Manchmal gibt es im Fernseher interessanteres als in fremden IT-Umgebungen Hacker sind sportlich interessiert

Von Ludger Schmitz |

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Was machen Hacker eigentlich während sportlicher Großereignisse? Fiebern sie vorm Fernseher mit, oder nutzen sie die möglicherweise geringere Aufmerksamkeit ihrer Gegenspieler von der IT-Sicherheit? Der Security-Spezialist Imperva hat dazu Daten analysiert.

Das Superbowl-Endspiel im American Football war US-Hackern wichtiger als Firmendaten. Beim Endspiel der Fußball-WM hofften sie aber auf die Unachtsamkeit der Europäer.
Das Superbowl-Endspiel im American Football war US-Hackern wichtiger als Firmendaten. Beim Endspiel der Fußball-WM hofften sie aber auf die Unachtsamkeit der Europäer.
(Bild: Imperva/Lewis PR)

Wer einmal zur richtigen Zeit in den Vereinigten Staaten war, kennt das: Beim Endspiel um die US-amerikanische Football-Meisterschaft, dem Superbowl, geht gar nichts im Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten. Es hat den Anschein, als wären alle – mit Ausnahme einer Randgruppe völlig unamerikanischer Zeitgenossen – daheim oder in den Kneipen vor den Fernsehern versammelt. Die diesjährige Superbowl-Entscheidung im University of Phoenix Stadium in Glendale, Arizona, verfolgten rund 114 Millionen Menschen.

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Offenbar sind Hacker nicht ganz so weltfremde Geeks, wie man ihnen gern nachsagt. Denn auch sie hatten am 1. Februar 2015 anscheinend mehr Interesse an diesem sportlichen Großereignis als an den Daten irgendwelcher Firmen. Während der Rest der Hacking-Welt unverändert seiner Lieblingsbeschäftigung nachging, schalteten amerikanische Hacker auf Bier, Hamburger und Snacks vor dem Fernseher um.

Superbowl: Ein ruhiger Tag für Hacker und Sicherheitsspezialisten

Nach Angaben von Imperva zielt normalerweise jeder vierte Angriffsversuch auf ein US-Unternehmen ab. Ein Großteil der Cyber-Kriminellen sitzt außerdem selbst in den Vereinigten Staaten. Am Superbowl-Tag hatten beide Seiten mehr Ruhe als sonst. Das geht jedenfalls aus einer Analyse aller Hackerangriffe auf Imperva-Kunden hervor, die der Sicherheitsspezialist in seinem Community Defense System dokumentiert hat.

Demnach ging am Superbowl-Tag der Anteil der US-Hacker an den weltweiten Angriffen auf 16 Prozent zurück. Es gab es mit knapp 2000 Directory-Traversal-Attacken weit weniger Angriffe amerikanischer Hacker als üblich. Auch die Zahl ihrer SQL-Cyberattacken lag mit rund 6000 unter dem Durchschnitt. Imperva kommentiert: „Der Ausgang des Superbowls muss vor allem in der amerikanischen Hackerszene spannender gewesen sein, als die Jagd nach sensiblen Unternehmensdaten.“

Lenkte das WM-Endspiel fußballverrückte Europäer ab?

Umgekehrt war es während des Finales der Fußball-WM 2014. Der US-amerikanische Hacker-Anteil stieg auf 38 Prozent. Die liefen mit 23.000 Directory-Travelsal- und 30.000 SQL-Attacken zu Höchstform auf. Imperva zieht daraus den Schluss, „dass US-Hacker die Fußball-Leidenschaft der Europäer wohl gezielt ausnutzen wollten und deshalb während des Fußball-Endspiels besonders aktiv gewesen sind“.

Fazit: Hacker sind auch nur Menschen. Und der Typ, der dir auf der Fanmeile auf die Schuhe gekotzt hat, war vielleicht kein Vollidiot, sondern ein smarter Hacker, der die ungewohnte Ernährung aus Bratwurst und ganz viel Bier leider nicht vertragen hat.

* Ludger Schmitz ist freiberuflicher Journalist in Kelheim.

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