Datacenter Sustainability in einer Studie von Hitachi Vantara Wenn es um Nachhaltigkeit geht, erkennen Leader die Gewinnpotentiale

Ein Gastbeitrag von Ariane Rüdiger im Auftrag von Hitachi VAntara Lesedauer: 6 min |

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Hitachi Vantara befasste sich in einer aktuellen Studie mit Nachhaltigkeit von Rechenzentren im Kontext unternehmensweiter Nachhaltigkeitsinitiativen. Viele stehen hier noch am Anfang.

Ein Rechenzentrum mit einer zehn Jahre alten Storage-Infrastruktur mit rund 5 Petabyte Kapazität und rund 326.004 Kilogramm CO2-Ausstoß kann diesen durch Modernisierungsmaßnahmen auf rund 41.182 Kilo, also um 87 Prozent reduzieren.
Ein Rechenzentrum mit einer zehn Jahre alten Storage-Infrastruktur mit rund 5 Petabyte Kapazität und rund 326.004 Kilogramm CO2-Ausstoß kann diesen durch Modernisierungsmaßnahmen auf rund 41.182 Kilo, also um 87 Prozent reduzieren.
(Bild: © Andriy Onufriyenko/Hitachi Vantara)

Wie nachhaltig sind Rechenzentren heute wirklich, wie ernsthaft die Bestrebungen zu ihrer Dekarbonisierung? Damit befasste sich eine Studie, die Thoughtlab im Auftrag von Hitachi Vantara im Frühjahr 2023 ausgeführt hat (siehe Kasten: „Über die Studie“). Im Folgenden werden vor allem die Deutschland-bezogenen Daten wiedergegeben.

Die Treiber

Die unternehmensweite Verringerung von CO2-Ausstoß und Energieverbrauch hat bei 60 Prozent der deutschen Befragten eine hohe, bei 16 Prozent eine sehr hohe und nur bei 24 Prozent eine mäßige Priorität. Wichtigster Nachhaltigkeitstreiber ist die Compliance mit der Regulierung (47 Prozent, weltweit 56 Prozent), gefolgt von der Erfüllung von Kunden- (46 Prozent) und Aktionärserwartungen sowie einer ethischen Verpflichtung (40 Prozent, weltweit 54 Prozent).

In zwei Jahren stehen Aktionärserwartungen mit 52 Prozent auf Platz eins, gefolgt von Compliance und Kundenerwartungen (je 51 Prozent). Auf Platz drei liegt dann die ethische Verpflichtung (49 Prozent), auf Platz 4 das Halten und Gewinnen von Personal (47 Prozent). Weitere Motive: Kostenoptimierung, Erwartungen von Partnern und Wachstumsoptionen.

Verantwortung und Herausforderungen

Verantwortlich für die Einhaltung der Nachhaltigkeitsziele ist meist direkt der Chief Sustainability Officer mit 92 Prozent, gefolgt vom CEO (51 Prozent) und von den IT-Funktionen CIO, CTO (Chief Technology Officer) oder CDO (Chief Data Officer) mit 45 Prozent. Finanzchefs sind zu 32 Prozent direkt verantwortlich.

Nachhaltigkeitsinitiativen müssen organisatorische, rechtliche und technische Herausforderungen bewältigen. Die wichtigste besteht für die deutschen Umfrageteilnehmer mit 46 Prozent Nennungen in der Einhaltung der gesetzlichen Regeln (weltweit ebenfalls 46 Prozent), die zweitwichtigste im Fehlen eigener Kontrolle über viele Emissionen und Güter (42 Prozent). Dazu kommen fehlende Nachhaltigkeitsstrategien und Implementierungspläne (37 Prozent), das Auswählen der besten Technologie, lange, unübersichtliche Wertschöpfungsketten (je 33 Prozent), mangelnde fachliche Fähigkeiten respektive fehlendes Personal (32 Prozent) und unzureichender Datenzugang (29 Prozent).

Datacenter-Dekarbonisierung: Aktivität mit Top-Priorität

Die Hälfte der Befragten aus Deutschland stuft die Dekarbonisierung des Rechenzentrums im Rahmen ihrer unternehmensweiten Nachhaltigkeitsinitiativen als hoch, 15 Prozent sogar als sehr hoch priorisiert ein. Das entspricht dem weltweiten Durchschnitt.

Allerdings stehen Rechenzentren laut derselben Umfrage nur für 4,16 Prozent des Gesamt-Kohlendioxidausstoßes der deutschen Unternehmen. Der europäische Durchschnitt liegt bei 4,12 Prozent.

Als Gründe für ihre Datacenter-Dekarbonisierungsmaßnahmen gaben immerhin 63 Prozent der deutschen Befragten an, sonst unternehmensweite Nachhaltigkeitsziele zu verfehlen. Je 38 Prozent wollen Geschäftspartner nicht enttäuschen und Kostensteigerungen abwehren. 37 Prozent fürchten Reaktionen des Regulierers. 31 Prozent sehen sonst ihren Ruf und den Shareholder Value beeinträchtigt.

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18 Prozent der befragten deutschen Organisationen bauten ihr Rechenzentrum, ohne dabei Nachhaltigkeit im Auge zu haben. Aber 42 Prozent stimmen der Aussage zu, ökologische Rechenzentren zu entwickeln, gehöre zu den effektivsten Methoden der Organisation, ihren Kohlendioxid-Fußabdruck zu verringern. 39 Prozent sagen, sie investierten selbst in Werkzeuge und Wissen zur Dekarbonisierung.

Konkrete Maßnahmen im eigenen Rechenzentrum

Nun zu den praktischen Aktivitäten. Die Zahl in Klammern gibt jeweils den Wert für „geplant in zwei Jahren“ wieder. 51 Prozent der Befragten haben bereits Daten auf eine Energie-effiziente Cloud-Plattform verlagert (53 Prozent). 49 Prozent implementierten ein effizienteres Kühlsystem (56 Prozent). 42 Prozent reduzieren Hotspots (50 Prozent), 39 Prozent verwenden direkt oder über ihren Provider erneuerbare Energie (53 Prozent), 36 Prozent nutzen Werkzeuge und Systeme, mit denen sie den Energieverbrauch messen (38 Prozent).

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Weitere Maßnahmen: Platz sparen, intelligenteres Daten-Management, Anwendungs- und Workflow-Modernisierung, Storage- und Serverkonsolidierung, Virtualisierung, Einsatz von Hochleistungs-NAS, Wahl eines effizienteren Providers. Nur 17 Prozent nutzen bisher ihrer Geräte länger (21 Prozent).

Der Kohlendioxidausstoß in deutschen Rechenzentren wird meist vierteljährlich gemessen (heute: 43 Prozent, in zwei Jahren 44 Prozent). In Echtzeit messen dabei heute 1 Prozent der Befragten, in einem Jahr wollen das schon 3 Prozent tun.

Tägliche Messungen gibt es derzeit bei 6 Prozent, in zwei Jahren bei 5 Prozent, wöchentlich messen heute 4 Prozent, in zwei Jahren 7 Prozent, monatlich 20 Prozent, in zwei Jahren 22 Prozent, jährlich derzeit 25 Prozent, in zwei Jahren nur noch 19 Prozent. Die vierteljährliche Messung scheint sich also zu bewähren, und das gilt auch für andere europäische Länder. Hier messen aktuell 40 Prozent, in zwei Jahren 39 Prozent vierteljährlich.

Cloud-Migration: Königsweg oder Augenwischerei?

Fragt man nach den Fokus-Bereichen, auf die sich die Rechenzentrumsbetreiber bei ihren Dekarbonisierungsmaßnahmen konzentrieren, nennen 59 Prozent (61 Prozent) der deutschen Befragten Public Cloud Provider. Immerhin 56 Prozent (67 Prozent) konzentrieren sich auf Anwendungs- und Prozessmodernisierung. 42 Prozent (53 Prozent) stellen die Verbesserung ihres eigenen oder des Partner-Datacenter in den Mittelpunkt, 36 Prozent die Hardware-Infrastruktur (44 Prozent).

Bei der Bewertung der Cloud-Migration als Kohlendioxid-Minderungsmaßnahme gibt es widersprüchliche Meinungen: 62 Prozent sehen in der Migration zum Co-Location oder in die Public Cloud (47 Prozent, weltweit 45 Prozent) die wichtigste Maßnahme zur Verringerung des Rechenzentrums-CO2-Fußabdrucks. Gleichzeitig stimmen 43 Prozent der Aussage zu, die Verlagerung zum Cloud Provider schaffe lediglich die Emissionen woanders hin, statt sie zu beseitigen.

Nachhaltiger Einkauf

Beim Einkauf hat die Nachhaltigkeit der gewählten IT-Produkte für 75 Prozent der deutschen Kunden hohe oder sehr hohe Priorität. Als mäßig wichtig bewerten sie nur 24 Prozent, ohne Bedeutung ist sie für genauso bedeutungslose 1 Prozent.

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Allerdings fragen gleichzeitig nur 45 Prozent der deutschen Umfrageteilnehmer bei der Beschaffung Nachhaltigkeitskriterien ab. Von denen, die die Nachhaltigkeit ihrer Lieferanten bewerten, geben ihr 27 Prozent höchste Priorität, für 53 Prozent ist sie das zweitwichtigste Kriterium, für 16 Prozent das drittwichtigste. Nur vier Prozent fragen das Kriterium zwar ab, messen ihm dann aber keine Bedeutung bei.

Die Bemühungen zeitigen bislang kaum Erfolge: Von den befragten Unternehmen haben 20 Prozent in den vergangenen zwei Jahren ihre Datacenter-Emissionen um bis zu 20 Prozent reduziert. Bei 61 Prozent sind sie gleich geblieben, bei 19 Prozent um bis zu zehn Prozent gestiegen. Im Durchschnitt wurde der Ausstoß in den vergangenen zwei Jahren in Deutschland um 0,26 Prozent, also so gut wie nicht gesenkt. Der europäische Durchschnitt beträgt – 0,29 Prozent.

Betriebskostenmessung

In Deutschland messen 78 Prozent die jährlichen Betriebskosten ihres Rechenzentrums – in zwei Jahren sollen es 84 Prozent sein. Dessen Gesamtkosten beziffern 29 Prozent der Befragten mit über fünf Millionen Dollar jährlich, 18 Prozent auf zwischen 4,1 und 5 Millionen Dollar, 15 Prozent auf 2,1 bis 3 Millionen Dollar, 12 Prozent auf 3,1 bis 4 Millionen Dollar und nur jeweils 9 Prozent auf unter eine Million oder zwischen 1,1 und zwei Millionen Dollar. Die Durchschnittskosten pro Rechenzentrum liegen bei 8,29 Millionen Dollar, im europäischen Durchschnitt bei 6,01 Millionen Dollar.

Die Rechenzentrumskosten der deutschen Rechenzentren bleiben in diesem gegenüber dem letzten Jahr bei 46 Prozent der Befragten gleich. 21 Prozent müssen weniger berappen, 30 Prozent mehr. Davon verzeichnen 8 Prozent mehr als 10 Prozent Kostenzuwachs. Für das kommende Fiskaljahr gehen 27 Prozent von gleichbleibenden, 32 Prozent von sinkenden und 37 Prozent der Befragten von steigenden Datacenter-Kosten aus.

Im Vergleich zu Gesamteuropa steht Deutschland hier eher günstig da. Dort erwarten im laufenden Jahr gegenüber der Vorperiode nur 15 Prozent sinkende, aber 32 Prozent steigende Kosten. Bei 49 Prozent bleiben die Kosten gleich. Steigende Kosten für die Folgeperiode erwarten im europäischen Durchschnitt 43 Prozent der Befragten.

In den nächsten zwei Jahren soll der Kohlendioxidausstoß, der Datacenter zugemessen werden kann, bei immerhin 54 Prozent um wenigstens 10 Prozent sinken, bei 13 Prozent noch darüber hinaus. Gleichbleiben soll er bei 16 Prozent. 17 Prozent gehen von einer Steigerung aus. In den kommenden zwei Jahren sollen die deutschen Datacenter-Emissionen insgesamt um 4,24 Prozent sinken.

Eco-Data-Leader sehen eher wirtschaftliche Chancen

Die Studie unterteilt die Befragten hinsichtlich ihrer Datacenter-bezogenen Nachhaltigkeitsinitiativen in vier Gruppen:

  • Einsteiger (Deutschland: 21 Prozent, weltweit 27 Prozent),
  • am Anfang der Implementierung stehende Anwender (14 Prozent, weltweit 19 Prozent),
  • Fortgeschrittene (36 Prozent, weltweit 29 Prozent)
  • und so genannte Eco-Data-Leaders (29 Prozent, weltweit 25 Prozent).

Leader erkennen in Nachhaltigkeitsinitiativen eher als andere wirtschaftliche Chancen (48 Prozent, Einsteiger: 19 Prozent) und sehen sie als Kostenoptimierung oder die Erfüllung von Kundenwünschen (je 40 Prozent). Sie engagieren sich daher stärker. Einsteiger sehen dagegen vor allem den Kostensparaspekt (36 Prozent).

Lohn der Mühe

Die Leader könnten mit ihrer Einschätzung richtig zu liegen: Datacenter-Dekarbonisierungsbemühungen rechnen sich. Wie stark, hängt aber von Standort, Alter und Kapazität ab. Das belegen Simulationen, wie sie der „CO2-Estimator“ , ein CO2-Berechnungs-Tools von Hitachi Vantara, ermöglicht.

Ein Beispiel: Ein Rechenzentrum mit einer zehn Jahre alten Storage-Infrastruktur mit rund 5 Petabyte Kapazität und rund 326.004 kg CO2-Ausstoß kann diesen durch Modernisierungsmaßnahmen auf rund 41.182 Kilo, also um 87 Prozent reduzieren. Dazu kommen laut Hitachi Vantara um über 90 Prozent reduzierte Energierechnungen im Storage-Bereich.

Über die Studie

An der Studie nahmen 1.000 globale Unternehmen teil. Aus Deutschland stammten 100 Firmen. Von den hiesigen Umfrageteilnehmern kamen 40 Prozent aus der produzierenden Industrie, 32 Prozent aus dem Gesundheitswesen, 16 Prozent aus dem öffentlich-rechtlichen Bereich und 12 Prozent sind Finanzdienstleister.

Befragt wurden vor allem CEOs, Chief Data Officers (je 12 Prozent) und CTOs (9 Prozent), dazu eine Fülle anderer Rollen. Die meisten der deutschen Befragten haben zwischen 1.000 und 9.999 (38 Prozent) oder zwischen 50.000 und 90.000 (20 Prozent) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Alle Unternehmen hatten mehr als 500 Millionen Dollar Umsatz, davon 41 Prozent über 10 Milliarden Dollar.

48 Prozent der Workloads laufen bei den deutschen Befragten derzeit auf einer On-Premises-Infrastruktur, 30 Prozent in Co-Location-Sites oder Managed Services und der Rest von 21 Prozent in der Public Cloud.

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