Mehr Halbleiter gewünscht EU steckt fast 5 Milliarden Euro in die Elektronikförderung

Autor / Redakteur: Ludger Schmitz / Ulrike Ostler |

Eine Public-Private-Partnerschaft soll Europa die verlorene Position im Weltmarkt wieder einbringen.

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EU investiert in Elektronikdesign und Produktionsstätten.
EU investiert in Elektronikdesign und Produktionsstätten.
(Bild: Dreaming Andy/ Fotolia.com)

Der Titel zeigt ein anspruchsvolles Ziel an. „Electronic Components & Systems for European Leadership“, kurz Ecsel, heißt ein Programm, das die Europäische Kommission beschlossen hat. Mit der Initiative soll Europa seine längst verlorene Bedeutung im Weltmarkt für elektronische Komponenten wieder erringen.

In den 90er Jahren, so die Europäische Kommission lag der europäische Anteil an der weltweiten Halbleiterproduktion noch bei mehr als 15 Prozent. Inzwischen sind es weniger als zehn Prozent, abgeschlagen hinter Japan (22 Prozent), Südkorea (18 Prozent), Taiwan (17 Prozent) und den auch längst nicht mehr führenden USA (13 Prozent).

Ecsel ist der Kern eines Programms „Electronic Strategy for Europe“. Dessen Ziel ist es, insgesamt 100 Milliarden Euro privatwirtschaftlicher Investitionen in Elektronikdesign und Produktionsstätten zu mobilisieren. Das soll bis 2020 möglichst 250.000 neue Jobs in Europa schaffen.

Phase 2 beginnt

Bisher hat die EU im Rahmen dieses Programms bereits 1,8 Milliarden Euro für Pilotprojekte aufgebracht. Nun beginnt quasi Phase 2, wozu die EU tiefer in ihre Taschen greift.

Bei Ecsel handelt es sich um eine öffentlich-private Partnerschaft (Public-Private Partnership, PPP). Die Kommission hat jetzt 1,18 Milliarden Euro freigegeben, um ihren Teil daran zu tragen. Hinzu kommen 1,17 Milliarden von 26 EU-Mitgliedsstaaten und assozierten Ländern.

Das macht insgesamt 2,35 Milliarden Euro von staatlicher Seite. Industriepartner sollen mehr als 2,34 Milliarden beitragen. Es kommen also rund 4,7 Milliarden Euro zusammen.

Tropfen für Tropfen

Der Topf wird nicht auf einen Schlag verteilt, eher tröpfchenweise. In der nächsten Runde stehen 270 Millionen Euro staatlicher Mittel zur Verfügung. Damit will die EU den ersten „Call for Proposals“ unterstützen.

Genau genommen geht das Geld schon in Pilotprojekte. Im Zentrum stehen dabei die Entwicklung von Chips, smarte Systeme sowie ihre Integration in Anwendungsgebiete wie Transportwesen, Datenschutz, erneuerbare Energien und Gesundheitswesen. Vertrauenswürdigkeit, Sicherheit und Anwenderfreundlichkeit sind Kriterien.

„Trailblazer“-Projekte sollen Europas Spitzenposition auf Gebieten wie Automotive, Energie, Umwelt und Gesundheit untermauern. „World class reference zones“ sollen Pilotprodukte testen, weiterentwickeln und reif für die Massenproduktion machen. Drittens soll ein Netzwerk von Kompetenzzentren verschiedener Branchen aufgebaut werden, wozu aus dem Strukturfonds der EU weitere Gelder einfließen.

Es darf schneller gehen

Neelie Kroes ist derzeit Vice President of the European Commission, zuständig für die "Digitale Agenda für Europa".
Neelie Kroes ist derzeit Vice President of the European Commission, zuständig für die "Digitale Agenda für Europa".
(Bild: Neelie Kroes)
Neelie Kroes, stellvertretende Präsident der EU-Kommission, begründete zum Projektstart das finanzielle Engagement der Europabehörde: „Wir müssen unsere Bemühungen dazu schalten, wenn wir eine führende Position Europas zurückgewinnen und verteidigen wollen.“

Offenbar eilt es mit der Industrieförderung. Denn in Hinblick darauf, dass die Ecsel-Initiative erst vor einem Jahr gestartet war, ergänzte sie: „Das zeigt, dass die EU und ihre Mitgliedstaaten schnell zusammenarbeiten können, wenn es klaren Handlungsbedarf gibt“.

Der Autor:

Ludger Schmitz ist freiberuflicher Journalist in Kelheim.

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