OpenStack Pike ist da Einfacher, stärker, flexibler, skalierbarer als je zuvor - das OpenStack-Release 16

Redakteur: Ulrike Ostler |

OpenStack soll einfacher zu handhaben sein. So lautete schon die Devise der Community auf dem vergangenen OpenStack-Summit in Boston. Das jüngste Release, das mit „Pike“ die Bezeichnung einer Gegend nahe Boston trägt, soll damit ernst machen: APIs zu anderen Open-Source-Projekten, Tools für das Management des gesamten Lebenszyklus, sowohl Public und Private Clouds im Blick als auch Edge-Computing und Containerisierung.

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„Pike“ bezichnet das OpenStack-Release 16. Dieses zielt auf kombinierbare Multi-Cloud-Umgebungen, in denen eine sehr hoher Verteilungsgrad für Edge- Container und IoT-Computing und der Servicegedanke eine Bedeutung spielen.
„Pike“ bezichnet das OpenStack-Release 16. Dieses zielt auf kombinierbare Multi-Cloud-Umgebungen, in denen eine sehr hoher Verteilungsgrad für Edge- Container und IoT-Computing und der Servicegedanke eine Bedeutung spielen.
(Bild: OpenStack Foundation)

Pike ist das 16. Release der am stärksten verbreiteten, quelloffenen Infrastruktur-Software. Die Software bietet nun 60 Verfügbarkeitszonen öffentlicher Clouds und über eintausend private Clouds auf mehr als fünf Millionen physischen Kernen. Gegenüber der „Ocata“-Version haben 19 Prozent mehr Entwickler an Pike mitgewirkt.

Die Verheißung: OpenStack ist so einfach wie nie zuvor. Denn das Release setzt vor allem auf gute Handhabung, Modularität und Skalierbarkeit.So haben die Mitwirkenden an dem aktuellen Release ein beträchtlichen Entwicklungsaufwand in Werkzeuge zum Lebenszyklus-Management wie „Kolla“ gesteckt. Damit wird es einfacher, Open-Stack mit Diensten wie „Kubernetes“ und „Ansible“ zu verwalten und zu aktualisieren.

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Das Release kommt anderes als die früheren Upgrades nicht zu einem der halbjährlich stattfinden Summits heraus; der kommende OpenStack Summit findet übrigens vom 6. bis zum 8. November in Sydney statt. Der Vorteil sei schlichtweg, so Mark Collier, Chief Operating Officer der OpenStack Foundation, dass die Summit-Besucher mit Sachthemen auseinandersetzen könnten und nicht mit Themen der Organisation. Die Veranstaltungen seien mit Arbeitsgremien und Sessions einfach zu überfrachtet gewesen.

Die Pike-Intention

Seinen Ausführungen zufolge folgt das 16. Release den wichtigsten Markttrends. Dazu gehöre, entgegen der Annahme aus den Gründungstagen des Open-Source-Projekts, dass die IT-Infrastruktur nicht ausschließlich von wenigen Hyperscaleern aus öffentlichen Clouds angeboten werde. Vielmehr gelte ein Neben- und Miteinander. Wörtlich sagt er: „Die Private Cloud ist gemacht, um zu bleiben.“

Immer mehr OpenStack-Nutzer verfolgten heute eine Multi-Cloud-Strategie: Abhängig von Kosten, Konformität und gebotenen Fähigkeiten verteilten sie ihre Arbeitslast über mehrere öffentliche und private Cloud-Umgebungen.

Tatsächlich ist, gemäß einer Nutzerumfrage vom April 2017, die Bindung an nur einen Lieferanten der stärkste geschäftliche Entscheidungsfaktor für OpenStack-Clouds. 38 Prozent der OpenStack-Implementierungen interagieren mit mindestens einer anderen öffentlichen oder privaten Cloud-Umgebung.

Der Zielmarkt: Cloud als Service

In diesen Zusammenhang passt auch, wie schon auf dem Bostoner Summit festgeklopft, dass OpenStack auch die neuen Bereitstellungsmodelle wie private Clouds als Dienst (Private-Cloud-as-a-Service) adressiert. Sicher spielt eine Rolle, dass einer der Hauptprotagonisten Rackspace nun kein Public-Cloud-Anbieter mehr sein will, sondern Integrationsdienstleiter. Doch Collier nennt auch andere, die zudem auf verstärkt auf Containertechniken setzen, wie Mirantis und Canonical mit der „Plattform 9“

Diese Cloud-Dienstleitungen erleichterten den Einstieg sowohl in OpenStack als auch in die Nutzung verschiedener Clouds. Die modulare Architektur von OpenStack unterstütze zudem, sich das Beste aus allen Diensten und Techniken zusammenzustellen. Die Nutzer könnten die benötigten Funktionen auswählen und in den eigenen Infrastruktur-Stack zu integrieren - von bare metal bis hin zur Bereitstellung von Block-Speicher.

Das sind die bevorzugten Open-Source-Projekte, zu denen APIs bestehen und aus deren Auswahl eine "composable infrastructure" entstehen soll. Die Anwender können sich ihren eignen Software-Stack zusammenstellen.
Das sind die bevorzugten Open-Source-Projekte, zu denen APIs bestehen und aus deren Auswahl eine "composable infrastructure" entstehen soll. Die Anwender können sich ihren eignen Software-Stack zusammenstellen.
(Bild: OpenStack Foundation)

„Diese Modularität ermöglicht Anwendungsfälle wie Edge-Computing und NFV und zeichnet Pike gegenüber herstellerspezifischen Lösungen vor Ort (on-premise) und auch früheren OpenStack-Versionen aus“, sagt auch Jonathan Bryce, Executive Director der OpenStack Foundation.

Schlaglichter auf das jüngste Release

Zu den Highlights, die Bryce nennt, gehören die Funktions-Updates von „Nova Cells“, jetzt in Version 2.0 erhältlich. „Das war eine Menge Arbeit“; sagt Bryce.

Nova Cells ist schon seit einiger Zeit in der Diskussion, wie große Anwender zeigen.
Nova Cells ist schon seit einiger Zeit in der Diskussion, wie große Anwender zeigen.
(Bild: OpenStack Foundation)

Die Nova-Cells-Architektur ermöglicht große Implementierungen und die Skalierung des Rechendienstes. Mit Version 2 können Betreiber ihre Implementierungen aufsplittern (sharded deployment), um so Datenbank und Nachrichtenwarteschlange besser skalieren zu können und außerdem fehlerhafte Domänen abzutrennen und einzelne fehlerhafte Bereiche besser zu eliminieren.

Nicht ganz unwichtig ist die Aktualisierung auf „Python 3.5“, lächelt Bryce. Immerhin besteht OpenStack zu mehr als 90 Prozent aus Python-Code und die meist genutzte Version ist die 2.7.

Pike kommt mit Python 3.5.
Pike kommt mit Python 3.5.
(Bild: OpenStack Foundation)

Nun arbeitet sie Community quer über alle Projekte für die Unterstützung des 3.5er Release .3.5 ein. Damit möchte man auf das für 2020 bevorstehende Lebensende der Python-2.x-Versionen vorbereitet sein und außerdem die neuen Funktionen und die bessere Leistung zukünftig nutzen können.

Einst als Virtalisierungsalternative zu VMware oder Microsoft gefeiert, erlebt bare metal in OpenStack ein Revival. Das Projekt „Ironic“ wird häufig in einem Atemzug mit Docker/CoreOS und Kubernets genannt.

"Ironic" ist die Bezeichnung des OpenStack-Projekts für bare-metal-Anwendungen.
"Ironic" ist die Bezeichnung des OpenStack-Projekts für bare-metal-Anwendungen.
(Bild: OpenStack Foundation)

Dazu gehört die Integrationsmöglichkeit in „Neutron“-Netzwerke, aus der sich eine echte Mehrfach-Mandantenfähigkeit ergibt. Nach Darstellung von OpenStack COO Collier gewinnen modulare Dienste an Boden, weil sie auf neue Anwendungsfälle wie Container und Edge-Computing abzielen.

So bietet Ironic eine verbesserte Integration für die Blockspeicherung mit „Cinder“ und die Netzwerktechnologie „Neutron“. Ferner kann Cinder jetzt als selbstständiger Speicherdienst für virtuelle Maschinen, Bare Metal sowie Container (mit Docker oder Kubernetes) dienen. Und schließlich bietet jetzt auch Ironic neben Cinder, Neutron, „Nova“ und „Swift“ die laufende Aktualisierung im Betrieb an, so dass die Betreiber neue Codes einführen können, ohne dazu den Dienst unterbrechen zu müssen.

Auch die Aktualisierungen in Cinder erwähnt Bryce explizit. Die Software bietet jetzt eine Rückfallmöglichkeit sowie die Erweiterung von Datenträgern:

Cinder erfährt zahlreiche Verbesserungen in der Handhabung.
Cinder erfährt zahlreiche Verbesserungen in der Handhabung.
(Bild: OpenStack Foundation)

Mit der neuen Funktion ‚revert to snapshot‘ können Nutzer einen Datenverlust rückgängig machen oder nach einem Test das System in den vorigen Zustand zurücksetzen. Darüber hinaus lassen sich nun auch Datenträger erweitern, ohne dazu die virtuellen Maschinen herunterzufahren, so dass die Anwendungen dabei aktiv und online bleiben.

Wichtig in der Welt des Internet of Things ist auch die Objektspeicherung. Das Projekt Swift bietet weltweit verteilte Löschcodes: Selbst wenn das überregionale Netzwerk gestört ist, so können einzelne Regionen trotzdem noch normal funktionieren.

Auch Swift erfuhr eine deutliche Überarbeitung.
Auch Swift erfuhr eine deutliche Überarbeitung.
(Bild: OpenStack Foundation)

Störungen in einer Region können zur Wiederherstellung entfernte Regionen nutzen. Auch die Leistung von Swift wurde verbessert, so dass jetzt mehrere Prozesse pro Server gleichzeitig laufen können.

Auf dem Boston-Summit entschied sich die Nutzer- und Entwickler-Community, „etcd v3“ als Lösung für die verteilte Sperrverwaltung zu verwenden. Die erste Integration allerdings bietet jetzt Version Pike.

Die Einigung auf etcd v3 erfolgte während des Bostoner OpenStack Summit im Frühjahr 2017.
Die Einigung auf etcd v3 erfolgte während des Bostoner OpenStack Summit im Frühjahr 2017.
(Bild: OpenStack Summit)

Community-Trends

Die Umfrage der OpenStack-Foundation vom April 2017 zeigt, dass OpenStack weiterhin stark wächst: Verglichen mit dem Vorjahr ist die Zahl der Implementierungen um 44 Prozent angestiegen. Zu den neuen Produktionsimplementierungen in Europa und China gehören China UnionPay, Paddy Power Betfair sowie Tencent, wo man OpenStack zum Betrieb von WeChat einsetzt.

Auf die Frage, warum chinesische Firmen OpenSource und insbesondere OpenStack derart positiv gegenüberstehen, beantwortet Collier: „Das haben die Firmen mit den deutschen Nutzern, die im Übrigen eine starke Community bilden, gemeinsam: Sie akzeptieren nicht einfach, dass IT von amerikanischen Herstellern stammen muss.“

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Doch auch in anderen Weltteilen können OpenStack-Projekte reüssieren: Das französische Unternehmen OVH ist das aktuellste Beispiel für ein Unternehmen, das mit einer OpenStack-basierten öffentlichen Cloud nach Polen expandiert. Vor kurzem hat der schwedische Anbieter City Network eine neue Region in Dubai hinzugefügt. Telefonica hat neue Regionen in Argentinien, Brasilien, Mexiko, Chile und Peru erschlossen und Fujitsu hat bekanntgegeben, dass man nun weltweit 16 Verfügbarkeitszonen mit OpenStack als öffentlicher Cloud hat.

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