DevOps erwarten von Cloud-Service-Providern auch Mehrwerte für die Anwendungsentwicklung und -verwaltung Darf‘s noch ein bisschen mehr sein?

Redakteur: Ludger Schmitz

Professionelle Anwender betrachten die Cloud nicht mehr nur als eine ständig verfügbare Ressource, sondern erwarten heute zusätzliche Mehrwerte für ihre Anwendungen. Darauf müssen Service-Provider reagieren, erklärt Tobias Reisberger von Nexinto*.

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Es ist wie an der Fleischtheke: Mehr anzubieten belebt auch bei Cloud-Providern das Geschäft.
Es ist wie an der Fleischtheke: Mehr anzubieten belebt auch bei Cloud-Providern das Geschäft.
(Bild: Ben Kerckx, Pixabay / CC0 )

Die Cloud hat die Verfügbarkeit von IT-Ressourcen neu definiert: nahezu unbegrenzt, flexibel, skalierbar und vergleichsweise kostengünstig rund um die Uhr verfügbar. Dadurch hat sie auch die Art und Weise, wie Infrastruktur in Entwicklungsprozessen zum Einsatz kommt, verändert sowie neue Konzepte wie Infrastructure as a Code und DevOps ermöglicht. Dadurch verlagern sich so allerdings auch die Prioritäten.

Steht die agile infrastrukturelle Basis, geht es verstärkt darum, die darauf laufenden Prozesse und Services zu optimieren. Dahinter steckt vor allem eine kontinuierliche Entwicklung von notwendigen Anwendungen im Rahmen von Continuous Integration/Continuous Deployment (CI/CD). In diesem Kontext ist es ganz selbstverständlich, dass die benötigten Infrastruktur-Ressourcen zur Verfügung stehen.

Sehr unterschiedliche Cloud-Strategien der Unternehmen

Auf dieses Szenario bewegen sich digitalisierte Unternehmen zu. Noch handhaben sie ihre IT ganz unterschiedlich. Während manche nur dedizierte Ressourcen einsetzen, sind andere bereits in der Multi-Cloud aktiv und nutzen Services und Infrastrukturen verschiedener Cloud-Anbieter, sowohl im Selfservice als auch komplett gemanagt von Service-Providern. Oder Unternehmen stecken auf ihrer Digitalisierungs-Roadmap irgendwo zwischen diesen verschiedenen Ansätzen.

Wie unterschiedlich Unternehmen die Transformation ihrer IT-Infrastruktur angehen, veranschaulicht die Studie „Transforming your infrastructure for digital“ des IT-Marktforscherschungsunternehmens PAC. Bezüglich der Frage, welche Cloud-Modelle die Befragten als mögliche Lösungen dafür in Betracht ziehen, verteilten sich die Antworten auf diese Top-Fünf-Szenarien: „Self-managed private cloud / virtualization“ (48%), „Public cloud-style technologies, deliverd on-premise“ (42%), „Self-managed public Cloud“ (41%), „Third-party-managed private cloud / virtualisation“ (36%) und „Third-party-managed public cloud“ (30%). Die Realitäten und Strategien in den Unternehmen sind also sehr heterogen.

Infrastruktur gerät zur Nebensache

Für Service-Provider resultiert daraus keine ganz einfache Aufgabe. Sie müssen zum einen mit den aktuell unterschiedlichen Herangehensweisen und Ist-Zuständen klarkommen. Zum anderen müssen sie sich auf den veränderten Umgang mit Infrastruktur-Ressourcen einstellen.

Denn schon heute, und in Zukunft noch stärker, werden vor allem DevOps-Teams zusätzliche Mehrwerte aus der Cloud für Entwicklung und Bereitstellung ihrer Applikationen erwarten – und das plattform- und anbieterübergreifend. Diese wollen sich stärker vom eigentlichen Plattform-Betrieb lösen und auf die Entwicklungsprozesse konzentrieren. Infrastruktur wird für sie zur Nebensache und fungiert eher als Werkzeuglieferant für ihre CI/CD-Pipeline. Microservice-Architekturen und Trends wie Infrastructure as a Code, Function as a Code oder auch Serverless Computing befeuern diese Entwicklung.

Neue Trends in Wertschöpfung einbinden

Service-Provider müssen sich mit dieser veränderten Nachfrage auseinandersetzen und ein entsprechendes Angebots-Portfolio aufbauen – natürlich mit der dazugehörenden Expertise. Das Potenzial für Service-Provider ist in diesen Segmenten enorm. So haben die Analysten von Research and Markets im letzten Jahr allein den Markt für Function as a Service untersucht: Dieser soll von 2016 bis 2021 um 7,72 Milliarden anwachsen. Eine Stack Overflow Umfrage aus 2017 hat ergeben, dass Serverless als Plattform bei Anwendungsentwicklern bereits heute sehr beliebt ist und auf Rang 2 nach Linux und vor Amazon AWS rangiert.

Was Cloud-Nutzer verlangen werden

Der reine Infrastrukturbereich wird für Service-Provider zum Brot-und-Butter-Geschäft. Um zusätzliche Wertschöpfung zu schaffen, gilt es, diese veränderte Nachfrage mit zusätzlichen Services zu begegnen. Dazu gehört auch, Dienste verschiedener Cloud-Anbieter zu managen, mit eigenen Services zu veredeln und für Unternehmen auszusteuern. Dafür ist es notwendig, entsprechende Schnittstellen zu schaffen, um eigene Services mit Third-Party-Anbietern zu vernetzen.

Im Idealfall ist es für Kunden möglich, ihre kompletten Workflows abzubilden. Service-Provider müssen dazu in der Lage sein, die dafür notwendigen Plattformen auf Management-, Security- und Technologie-Ebene zu administrieren und oder beim Selfservice der Unternehmen zu unterstützen. Im Idealfall ist es diesen bei Bedarf möglich, sowohl manuelle als auch automatisierte Schritte über alle Cloud Provider hinweg via einem API-Portal anzusprechen und zu steuern.

Fazit

Die Cloud hat den IT-Infrastruktur-Markt verändert. Als Basis-Service betrachtet, fordern DevOps-Teams zunehmend Mehrwerte für den Fokus auf die eigentliche Anwendungsentwicklung. Die Verantwortung, Infrastrukturen über verschiedene Plattformen und Anbieter hinweg zu managen, liegt immer stärker bei den Service-Providern. Über den steigenden Bedarf an Development Features bietet sich die Möglichkeit, zusätzliche Mehrwerte für ihre Kunden zu schaffen. Dafür gilt es zum einen, mehr Services für die oberen OSI-Layer aufzubauen, und zum anderen, die Technologien verschiedener Cloud-Anbieter zu beherrschen und einzubinden.

*Tobias Reisberger ist Chief Digital Officer von Nexinto.

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