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Energie-effiziente Technik im Rechenzentrum Green Deal: Wasser ist d a s Medium für Datacenter
Die Energiewende kommt auch in den Rechenzentren und Server-Räumen in Deutschland voran. Ganz im Trend lag somit das Motto „Performant, effizient, grün“ des Online-Anwenderforums, das das Netzwerk Energie-effiziente Rechenzentren (NeRZ) kürzlich als Online-Veranstaltung durchführte. Wasser als Kältemittel gewinnt an Bedeutung und Absorptions-Kältemaschinen erweisen sich als smart.
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Die ursprünglich in Frankfurt am Main geplante Veranstaltung versammelte unter der umsichtigen Moderation von Ralph Hintemann vom Berliner Borderstep-Institut eine gelungene Mischung aus grundsätzlichen Überlegungen zu Energie-effizienten Rechenzentren und von Beispielen, die zeigten, dass es für viele dieser Überlegungen schon praktische Umsetzungen gibt.
„Bis zu 80 Prozent wassergekühlte Server in 2030“
Unter dem Titel „Neue Herausforderungen für Server-Räume und Rechenzentren“ gab Ulrich Terrahe vom Unternehmen DE-CE RZ Beratung einen einführenden Überblick über die „grüne Problematik“ in diesem Bereich. „Diese Veranstaltung ist selbst ein Beispiel für gelungene CO2 -Reduktion und zeigt sehr schön die Ambivalenz von IT und Rechenzentren in puncto Klimaschutz. Einerseits verbrauchen Rechenzentren immer mehr Energie, anderseits reduzieren sie den Energieverbrauch dadurch, dass die das Rückgrat von Videokonferenzen und digitalen Aktivitäten ganz allgemein bilden“.
Obwohl Terrahe die Nutzung von Wasser, „wenn man es in großen Mengen verdunsten lässt“ durchaus für problematisch hält („Wasser ist in Zukunft wertvoller als elektrische Energie“), sagte er voraus, dass in zehn Jahren 50 bis 80 Prozent der Server mit Wasser gekühlt werden.
Rechenzentrum mit grüner Strom-Kälte-Erzeugung
Die Reihe der Vorträge mit Beispielen für Energie-effiziente Datacenter-Anwendungen begann mit Julian Hauber, CEO von JH Computers. Das junge Unternehmen bietet Dienstleistungen für kleine und mittlere Unternehmen und setzt auf einem Rechenzentrum auf, das eine kombinierte Strom-Kälte-Erzeugung auf der Basis eines Blockheiz-Kraftwerks umsetzt, welches mit Erdgas betrieben wird. Die Leistung ist dabei exakt auf den Wirkungsgrad der Absorptions-Kältemaschine ausgelegt.
Eine Kompressions-Kältemaschine dient lediglich noch als Backup. Die Anschaffungskosten der Anlage von 750.000 Euro seien in fünf Jahren durch entsprechende Einsparungen bei den Betriebskosten amortisiert, erkläutert der CEO von JH Computers.
Wasser als Kältemittel
Eine bei der DMK Deutsches Milch-Kontor in Bremen installierte Kühlung ohne fluorisierte Treibhausgase (F-Gase) nur mit Wasser als Kältemittel stellte Kamila Kuflowski, Vertriebsexpertin bei Efficient Energy, vor. Der Kunde und Anwender Joachim Hagenah, Head of IT Infrastructure beim Milchkontor, war verhindert. Kuflowski führte mit ihm aber ein ausführliches Video-Interview, das sich zwanglos in das Online-Format des Anwenderforums einpasste.
Im Interview betonte der IT-Infrastruktur-Chef von DMK Deutsche Milchkontor nicht nur die Strom- und Kostenersparnis der „Wundermaschine“ eChiller, sondern wies darauf hin, dass anders als bei F-Gasen Faktoren wie Kältemittelverlust oder regelmäßige Dichte-Prüfungen bei Wasser als Kältemittel keine Rolle spielten (F-Gase zur Kühlung werden knapp, die Preise steigen 2018: Großer Schritt zu weniger F-Gasen.
Heißwasser-Kühlung und Abwärmenutzung
Einen besonders spannenden Vortag hielt Christian Kallenbach vom Rechenzentrumssystemanbieter Cloud & Heat über den Umbau des Rechenzentrums im Eurotheum in Frankfurt am Main, in dem bis 2015 Teile der europäischen Zentralbank untergebracht waren. Der Umbau des Rechenzentrums auf Direkt-Heißwasser-Kühlung und Abwärme-Nutzung erbrachte eine jährliche CO2- Reduktion von „90 Fußballfeldern“.
Der „Power Usage Effectiveness“-Wert (PUE) sei durch den Umbau von 1,92 auf 1,27 gesunken. Dass der Wert nicht noch näher an 1 komme, liege an den USV-Systemen, die man aus baulichen Gründen nicht habe austauschen können. Genutzt wird die Rechenzentrumsabwärme im Eurotheum übrigens von dem Hotel, das in den oberen Stockwerken des Hochhauses (ab 22. Etage) untergebracht ist.
Die chinesischen Schriftzeichen der Ministerin
Corona ist offenbar nicht nur Krise, sondern auch Chance. Das Online-Format des Anwenderforums machte das immer wieder deutlich. Auch Professor Kristina Sinemus, die hessische Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung sprach in ihrem Grußwort, das das Forum einleitete, diesen Punkt an und hielt die beiden chinesischen Schriftzeichen für „weiji“, das chinesische Wort für „Krise“ in die Kamera. Das Schriftzeichen-Paar setzt sich aus den Begriffen für Gefahr („wei) und Chance („ji“) zusammen.
„Zeiten wie jetzt benötigen mehr noch als sonst Innovation“, sagte sie und fuhr fort: „Rechenzentren sind die Basis für Fortschritt in vielen Sektoren, von der 5G-Funktechnologe über Künstliche Intelligenz und autonomes Fahren bis zu Industrie 4.0 im Allgemeinen“. All dies benötige Energie, die möglichst effizient genutzt werden müsse. Schließlich wolle Europa bis zum Jahre 2050 der erste klimaneutrale Kontinent werden („Green Deal“ der EU-Kommission - siehe: Die Nachhaltigkeitspläne der EU für die ITC-Branche, Spätestens im Jahr 2030 sollen Rechenzentren klimaneutral sein).
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