IT ohne Grenzen, Teil II Das Diktat der App-Moderne: Schnelligkeit und Integration
Der Begriff „friktionslose IT“ bezeichnet eine IT, die einfach funktioniert. Das Vorbild bilden die Consumer-orientierten Public-Cloud-Services. Ähnliches erwarten die Benutzer auch von Unternehmenssoftware. Der erste Teil des Zweiteilers behandelt den Aspekt Benutzerfreundlichkeit (siehe: Link), in diesem Teil geht es um Geschwindigkeit und Integration.
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Die Geschwindigkeit gehört zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren einer friktionslosen IT. Wenn bei einer attraktiven Benutzeroberfläche immer noch 20 Schritte zu absolvieren sind, bevor der Anwender am Ziel ist, oder es 20 Wochen dauert, bis die neu entwickelte Applikation endlich in der Fachabteilung eingesetzt werden kann, ist das nicht friktionslos.
Geschwindigkeit beeinflusst die User Experience, das ist von den Search Engine Rankings her bekannt ; daher gibt es bei der Entwicklung von Webseiten permanent Untersuchungen rund um Aspekte wie Ladezeiten. Dennoch hat es lange gedauert, bis die IT-Industrie realisierte, dass Anwender, die keine langen Ladezeiten bei Webseiten tolerieren, auch keine langsamen Unternehmensapplikationen akzeptieren.
Geschwindigkeit
In den letzten fünf Jahren rückte Geschwindigkeit stärker in den Vordergrund. Das macht sich auch daran bemerkbar, dass die IT-Branche immer wieder Agilität als die am meisten erwünschte Eigenschaft von Geschäfts- und Software-Entwicklungsmodellen erwähnt.
Zwar ist Agilität nicht gleichbedeutend mit Geschwindigkeit, aber sie hat einen sehr großen Anteil daran. Dies ist auch einer der vielen Gründe, warum eine Verschiebung des Interesses weg von virtuellen Maschinen und hin zu Applikations-Containern zu verzeichnen ist.
Betriebssystem und Applikations-Virtualisierung sind so alt wie die Hardware-Virtualisierung – und in manchen Fällen sogar noch älter. Vor mehr als zehn Jahren gab es in der sich gerade herausbildenden Virtualisierungsbranche eine Vielzahl von Start-ups, die sich auf drei Ansätze konzentrierten.
Wiedergeburt der Application Layer
Es ist allgemein bekannt, dass sich die Mehrheit der Anwender lange Zeit für virtuelle Maschinen entschieden hat; die Partitionierung von Betriebssystemen und Application Layer spielten nur eine untergeordnete Rolle. Heute aber erleben die zuletzt genannten Technologien eine Wiedergeburt, denn die Anforderungen der Anwender haben sich geändert.
Vor zehn Jahren bestand die größte Herausforderung der IT-Abteilungen in einer Modernisierung der Rechenzentren. Gleichzeitig galt es, den ROI der vorhandenen Hardware zu maximieren und deren Virtualisierung lieferte dazu einen entscheidenden Beitrag. Heute kommt es für die IT darauf an, die Nachfrage aus den Fachabteilungen schnellstmöglich abdecken zu können, denn es gibt neue Wettbewerber: die Public-Cloud-Provider.
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Nichts geht mehr ohne Container
Applikations-Container können innerhalb von Sekunden – und nicht innerhalb von Minuten wie bei virtuellen Maschinen – bereitgestellt werden. Dadurch sind die Reaktionszeiten in einer Vielzahl von Szenarien drastisch geschrumpft, etwa beim Scaling-Out einer Web-Applikation, um einen unerwartet hohen Traffic bewältigen zu können.
Integration
Der dritte Erfolgsfaktor einer friktionslosen IT ist die nahtlose Integration zwischen den Produkten für den Unternehmenseinsatz und den zusätzlichen Services, damit ein optimaler Nutzen entsteht. Keine erfolgreiche Software oder Hardware kommt ohne ein gewisses Maß an Integration in eine vorhandene IT-Umgebung aus. Der Aufwand für die Integration spielt jedoch eine entscheidende Rolle für die User Experience und damit auch für die Produktivität der Benutzer.
Die Integration kann im Backend oder am Frontend erfolgen, wobei letztere nur selten beachtet wird. Das lässt sich am Beispiel eines intelligenten Kalenders verdeutlichen.
Das Kalenderbeispiel
Zur Vorbereitung eines Meetings nutzen viele Berufstätige eine Reihe von Apps auf ihrem Smartphone: den Kalender, um zu wissen, wann, wo und mit wem man sich trifft sowie die Navigations-App, um die Anfahrtsroute festzulegen. Ist es der Kennenlerntermin, wird noch in weiteren Apps recherchiert: LinkedIn bietet Infos zum beruflichen Werdegang der Gesprächspartner und Twitter liefert Daten dazu, mit welche Themen sie sich gerade beschäftigen.
Von den vier genannten Apps sind die beiden letztgenannten die wichtigsten; denn deren Informationen können für den erfolgreichen Verlauf des Meetings ausschlaggebend sein. Da die Informationen jedoch in unterschiedlichen Apps enthalten sind, und sich dadurch die Friktion erhöht, beschränken sich die meisten Anwender auf die beiden ersten Apps. Dann aber fehlen die möglicherweise entscheidenden Daten für das Meeting und dies beeinträchtigt die Effizienz.
Eine Lösung für dieses Problem bieten die so genannten Smart Calender Apps. Ihre größte Stärke besteht darin, dass sie die Daten aus allen vier erwähnten Apps in einem einheitlichen Frontend und einer konsistenten Benutzeroberfläche zusammentragen. Apps wie „Tempo“ oder „Sunrise“ vermitteln einen guten Eindruck davon.
Das ganze Bild
Benutzerfreundlichkeit, Geschwindigkeit und Integration sind zentrale Bestandteile zur Verbesserung der User Experience von Software und Hardware. Aber gab es das nicht auch schon früher? Wo ist der Unterschied?
User Experience galt in Unternehmen wie bei IBM schon seit Ende der 1960er-Jahre als wesentliches Unterscheidungsmerkmal. Zudem gibt es eine Reihe von ROI-Rechnern, die zeigen, dass die User Experience einen positiven Einfluss auf den Geschäftserfolg hat. Der Unterschied besteht darin, das Unternehmen heute mehr Auswahl haben und es die IT-Abteilungen mit neuen Wettbewerbern zu tun haben.
Das Angebot ist unglaublich groß und sehr einfach zugänglich. Können die internen Spezialisten keine friktionslose IT bereitstellen, versorgen sich die Fachabteilungen anderswo und verwenden die Tools, die ihnen unter all den Angeboten am bequemsten und einfachsten erscheinen – das mögen noch nicht einmal die kostengünstigsten sein.
Und die Fachbereiche?
Eine Fachabteilung kümmert sich nicht um Sicherheits-, Compliance- oder Integrationsanforderungen. Sie kümmert sich auch nicht um die politischen Motive, die eine IT-Abteilung dazu bringt, sich für eine bestimmte und damit gegen eine andere IT-Lösung zu entscheiden.
Die Fachbereiche wollen ihren Job innerhalb einer vorgegebenen Frist erledigen. Wenn ihnen die Unternehmenspolitik im Wege steht, wird sie oft einfach unterlaufen. Ist dies der Fall und ein externer Service Provider stellt die benötigten Tools bereit, verliert die interne IT zunehmend an Bedeutung. Um auch in Zukunft relevant zu bleiben, müssen die IT-Hersteller und die IT-Abteilungen die aktuelle Entwicklung zur Kenntnis nehmen, den Bedarf frühzeitig erkennen und ihre Angebote darauf einstellen.
* *Alessandro Perilli ist General Manager Cloud Management Strategy bei Red Hat.
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