Test der Barracuda Backup Appliances, Teil 3 Die Backup-Basis ist stimmig
Barracuda Backup bietet alle üblichen Features einer Software für die Datensicherung. Das Appliance-Konzept könnte die Grundlage für ein wirtschaftlich optimiertes Backup-Konzept sein. Wir untersuchten deshalb die "ganzheitliche" Bedienbarkeit für lokale und Cloud-Sicherungen.
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Ganz nach persönlichen Vorlieben kann der Administrator die Aufträge zur Sicherung aus mehreren Quellen in bereits bestehende Sicherungspläne einbinden oder auch gänzlich neue Zeitpläne aufbauen. Was uns im Test besonders gut gefiel: Vergisst der Backup-Verantwortliche die Zuweisung einer Sicherung in einen Zeitplan, so bleibt dieser „in der Luft schwebende Auftrag“ rot markiert in den Ansichten erhalten. Ein versehentliches Vergessen einer Zuordnung ist so eigentlich kaum möglich.
Meldungswesen zu grob strukturiert
Barracuda Backup bietet alle üblichen Features einer Software für die Datensicherung: Dazu gehört neben dem Scheduler auch die Wahl der Generationenzahl sowie die Auswahl des Backup-Typs. Auch findet der Administrator die Fragestellung, ob die Maschine diesen Auftrag auf den Cloud-Speicher oder eine entfernte Appliance replizieren soll.
Schlussendlich hatten wir im Test alle für uns erforderlichen Sicherungen konfiguriert und ließen das System die Backups über einen längeren Zeitraum abarbeiten. Regelmäßig erhielten wir eine E-Mail, die uns darauf hinwies, dass eines der E-Mail-Konten auf unserem Exchange 2013 deaktiviert sei und folglich von der Software nicht gesichert wurde.
Dies ließ sich glücklicherweise schnell beheben, indem wir die Sicherung für diesen Account ausklammerten. Dennoch hätten wir lieber eine Funktion in der Benachrichtigungs-E-Mail im Stil „… keine weiteren Benachrichtigungen für diesen Fehler“ gefunden – diese gab es aber nicht. In den Konfigurationseinstellungen kann der Administrator lediglich festlegen, ob er regelmäßige Berichte oder Fehlermeldung wünscht. Diese lassen sich jedoch nicht detailliert einstellen.
Wiederherstellung und Altlasten
Die Wiederherstellung von Dateien und Ordnern mit der Barracuda-Anwendung stellte sich in unseren Tests als sehr einfach heraus: Der IT-Profi sucht im so genannten "Recovery Browser" den gewünschten Zweig heraus und markiert die gewünschte Elemente.
Dann kann er bei Bedarf noch einen anderen Speicherzeitpunkt auswählen und die Wiederherstellung entweder am Ursprungsort oder an anderer Stelle durchführen lassen. Einfacher kann man als Entwickler ein solches Dialogfenster nicht mehr programmieren. Wir konnten in unseren Tests alle gesicherten Informationen sicher wiederherstellen.
Dazu gehörten neben der einfachen Dateiablage auch SQL-Datenbankdateien oder der Inhalt eines IIS-Web-Servers inklusive Konfigurationsdateien. Sehr gut hat uns eine Kleinigkeit, die wir dennoch für nennenswert halten, gefallen: die Einstellung "Show Purge Links".
In allen Wiederherstellungsdialogen hat der Anwender die Möglichkeit, Backup-Dateien auch zu löschen, jedoch blendet die Software das dafür notwendige "Purge"-Kommando standardmäßig aus. Erst nach einem Klick auf "Show Purge Links" ist der Befehl sichtbar – eine gute Absicherung gegen versehentliches schnelles Löschen.
Recovery von Exchange-Elementen
Genauso einfach stellt der Administrator Elemente aus einem Microsoft Exchange-Umfeld wieder her. Dazu klickt er im Restore Browser den Zweig "Exchange" an und wählt im Anschluss das gewünschte Postfach. An dieser Stelle findet er dann alle ihm bekannten Strukturen wie Kalender, Notizen, Posteingang oder Kontakte – sichert aber nur E-Mails..
Die Wiederherstellung einzelner Elemente oder ganzer Zweige, wie zum Beispiel den Posteingang, kann der IT-Fachmann dann einfach per Mausklick durchführen. Bei Bedarf kann beispielsweise der Backup-Operator auch das komplette Postfach als Datei herunterladen. Hierbei generiert die Software ein ZIP-Archiv mit der Ordnerstruktur und den Elementen.
Eine E-Mail wird hier zu einer .EML-Datei, die der Benutzer direkt mit Programmen wie Outlook öffnen kann. Wir vermissten nur eine Auswahl zum Download einer PST-Datei. In altgedienten und gut gefüllten Postfächern stellt die Suche nach wiederherzustellenden Elementen für jeden Administrator eine Herausforderung dar.
Absprachen über private Ordner notwendig
Als Suchfunktionen bietet Barracuda den Empfänger, den Absender oder die Betreffzeile. Eine Suche im Inhalt ist leider nicht möglich. Da der Administrator im Zuge der Arbeit mit der Barracuda-Software möglicherweise selbst den Inhalt von E-Mails zu lesen bekommt, sind Absprachen mit dem Personal- oder Betriebsrat sicherlich erforderlich.
Im Idealfall sollten Barracuda-Backup-Kunden den Betrieb bezüglich des Fernmeldegeheimnisses juristisch prüfen lassen oder auf den Einsatz eines Message Level Backups verzichten. Für eine Komplettwiederherstellung ist ohnehin ein zusätzliches Exchange Datenbank-Backup erforderlich.
Der Barracuda "Message Archiver" hingegen bietet wesentlich detaillierte Funktionen, so können Benutzer ihre E-Mails selbst wiederherstellen, Postfächer in PST-Dateien exportiert und der administrative Zugriff beschränkt werden.
Die Wiederherstellung von virtuellen Maschinen aus dem VMware-Umfeld wurde bei dieser Lösung allerdings deutlich eleganter und flexibler gelöst: Die Barracuda Backup Software untersucht die in vSphere eingebundenen Host-Systeme und bietet alle verfügbaren Maschinen als potentielle Kandidaten zur Wiederherstellung an. Das ging in unserer Teststellung äußerst flott und sicher von der Hand.
Im Katastrophenfall Server-IP und Appliance kurzschließen
Wie bereits erwähnt, steht noch eine zusätzliche Wiederherstellungsoption im Cloud-Bereich von Barracuda mit Zugriff per VNC mitsamt der Möglichkeit bereit, die virtuellen NICs an extern erreichbare Netzwerkbereiche anzubinden.
Insgesamt gefiel uns das Konzept des Cloud Backups gut. Selbst bei komplett ausgeschalteten Appliances, stellvertretend für einen Komplettausfall eines Standorts im großen Desaster-Szenario, hat der Administrator über die Speicherung im Web weiterhin die Möglichkeit die Maschinen in einer anderen Umgebung wieder zum Leben zu erwecken oder zumindest die Daten herunterzuladen.
Ein Bare-Metal-Recovery setzt jedoch stets aktive und erreichbare Appliances im lokalen Netzwerk voraus. Die Wiederherstellung über die Notfalldatenträger hat der Hersteller jedoch gut gelöst. Zunächst muss der Techniker die ISO-Datei passend zur Architektur als x86 oder x64 Image auf einen Rohling brennen und mit diesem die gewünschte Maschine starten.
Das einzige Dialogfenster auf diesem Rechner ist das Netzwerkkonfigurationsfenster mit der Möglichkeit zur Eingabe einer festen IP, der Nutzung von DHCP oder dem Einbinden von zusätzlichen Netzwerktreibern. Alle weiteren Schritte nimmt der Administrator über den "Restore Browser" im Barracuda Backup Web Interface vor. Die auf Kommandos wartende Maschine wird mit ihrer IP-Adresse von der Appliance aus angesprochen.
Auch sehr gut für Backup-Services geeignet
Barracuda bietet mit den Appliances ein in sich stimmiges, intuitives und leicht einzurichtendes Backup-Konzept an. Die Spiegelung von Daten in Richtung Cloud-Service gilt im Moment als modern und wird von immer mehr Firmen als Teil der Backup-Strategie in Erwägung gezogen.
Wer seine Daten lieber nur auf den eigenen Servern absichern möchte, kann dies mit einer einzigen Einstellung ebenfalls einrichten. Jedoch stellte sich besonders das Zusammenspiel mehrerer Backup-Appliances mit Cloud-Anbindung in unseren Tests als besonders gelungener Ansatz heraus, der sich insbesondere für Backup-Services empfiehlt.
Barracuda Backup ist eine dieser modernen Sicherungslösungen am Markt, die darauf verzichten, den Anwender mit gefühlten 1001 Befehlen und Schaltern zu traktieren. Stets lenkt die Software den Benutzer zieltgerichtet durch die Dialogfenster.
Es gibt für den Administrator kaum die Notwendigkeit, einen Arbeitsschritt abzubrechen und zunächst an einer anderen Stelle Konfigurationsparameter zu verändern. Alle Einstellungen und Features greifen gut und sinnvoll ineinander und hinterließen bei uns im Test einen positiven Eindruck.
* Das Autoren-Duo Frank-Michael Schlede und Thomas Bär arbeitet im IT-Fachjournalismus.
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