der Eröffnung der achten Checkmk-Konferenz in München. Tribe29 konzentriert sich auf „Checkmk“, eine Software mit offenem Kern und flexibler Erweiterbarkeit für das Monitoring unterschiedlichster IT-Umgebungen.

Justus: „Wir haben uns drei Dinge vorgenommen: erstens wollen wir das beste Produkt für hybrides Monitoring sein. Zweitens wollen wir unsere Lösung mit dem IT-Service-Management integrieren. Und drittens soll unsere Lösung selbst erweiterbar sein.“ Dabei stehe stets die Sicht der Anwender im Mittelpunkt.

Kunden aus 50 Ländern

Rund 3.500 zahlende Kunden habe Checkmk bislang überzeugen können, berichtet Justus. Sie kommen aus mehr als 50 Ländern – allen voran Deutschland, die USA, der deutschsprachige Raum und Benelux. „Dann folgen eine ganze Reihe von Ländern, in denen wir nur einzelne oder sehr wenige Kunden haben."

Außerdem gebe es eine unbekannte Zahl von Anwendern, die entweder die kostenlose Enterprise-Version für bis zu 25 Hosts oder aber die offene Raw-Version verwenden.

Die Community, über die sich alle Anwender austauschen, hat derzeit rund 4.000 Mitglieder.

Expansion nach Atlanta, Georgia

Bei Checkmk arbeiten derzeit etwa 100 Mitarbeiter. Im Zug der Expansion in die USA entsteht in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia nun die erste Auslandsniederlassung. „Wir haben schon US-Kunden, die sich heute aber beispielsweise nach den deutschen Arbeitszeiten richten müssen, wenn sie Support beanspruchen.“

Dieses Nutzungshemmnis wolle man beseitigen. Die neue Niederlassung werde vertriebs- und Support-lastig. Entwicklung und andere Kernkompetenzen bleiben in Europa.

Die Corona-Krise, die sich anscheinend ihrem vorläufigen Ende nähert, hat Tribe29 übrigens nicht geschadet. Justus: „Wir sind weitergewachsen.“ Die Belegschaft wurde um 15 Prozent vergrößert.

Mandantenfähige Lösung für Dienstleister

Neben der Enterprise- und der Raw-Version bietet Tribe29 noch eine mandantenfähige Lösung für Managed Service Provider an. Sie kostet rund 80 Prozent mehr als die Enterprise-Version. „Für einen Managed Service Provider kann es sich durchaus lohnen, eine bestimmte mittelständische Kundengruppe mit gemanagten Checkmk-Lösungen zu bedienen“, meint Justus.

Firmengründer Matthias Kettner eröffnet die achte Checkmk-Konferenz in München.
Firmengründer Matthias Kettner eröffnet die achte Checkmk-Konferenz in München.
(Bild: Ariane Rüdiger)

Dabei unterscheiden sich Enterprise- und Raw-Version im Core-Design: Die Enterprise-Variante hat einen besonders hochleistungsfähigen Core. Er wird auch mit Umgebungen mit mehr als 2.000 Hosts fertig.

Checkmk Version 2.1 kommt in ein paar Wochen

Zur Münchner Tagung brachte Tribe29 die Ankündigung mit, dass in etwa einem Monat die Version 2.1 von Checkmk auf den Markt kommt. Sie soll die Lösung weiter in Richtung Tool für hybride Umgebungen voranbringen. „Wir wollen Legacy-Umgebungen genauso unterstützen wie Cloud Native und dies sowohl im Unternehmens-Datacenter, in der Cloud und auch am Edge“, äußert Justus.

Allerdings setze man in Edge- und IoT-Umgebungen mit ungewöhnlichen Schnittstellen und Endgeräten eher auf einen offenen Ansatz: Anwender können über offene APIs selbst die benötigten Schnittstellen schreiben. „Wir werden definitiv nichts extra für beispielsweise Umspannwerke entwickeln“, betont Justus.

Mehr als 2000 Plugins

Der offene Ansatz hat sich bewährt. So gibt es mittlerweile über 2.000 Plugins für Checkmk, die sich abrufen und in die Software integrieren lassen. Zu den Anwendern der Software, die gut skaliert und daher auch für Große geeignet ist, gehören inzwischen namhafte Firmen wie Bosch, Airbus, Zalando, Cloudera oder Fitbit. Auch Regierungsinstitutionen stattet Tribe29 mit Monitoring-Software aus.

Die Zahl der Plugins für Checkmk hat sich auf über 2.000 erhöht.
Die Zahl der Plugins für Checkmk hat sich auf über 2.000 erhöht.
(Bild: Checkmk)

„Wir passen genauso zu Kunden mit ganz wenigen Hosts wie zu Kunden mit Hunderten oder gar Tausenden," sagt Justus. In diesen Fällen spanne Checkmk eine übergreifende Schicht auf, um den Überblick zu behalten.

Verbesserte Kubernetes-Sichtbarkeit

„Wir streben bei jedem Release neue Features, aber auch architektonische und integrative Verbesserungen an“, sagt Justus. Da mache auch das aktuelle keine Ausnahme. Beim 2021 freigegebenen Release 2.0 war Kubernetes-Monitoring die wichtigste Neuerung. In Version 2.1 stehen eine verbesserte Sichtbarkeit von Kubernetes, eine bessere Skalierbarkeit und ein um Inventory-Daten erweitertes Dashboard im Mittelpunkt.

Zu den Neuerungen der Version 2.1 gehört eine verbesserte Sichtbarkeit von Kubernetes. Die Skalierbarkeit wurde aus Nutzersicht verbessert, insbesondere die Konfigurationsmechanismen und die Benutzerschnittstelle. Das Dashboard zeigt jetzt auch Inventory-Daten. Weiter lässt sich jetzt das Monitoring-Schema sichern.

Mehr Sicherheit durch SAML und Zwei-Faktor-Authentisierung

Um die Sicherheit zu erhöhen, bietet das System jetzt vereinfachte Mechanismen bei der Zwei-Faktor-Authentisierung und anderen Sicherheitsprozeduren an. Beim Single-Sign-On wird SAML (Security Assertion Markup Language) unterstützt. Die Login-Sicherheit wurde verbessert und es gibt jetzt einen optimierten Passwort-Speicher.

Allerdings soll Checkmk nicht zur Sicherheitslösung werden, sondern sich weiter aufs Monitoring konzentrieren. Das schließe jedoch die gelegentliche Übernahme sicherheitsaffiner Aufgaben nicht aus. „Als „Log4Shell“ grassierte, hat sich innerhalb der Community ein Team zusammengefunden, das einen Scanner für betroffene „Log4j“-Bibliotheken, die dann 'gepatcht' werden mussten, entwickelt und verteilt hat“, berichtet Justus.

Erweitertes REST-API

Bei den Integrationen wurde das REST-API, das bisher nur grundlegende Funktionen bot, um weitere Features angereichert. Es kann jetzt auch Downtimes, Server- und Host-States, Business Intelligence, Zeitabschnitte und anderes mehr erfassen.

„In jeder neuen Version neue Funktionen, mehr Integration und verbesserte Architektur“, so CEO Jan Justus.
„In jeder neuen Version neue Funktionen, mehr Integration und verbesserte Architektur“, so CEO Jan Justus.
(Bild: Ariane Rüdiger)

Neue oder verbesserte Integrationen betreffen das Visualisierungs-Tool „Grafana“, die „InfluxDB“ und „Datadog“, ein Cloud-Monitoring-Tool. Dabei wurde die Grafana-Einbindung komplett renoviert.

Bei der Integration von InfluxDB lassen sich jetzt auch Label mit der Metrik exportieren. Um den Datenimport geht es dagegen bei der Integration mit Datadog. Denn viele Apps werden nicht von Management-, sondern Entwicklungsteams geprüft, die aber nicht mit Datadog arbeiten. Da die Daten nun in Checkmk eingelesen werden können, steht ihnen ein vertrautes Format zur Verfügung.

Community-Schnittstelle in sieben Sprachen

Weiter möchte Checkmk die fremdsprachigen Community-Mitglieder besser unterstützen und bietet deshalb nun die Benutzerschnittstelle in sieben Sprachen an. Dabei können Anwender selbst die Übersetzungen verändern – Muttersprachler wissen in vielen Fällen wahrscheinlich besser, wie man einen bestimmten Sachverhalt korrekt ausdrückt.

Auch für die nächsten Versionen gibt es schon konkrete Pläne. Insbesondere soll laut Justus das Monitoring der wichtigsten Hyperscaler-Plattformen AWS, Azure und Google weiter verbessert werden. „Die Anwender wollen ihre Cloud on prem überwachen“, sagt Justus. Dazu ist beispielsweise die automatisierte Einbindung neuer Hosts in das Monitoring geplant. Das Kubernetes-Monitoring wird perfektioniert und es entsteht eine neue API für Plugin-Devices.

Detailverbesserungen für mehr Speed

Was Verbesserungen im Detail bringen können, zeigte ein Bericht darüber, wie die Activate-Changes-Funktion verbessert wurde. Sie arbeitet jetzt inkrementell und dadurch rund dreimal so schnell. Auch die Lifestatus-Query-Engine konnte um das zehnfache beschleunigt werden und braucht nur noch ein Vierzigstel des bisherigen Speichervolumens.

Diese Beispiele zeigen, dass nicht nur in Checkmk, sondern wahrscheinlich in jeder Software noch jede Menge Reserven in Sachen verbesserter Geschwindigkeit, Effizienz und Nachhaltigkeit stecken.

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