Datacenter mit Tiefgang In Hainan entsteht eine Rechenzentrumsfarm unter Wasser
Die Rolle als Land der unbegrenzten Möglichkeiten hat China übernommen; jetzt sorgt eine Datacenter-Anlage unter Wasser für Aufsehen: Im Freihandelshafen Hainan sollen Server in 100 Offshore-Druckbehälter einziehen.
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Konkrete Pläne wurden erstmals im Januar dieses Jahres bekannt, als das Unternehmen Beijing Highlander (auch Hailan Xin oder Hailanxin), in Zhuhai, einem Hafen in Guangdong, einen luftdichten Druckbehälter vorstellte, der dem aus dem „Projekt Natick“ von Microsoft ähnelte („China News-Service“ berichtete – siehe: Video)
Microsoft hatte vor Kurzem angekündigt, dass es mehrere Patente, darunter auch einige, die sich auf Unterwasserrechenzentren beziehen, als Open Source zur Verfügung stellen würde. Der Prototyp von Beijing Highländer fasst vier Racks und der Test war offenbar erfolgreich.
China News Service zitierte im Januar Highlander-Vizepräsidentin Xu Tan „Der größte Engpass bei der Entwicklung von Rechenzentren ist der Energieverbrauch, der nicht für eine Sekunde gestoppt werden kann.“ Mit Meerwasser lasse sich der Bedarf um etwa 30 Prozent senken. Die Website des Unternehmens erläutert, dass ein Rechenzentrum mit einem jährlichen Wirtschaftsvolumen von 300 Milliarden Yuan (46 Milliarden Dollar) für die neue Infrastruktur unerlässlich sei.
Die Sonderwirtschaftszone
Hainan ist eine 35.000 Quadratkilometer große Insel im Großraum Guangdong-Hongkong-Macao, im Yangtze River Delta und im Bohai Rim Economic Circle. Sie soll zur Sonderwirtschaftszone werden, mit einer Null-Zoll-Politik für Waren und Fokus auf Tourismus, es gibt auch Pläne für ein Unterwasser-Ressort, sowie den High-Tech-Sektor.
Allerdings liegt das dortige Temperaturniveau hoch: Hainan liegt 19 Grad nördlich des Äquators. Rechenzentren auf dem Land würden viel Energie für die Kühlung verbrauchen und die lokale Wassertemperatur liegt bei 24 Grad, was für die Kühlung von Rechenzentren vollkommen ausreicht.
Die Datacenter auf dem Meeresgrund sind in der Nähe des Changjiang-Kernkraftwerks geplant und sollen über Verbundkabel vom Land aus mit Strom und Internet versorgt werden. Erneuerbare Energien wie Wind-, Solar- und Gezeiten sollen die Versorgung ergänzen. Die Erbauer versprechen niedrige Kosten, geringe Latenzzeiten, hohe Zuverlässigkeit und Sicherheit bieten. Zugleich sollen die einzelnen Einheiten einfach in Serie zu produzieren und zu installieren sein.
Projektparter und -fahrplan
Partner des Projekts sind ISP Beijing Sinnet, China Mobile Communications Group Hainan Co., Ltd Lenovo (Beijing) Information Technology Co., Ltd, China Communications Service Construction Co. Ltd. und Qi’anxin Technology Group Co. Ltd. und Hainan Shangtang Technology. Sinnet und Beijing Highlander wollen zudem eine Joint Venture für den Datacenter-Betrieb gründen. Video-Animationen zeigen die Behälter in Gruppen auf dem Meeresgrund um ein zentrales Kommunikationsmodul mit Verbindungen zu landgestützten Systemen angeordnet.
Der Betrieb von Rechenzentren unter Wasser wird sie kühl halten, ohne viel Energie zu verbrauchen, und so ihre Power Usage Effectiveness (PUE) reduzieren, hörte man auf dem Treffen. Durch die Verwendung von kohlenstoffarmer Energie aus dem lokalen Changjiang-Kernkraftwerk könnte das Projekt ein kohlenstoffneutrales Rechenzentrum werden.
Erste Demo-Anwendungen sollen bereits laufen, bevor die Anlage noch in diesem oder Anfang des kommenden Jahres in Betrieb geht. Fünf Datenkabinen werden in diesem Jahr installiert, weitere 45 sollen in der zweiten Phase von 2022 bis 2023 folgen und die restlichen 50 in einer dritten Phase von 2024 bis 2025.
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