VMworld 2016 Barcelona „Be Hybrid“ lautet die Devise für VMware und die Kunden

Autor / Redakteur: Dipl. -Ing. Thomas Drilling / Ulrike Ostler |

Auf der Europa-Version seiner Hausmesse „VMworld“ präsentierte der Virtualierungsspezialist in Barcelona erwartungsgemäß erneut zahlreiche strategische und technische Neuerungen für 2016 und 2017, von denen die Kooperation mit Amazon Web Services im Bereich Hybrid-Cloud sicher die spannendste ist.

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Die VMworld Europe stand ganz im Zeichen der Hybrid-Cloud und der Kooperation von VMware mit Amazon Web Services.
Die VMworld Europe stand ganz im Zeichen der Hybrid-Cloud und der Kooperation von VMware mit Amazon Web Services.
(Bild: Thomas Drilling/VMworld)

Die Konsequenz der Kooperation mit Amazon - die VMware übrigens entgegen seiner sonst üblichen Gepflogenheiten im Zusammenhang mit der VMworld bereits im Vorfeld der Veranstaltung publik gemacht hatte, besteht für Kunden darin, dass diese den kompletten, auf „vSphere“, „vSAN“ und „NSX“ basierenden Software-Defined-Datacenter-Stack der VMware-Produktfamilie künftig wahlweise on premise, in „vCloud Air“, in „IBM-Softlayer“-Rechenzentren oder künftig als gehostete Instanzen unter Amazon Web Services betreiben können, wobei sich Workloads und Infrastrukturen nach Bedarf verlagern lassen. Hierzu werden wahrscheinlich auch Replikationstechniken wie „Zerto Virtual Replication“ zum Einsatz kommen.

Vom Virtualisierungshersteller zum Automation-Company

Schon um Bestandskunden nicht zu verunsichern, achteten VMware CEO Pat Gelsinger und andere Vortragende wie Raghu Raghuram, Executive Vice President und General Manager für Software Defined Datacenter penibel darauf, dass der strategische Deal kein „ungünstiges“ Licht auf das eigene vCloud Air-Angebot wirft. Das Veranstaltungs-Motto „Be_Tomorrow“ und die Positionierung fast sämtlicher Komponenten des aktuellen Produktproduktportfolios als tragende Säulen der künftigen strategischen Gesamtausrichtung auf den Betrieb hybrider Clouds konnten aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass vCloud Air bisher eher keine Erfolgsnummer war.

Auch wenn das „Eingeständnis“, dass die eigene Public-Cloud im Kontext der Übermacht von AWS, Azure und CCE langfristig wohl kaum Marktanteile zulegen wird „zwischen den Zeilen“ im Raum stand, erscheint VMwares Entscheidung mutig und konsequent, nach dem Motto „Wenn Du den Feind nicht besiegen kannst, gehe mit ihm ins Bett“ zu handeln.

Das bedeutet nichts anderes, als dass sich VMware selbstbewusst auf die eigenen Stärken besinnt, wie dem Hypervisor, der Netzwerkvirtualisierung mit NSX und der Storage-Virtualisierung mit VSAN, getrieben von einem der leistungsfähigen Automatisierungsstacks via „vRealize Automation“.

Alles Cloud? Ja und nein. Auch in der traditionellen IT setzen die Unternehmen auf Services beziehungsweise auf Virtualisierung und kombinieren mit private- und public-Angeboten aus Clouds fremder Herkunft.
Alles Cloud? Ja und nein. Auch in der traditionellen IT setzen die Unternehmen auf Services beziehungsweise auf Virtualisierung und kombinieren mit private- und public-Angeboten aus Clouds fremder Herkunft.
(Bild: Thomas Drilling)

Die Zukunft ist hybrid

Und so nimmt es schließlich auch der Nutzer wahr. Die verwendete Infrastruktur verliert im Kontext der leistungsfähigen Management- und Automatisierungs-Tools von VMware an Bedeutung.

VMware meint damit nicht, dass diese bedeutungslos wird - schließlich wird vCloud Air als Angebot für Bestandskunden und Solche mit sehr spezifischen Anforderungen weiter bestehen, sondern dass man Kunden eine Wahlfreiheit bezüglich der Zielplattform zugesteht, diese aber sonst die vertrauten Werkzeuge wie vCenter, vRealize Operations, vRealize Automation oder „vRealize Log Insight“ nutzen können und sollen.

Der Erfolg hängt für VMware letztlich davon ab, ob es gelingt, das vermutlich erst zur VMworld 2017 final verfügbare Angebot nachhaltig unter eigenem Brand zu etablieren. Dass der Schritt den Nutzer und seine Bedürfnisse im Hinblick auf die hybride Cloud in den Vordergrund stellt, mag aus der Not geboren, sollte aber ohnehin der Normalfall sein.Und wenn der nach eigener Einschätzung wichtigste Private-Cloud-Protagonist VMware mit dem Public-Cloud-Marktführer Amazon kooperiert, profitiert nicht nur der Anwender: VMware und Amazon stärken auch ihre Position gegenüber Microsoft und Google.

Die Kooperation von AWS und VMware erhielt die größte Aufmerksamkeit.
Die Kooperation von AWS und VMware erhielt die größte Aufmerksamkeit.
(Bild: Thomas Drilling)

VMware Cloud on AWS

Als ersten Vorgeschmack auf das neue Angebot präsentierten VMwares CEO Pat Gelsinger und AWS-GEO Andy Jassy auf der Dienstags-Keynote, wie man sich die Integration vorstellt. Mit dem neuen Service „VMware Cloud on AWS“ können Anwender laut Gelsinger ab Mitte nächsten Jahres Applikationen über VMware vSphere-basierte Private-, Public- und Hybrid Cloud-Umgebungen hinweg betreiben.

Bereitgestellt und vertrieben wird die Software als flexibel skalierbarer On-Demand Service von VMware. Kunden können nach wie vor auf bestehende VMware-Werkzeuge zurückgreifen, profitieren aber auch von der globalen Präsenz und dem umfassenden Portfolio an Services auf AWS, einschließlich Storage, Datenbanken und Analytics von AWS profitieren.

Die im Rahmen der Ankündigung vorgeführten Demos ließen einen ersten Eindruck von der „gegenseitigen“ Integration in der „AWS Management Console“ sowie im „vSphere Web Client“ erkennen. Dabei konnten die Besucher ganz nebenbei einen Blick auf die neu gestaltete GUI des vSphere Web Clients werfen, der mit der ebenfalls vorgestellten neuen Version von vSphere 6.5 ausgeliefert werden wird.

Cross-Cloud-Architecture

Neben vSphere 6.5 kündigte VMware in Barcelona auch neue Versionen von vSAN (6.5) und vRealize Automation (7.2) an, unter anderen um zu demonstrieren, was sich VMware unter seiner schon auf der VMworld in Las Vegas eher wage angekündigten „Cross-Cloud“-Architektur vorstellt.

VMwares Cross-Cloud Architektur erlaubt es, Anwendungen über verschiedene Clouds und Geräte hinweg in einer gemeinsamen Betriebsumgebung auszuführen, zu verwalten, zu vernetzen und abzusichern. Sie ist somit nach Ansicht der Amerikaner die momentan umfassendsten hybride Cloud-Architektur weltweit, einschließlich durchgängiger Bereitstellung, Sicherheitsrichtlinien sowie Sichtbarkeit und Steuerbarkeit von sämtlichen Anwendungen, unabhängig davon, ob diese on- oder off-premise laufen.

Dass die neuen Versionen von vSphere, Virtual SAN und VMware vRealize Automation außerdem jetzt Container unterstützen, erhöht laut VMware die Produktivität der Entwickler, weil diese „containerisierte“ Apps unkomplizierter betreiben können.

Vmwares Cross-Cloud-Architecture soll es ermöglichen, den kompletten VMware SDDC-Stacl wahlweise on premise, in vCloud Air, in IBM-Softlayer-Rechenzentren oder in AWS zu betreiben.
Vmwares Cross-Cloud-Architecture soll es ermöglichen, den kompletten VMware SDDC-Stacl wahlweise on premise, in vCloud Air, in IBM-Softlayer-Rechenzentren oder in AWS zu betreiben.
(Bild: Thomas Drilling/VMworld)

Weitere Produkt-Ankündigungen

Abseits des beherrschenden Themas der Kooperation mit AWS stellte VMware gewohnheitsmäßig zahlreiche Produktaktualisierungen vor.

Neben der bereits genannten Version 6.5 von vSphere und VSAN sowie vRealize Automation 7.2, die wir in einem weiteren Beitrag beleuchten, gab es auch Eindrücke der überarbeiteten Photon-Plattform mit Kurbernetes-as-a-Service und einen Ausblick auf eine neue Variante des VDI-Angebotes „Workspace One“, sowie eine Reihe von Details zu Virtual Volumes 2.0.

Auf der Partner-Ausstellung - im vergangenen Jahr massiv geprägt durch das Thema Hyper-Converged-Storage - stand diesmal das Thema Security im Vordergrund. So zeigten etwa der Switching-Spezialist Arista die Integration mit VMware NSX und vSphere, sowie Palo Alto Networks seine Firewall-Integration.

War es das jetzt mit einer VMworld in Barcelona?
War es das jetzt mit einer VMworld in Barcelona?
(Bild: Thomas Drilling)

VMworld 2017

Weitere Details zu VMware Cloud on AWS werden erst im kommenden Jahr veröffentlicht. Das finale Angebot soll dann im Sommer 2017 verfügbar sein. vSPhere 6.5, vSAN 6.5 und vRA 7.2 sollten noch in diesem Winter final erscheinen.

Übrigens hat VMware in Barcelona keinen Termin für die nächste VMworld Europe bekannt gegeben. Offenbar läuft der Fünfjahresvertrag mit der Messe in Barcelona aus. In der Gerüchteküche werden derzeit München, Frankfurt, Hamburg oder Mailand als Kandidaten für die VMworld Europe 2017 gehandelt.

*Über den Autor:

Thomas Drilling arbeitet als freuer Autor und Berater. Auf DataCenter-Insider schreibt er seinen eigenen Blog über Open-Source-Software: „Drillings Open-Source-Eck“.

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