Interview mit Lenovo zum Hosting und Service Provider Summit Die Provider-Landschaft ist vielfältiger geworden

Von Ludger Schmitz |

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Hoster und Service Provider sind für Hardwarehersteller wie Lenovo nicht einfach nur als Kunden wichtig. Ihre Nachfrage weist früh auf kommende Marktentwicklungen hin. Dieter Stehle, Business Unit Leader Central Region Data Center Group bei Lenovo, berichtet von seinen Beobachtungen.

(Bild: Vogel IT-Akademie)

Wie hat sich die Landschaft der deutschen HSP in den letzten Jahren verändert?

Sie ist breiter und vielfältiger geworden, hinsichtlich der Anwendungsbereiche und des Klientels. Das Interesse ist stark gewachsen und damit auch für Anbieter wie uns sehr interessant.

Vor fünf Jahren gab es noch verbreitete Befürchtungen, die Service Provider könnten Opfer des Cloud Computing werden.

Tatsächlich ist die Landschaft auch deswegen breiter geworden, weil vor fünf Jahren auf Anwenderseite noch viel mehr Bedenken vorhanden waren, wie bei einer Auslagerung von Daten und Prozessen die Kontrolle über die Daten gewährleistet ist. Man machte sich Sorgen über die Sicherheit und um die mögliche Abhängigkeit von einem Provider. Ein Übriges hat die Entwicklung der Gesetzgebung getan, insbesondere der Datenschutz in Deutschland.

In welcher Form haben sich Provider und Hoster auf die Umstände eingestellt?

Ein cleverer Zug war zum Beispiel das Angebot, dass der Anwender seine IT im Hause behält, sie aber in Teilen „remote“ administriert wird. Dieser Ansatz hat viele Ängste genommen, die Anwender haben gemerkt, dass sie die Kontrolle nicht verlieren. Gerade viele mittelgroße und kleine Provider pflegen eine langjährige Zusammenarbeit mit ihren Kunden. Diese Historie hat Vertrauen geschaffen.

Ist das persönliche Vertrauen von so einer elementaren Voraussetzung für das Geschäft?

Nicht in allen Fällen. Es hängt davon ab, um was es geht. Web-Hosting ist ein Bereich, in dem das persönliche Vertrauen keine Rolle spielt. Ganz anders ist es da, wo persönliche Daten von Personen oder Firmenwissen ins Spiel kommen. Außerdem hängt es vom Kunden ab. Einem mittelständischen Unternehmen ist es meist wichtiger, den Provider zu kennen, als einem Großunternehmen.

Haben die scheinbar extrem günstigen Preise in der Public Cloud zu einem Preisverfall bei den Providern geführt?

Nein, die Preise waren auch vorher schon sehr aggressiv. Natürlich ist ein Preisdruck immer da, aber eher hat die Konkurrenz den Aspekt der Qualität zu einem stärkeren Argument gemacht.

Wie reagieren die Anbieter auf die günstigeren Energiepreise in den Nachbarländern?

Die Großen nutzen in der Tat Möglichkeiten, ihre RZ-Kapazitäten im Ausland auszubauen und sie hier auf dem Markt zu platzieren. Sie nutzen dabei gern einen Mix aus Rechenzentren in Deutschland und dem benachbarten Ausland. Kleineren Anbietern ist diese Möglichkeit natürlich verschlossen. Aber bei vielen ist das Thema der Energiekosten nicht relevant. Denn die sind nur ein Teilfaktor in ihrer Kostenrechnung oder werden von anderen Bereichen im Unternehmen getragen. Außerdem gibt es, von Lenovo zum Beispiel, Server, die sich problemlos mit bis zu 45 Grad Umgebungstemperatur betreiben lassen. Schon dadurch lässt sich der ebenfalls bedeutende Energieaufwand für die Klimatisierung reduzieren.

Bleibt den lokalen Anbietern angesichts des Angebots der Amazons dieser Welt nur Software-as-a-Service und Private Cloud?

Der Markt ist sehr heterogen und wird es bleiben. Die Frage ist, ob alle Kunden die große Skalierbarkeit von Anbietern wie Amazon auch laufend brauchen? Wer ein paar tausend Rechenknoten für ein paar Wochen braucht, wird sie kaum vom Service Provider um die Ecke bekommen. Aber das ist nur ein Teil des Marktes – wobei es natürlich schön wäre, wenn man die Leistung auch über den Provider nebenan bekommen könnte.

Allerdings ist das in den meisten kleineren und mittleren Anwenderunternehmen nicht das Kriterium. Deswegen glaube ich, dass die Bandbreite bestehen bleibt, weil die Anforderungen so unterschiedlich sind. Und gerade aus der Gruppe der kleineren Firmen kommen gerade viele Neukunden hinzu, die eben die oben geschilderten Sorgen haben, aber auch eine eigene IT, die sie auslasten wollen. Deswegen bin ich davon überzeugt, dass wir weiter einen sehr bunten Mix an Providern vorfinden werden.

Wie widerspiegeln sich Anforderungen der Provider und Hoster bei einem Hersteller wie Lenovo?

Wir müssen ein breites Spektrum anbieten von sehr günstigen Einstiegs-Servern bis zum oberen Bereich, wo Innovation gefragt ist. Lösungen jenseits von Standardausstattung sind kostenintensiver, bieten aber Dinge, die zum Beispiel in Richtung Systemmanagement Mehrwerte bringen. Das sind Alleinstellungsmerkmale am Markt.

Darüber hinaus ist die Qualität der Produkte und der dahinter stehenden Services ein wichtiger Faktor. Die Käufer mögen manchmal auf die Wartungsfähigkeit nicht so viel Wert legen, weil sie ganze Geräte sofort austauschen. Für uns ist aber Nachhaltigkeit wichtig.

* Das Interview führte Ludger Schmitz, freiberuflicher Journalist in Kelheim.

HOSTING & SERVICE PROVIDER SUMMIT 2016

Im Mai kann der Innenhof der Villa Kennedy einladend und gemütlich sein, was guten Gesprächen zuträglich ist. Hier eine Aufnahme vom HSP Summit 2015.
Im Mai kann der Innenhof der Villa Kennedy einladend und gemütlich sein, was guten Gesprächen zuträglich ist. Hier eine Aufnahme vom HSP Summit 2015.
(Bild: Vogel IT-Medien GmbH)

Am Donnerstag und Freitag, 12. und 13 Mai 2016, lädt die Vogel IT-Akademie zum „HOSTING & SERVICE PROVIDER SUMMIT 2016“ in der Villa Kennedy in Frankfurt am Main. Die Veranstaltung richtet sich an Managed Service Provider (MSPs), Hoster (ISPs), Telcos und Carrier, Rechenzentrumsbetreiber, interne Dienstleister großer Unternehmen sowie Systemhäuser, die ihr Geschäftsmodell um Service Providing ergänzen wollen (VARs, ISVs, Web Dienstleister). Die homogene Gruppe gibt dem Gipfel den Charakter eines Treffens unter Gleichgesinnten.

Lenovo ist Premium-Partner der Veranstaltung. Am 12. Mai um 13:15 Uhr, stellt Marion Weiß, Business Development Manager MSPs/CSPs, Lenovo, stellt zusammen mit Stefan Müller, Business Development Manager Cloud, Tech Data Azlan, Referenzprojekte vor. Es geht etwa um Möglichkeiten zur Verbesserung der Rentabilität und des Cashflows sowie um Need for Speed.

Die reguläre Tagungsgebühr für die Teilnahme an einem Veranstaltungstag inklusive Verpflegung beträgt 290 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer.

Doch es gibt auch die Möglichkeit, sich für ein VIP-Ticket zu bewerben.

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