Grundlagen moderner Netzwerktechnologien im Überblick – Teil 72 Broadband Wireless Access (BWA) – ein Überblick
Möchte man einen Haushalt mit Triple Play versorgen, kostet die Lösung über Glasfaserkabel durchschnittlich ca. 2000 Euro, eine Lösung über DSL ca. 750 Euro – aber eine Lösung über Funk nur 75 Euro pro Haushalt. Dies macht Broadband Wireless Access hochinteressant. Der zentrale Standard für WBA lautet IEEE 802.16. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über BWA, die nächsten Folgen behandeln das Thema dann in der Tiefe.
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Mitte 1999 hat die IEEE 802.16-Arbeitsgruppe für breitbandigen drahtlosen Zugriff damit begonnen, Standards für WirelessMetropolitan Area Networks zu entwickeln. Dabei wurde von Beginn an Wert auf großen Konsens und internationale Anwendbarkeit gelegt. Ziel ist die Entwicklung von Standards für die Überbrückung der „First Mile“, die den breitbandigen Zugriff auf Zubringernetze durch Funktechnik ökonomischer gestalten soll als dies mit anderen Lösungen (DSL, FTTH, ...) möglich ist. Dies ist eine notwendige Ergänzung zu bestehenden Standards hinsichtlich schneller optischer Metronetze. Die Arbeitsgruppe hat bis jetzt zwei Standards hervorgebracht, die laufend erweitert werden:
IEEE 802.16 Wireless MAN-Standard. Er wurde im April 2002 veröffentlicht und deckt Systeme im Frequenzbereich zwischen 10 und 66 GHz ab. Die Ergänzung IEEE 802.16a erweitert den Standard um die Perspektive der Benutzung regulierter und „lizenzfreier“ Frequenzbereiche zwischen 2 und 11 GHz. Die Ergänzung 802.16c entwickelt Systemprofile für 10-66 GHz und definiert Interoperabilitätsspezifikationen.
IEEE 802.16.2 „Coexistence of Fixed Broadband Wireless Access Systems“ ist ein Standard, der sich detailliert mit der Frage der Koexistenz unterschiedlicher drahtloser Zugangstechniken und anderer Funkdienste im Bereich zwischen 10 und 66 GHz befasst. Die Erweiterung 802.16.2a beschäftigt sich wieder mit den Frequenzbereichen zwischen 2 und 11 GHz. In diesen Dokumenten werden z.B. auch Koexistenzfragen mit Europäischen Funkdiensten behandelt.
Weitere Gruppen von IEEE 802.16 befassen sich mit angelagerten Themen. So wurde im März 2002 die Arbeitsgruppe MBWA (Mobile Broadband Wireless Access) gegründet, die mit IEEE 802.20 mittlerweile eine eigene Nummer hat. Die Gruppe IEEE 802.16 arbeitet eng mit anderen Gremien zusammen, z.B. mit ETSI und ITU, 802.11 und 802.15. Besondere Schützenhilfe für alle Fragen der professionellen Funktechnik kommt von der IEEE Microwave Theory and Techniques Society. Damit sollen Pannen, wie wir sie von 802.11 her kennen, von vorneherein systematisch ausgeschlossen werden. 802.16 hat die volle Unterstützung von Herstellern mit Erfahrung im Bereich der professionellen Funktechnik wie Nokia, Sony-Ericsson oder Siemens und von Chipherstellern wie Intel und Motorola.
Broadband Wireless Access, BWA
Der drahtlose Breitbandzugriff (Broadband Wireless Access, BWA) ist der beste Weg, um die Anforderungen von Unternehmen, Einzelpersonen und Organisationen an schnelle Internetverbindungen sowie an integrierte Daten-, Sprach- und Videodienste schnell und kostengünstig zu erfüllen. BWA ergänzt optische Infrastrukturen besser und schneller als DSL oder andere Kabelnetzwerke. Einer der größten Vorteile ist die schnelle Implementierung: Das Aufstellen und der Anschluss der wenigen benötigten Base Stations (BS) kann in wenigen Tagen passieren. Man braucht weder Löcher zu bohren noch Kabel zu verlegen und muss sich – bei „fixed“-Technologien – auch innerhalb eines Gebäudes nur vage auf den endgültigen Standort eines Gerätes festlegen; bei mobilem Zugriff gar nicht.
BWA ist bislang am Fehlen eines international gültigen Standards, der ausreichend hohe Leistung mit hinreichender Reichweite und maximaler internationaler Konformität zu bestehenden Regulierungen kombiniert, gescheitert. Nur mit einem solchen Standard können aber durch weltweite Auslieferung hinreichende Stückzahlen für enorm billige Komponenten realisiert werden.
Der Begriff First Mile (oder Last Mile) steht für einen enormen Markt. Es geht nicht nur um Aufrüstung und Ablösung bestehender Kabel-Infrastrukturen in den Industrieländern, sondern auch um die Versorgung in weniger industriell entwickelten Ländern und Schwellenländern. Eine ganz besondere Resonanz haben die Darstellungen von IEEE 802.16 z.B. in China gefunden. Voraussetzung sind hier allerdings wieder einmal mehr geringe Komponentenkosten.
Der Basis-Standard wurde daher in einem offenen Prozess über zwei Jahre lang unter der Beteiligung Hunderter führender Ingenieure sowohl von den führenden Herstellern als auch von den führenden Providern entwickelt.
weiter mit: Die Details von IEEE 802.16
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